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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.

4. Kali (Kalidünger): Pottasche, Staßfurter Abraumsalze, Ausseeer-, Kaluszer-
Kalisalze, Seifensiederfluß (Chlorkalium), Rückstände der Weinsäurebereitung, Wein-
trestern etc.

5. Kali und Stickstoff: Kalisalpeter, Mistjauche etc.

6. Kali und Phosphorsäure: Holzasche, Kalisuperphosphate etc.

1. Die Stickstoffdