aus dem Saatgute entfernt werden. Bei kleineren Samenmengen werthvoller Pflanzen empfiehlt es sich die Sonderung von Körnern und fremden Beimengungen selbst mit der Hand auszuführen. Bei größeren Mengen begnügt man sich mit dem Reinigen des Samens durch Werfen, Sieben oder auf einer Reinigungs- und Sortirmaschine. Dabei werden alle zur Saat unverwendbaren, unvollkommenen und gebrochenen Körner entfernt und gleichzeitig die Körner nach ihrer Größe gesondert. Die meist geringen Kosten, welche das Putzen und Sortiren der Saatwaare verursacht, sollten nach dem altenglischen Spruche: "was ein Jahr säet, müssen sieben Jahre ausjäten" um so weniger gescheut werden, als die Verwendung reinen Saatgutes zur Erzielung unkraut- freier Felder unerläßlich ist.
Nach F. Nobbe 1) beträgt die Verunreinigung der Samen in Procenten bei verschiedenen Pflanzen die folgenden Mengen:
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Als eindringliche Mahnung überhaupt nur gut gereinigten und geputzten Samen zur Saat zu verwenden, erwähnen wir, daß nach den Untersuchungen von F. Nobbe mit den im Samen der nachstehenden Pflanzen, vorkommenden Bestandtheilen, welche außer in Sand, Spreu etc. zum nicht geringen Theile in Samen von Unkräutern, bisweilen auch von Gift- pflanzen und Schmarotzern (Seide) bestehen, auf die Fläche eines Hectar ausgesäet werden bei
In vielen Fällen ist es vortheilhaft, den erforderlichen Samen selbst zu gewinnen. Wird mit Sorgfalt vorgegangen, so kann man oft einen ebenso guten, für die heimischen Verhältnisse oft brauchbareren Samen erziehen, als man von Außen her erhalten kann. Daß es manchen Oertlichkeiten gelingt, eine weit und breit wegen ihrer Vortrefflichkeit bekannte und gesuchte Saatwaare zu produciren, hat neben günstigen Vegetationsverhältnissen besonders seinen Grund in der weitgetriebenen Sorg- falt, welche bei der Cultur der Samenpflanze und bei der Gewinnung des Samens aufgewendet wird. Durch die Auswahl der passendsten Bodenart, des geeignetsten Standortes für die Samenpflanzen und die sorgfältigste Ausführung der Saat, Pflege und Ernte gelingt es mindestens ein besseres als das gewöhnlich gebaute Saatkorn zu erzielen.
Bei geringem Samenbedarfe wähle man zur Samengewinnung jenen Theil der
1) Neue landw. Zeitung 1873. S. 197.
Allgemeine Ackerbaulehre.
aus dem Saatgute entfernt werden. Bei kleineren Samenmengen werthvoller Pflanzen empfiehlt es ſich die Sonderung von Körnern und fremden Beimengungen ſelbſt mit der Hand auszuführen. Bei größeren Mengen begnügt man ſich mit dem Reinigen des Samens durch Werfen, Sieben oder auf einer Reinigungs- und Sortirmaſchine. Dabei werden alle zur Saat unverwendbaren, unvollkommenen und gebrochenen Körner entfernt und gleichzeitig die Körner nach ihrer Größe geſondert. Die meiſt geringen Koſten, welche das Putzen und Sortiren der Saatwaare verurſacht, ſollten nach dem altengliſchen Spruche: „was ein Jahr ſäet, müſſen ſieben Jahre ausjäten“ um ſo weniger geſcheut werden, als die Verwendung reinen Saatgutes zur Erzielung unkraut- freier Felder unerläßlich iſt.
Nach F. Nobbe 1) beträgt die Verunreinigung der Samen in Procenten bei verſchiedenen Pflanzen die folgenden Mengen:
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Als eindringliche Mahnung überhaupt nur gut gereinigten und geputzten Samen zur Saat zu verwenden, erwähnen wir, daß nach den Unterſuchungen von F. Nobbe mit den im Samen der nachſtehenden Pflanzen, vorkommenden Beſtandtheilen, welche außer in Sand, Spreu ꝛc. zum nicht geringen Theile in Samen von Unkräutern, bisweilen auch von Gift- pflanzen und Schmarotzern (Seide) beſtehen, auf die Fläche eines Hectar ausgeſäet werden bei
In vielen Fällen iſt es vortheilhaft, den erforderlichen Samen ſelbſt zu gewinnen. Wird mit Sorgfalt vorgegangen, ſo kann man oft einen ebenſo guten, für die heimiſchen Verhältniſſe oft brauchbareren Samen erziehen, als man von Außen her erhalten kann. Daß es manchen Oertlichkeiten gelingt, eine weit und breit wegen ihrer Vortrefflichkeit bekannte und geſuchte Saatwaare zu produciren, hat neben günſtigen Vegetationsverhältniſſen beſonders ſeinen Grund in der weitgetriebenen Sorg- falt, welche bei der Cultur der Samenpflanze und bei der Gewinnung des Samens aufgewendet wird. Durch die Auswahl der paſſendſten Bodenart, des geeignetſten Standortes für die Samenpflanzen und die ſorgfältigſte Ausführung der Saat, Pflege und Ernte gelingt es mindeſtens ein beſſeres als das gewöhnlich gebaute Saatkorn zu erzielen.
Bei geringem Samenbedarfe wähle man zur Samengewinnung jenen Theil der
1) Neue landw. Zeitung 1873. S. 197.
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Allgemeine Ackerbaulehre.
aus dem Saatgute entfernt werden. Bei kleineren Samenmengen werthvoller
Pflanzen empfiehlt es ſich die Sonderung von Körnern und fremden Beimengungen ſelbſt
mit der Hand auszuführen. Bei größeren Mengen begnügt man ſich mit dem Reinigen
des Samens durch Werfen, Sieben oder auf einer Reinigungs- und Sortirmaſchine.
Dabei werden alle zur Saat unverwendbaren, unvollkommenen und gebrochenen Körner
entfernt und gleichzeitig die Körner nach ihrer Größe geſondert. Die meiſt geringen
Koſten, welche das Putzen und Sortiren der Saatwaare verurſacht, ſollten nach dem
altengliſchen Spruche: „was ein Jahr ſäet, müſſen ſieben Jahre ausjäten“ um ſo
weniger geſcheut werden, als die Verwendung reinen Saatgutes zur Erzielung unkraut-
freier Felder unerläßlich iſt.
Nach F. Nobbe 1) beträgt die Verunreinigung der Samen in Procenten bei verſchiedenen
Pflanzen die folgenden Mengen:
Als eindringliche Mahnung überhaupt nur gut gereinigten und geputzten Samen zur
Saat zu verwenden, erwähnen wir, daß nach den Unterſuchungen von F. Nobbe mit den im
Samen der nachſtehenden Pflanzen, vorkommenden Beſtandtheilen, welche außer in Sand,
Spreu ꝛc. zum nicht geringen Theile in Samen von Unkräutern, bisweilen auch von Gift-
pflanzen und Schmarotzern (Seide) beſtehen, auf die Fläche eines Hectar ausgeſäet werden bei
Lein . . mit 5 % Verunreinigung 335.100 Körner (41 Arten) Unkrautſamen.
Rothklee . „ 6.4 „ „ „ 602.500 „ (44 „) „ „
Timothegras „ 4 „ „ „ 3,069.000 „ (31 „) „ „
Frz. Raygras „ 46 „ „ „ 55,146.000 „ (45 „) „ „
2. Die Samengewinnung und der Samenwechſel.
In vielen Fällen iſt es vortheilhaft, den erforderlichen Samen ſelbſt zu gewinnen.
Wird mit Sorgfalt vorgegangen, ſo kann man oft einen ebenſo guten, für die
heimiſchen Verhältniſſe oft brauchbareren Samen erziehen, als man von Außen her
erhalten kann. Daß es manchen Oertlichkeiten gelingt, eine weit und breit wegen
ihrer Vortrefflichkeit bekannte und geſuchte Saatwaare zu produciren, hat neben
günſtigen Vegetationsverhältniſſen beſonders ſeinen Grund in der weitgetriebenen Sorg-
falt, welche bei der Cultur der Samenpflanze und bei der Gewinnung des Samens
aufgewendet wird. Durch die Auswahl der paſſendſten Bodenart, des geeignetſten
Standortes für die Samenpflanzen und die ſorgfältigſte Ausführung der Saat,
Pflege und Ernte gelingt es mindeſtens ein beſſeres als das gewöhnlich gebaute
Saatkorn zu erzielen.
Bei geringem Samenbedarfe wähle man zur Samengewinnung jenen Theil der
1) Neue landw. Zeitung 1873. S. 197.
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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/226>, abgerufen am 30.12.2024.
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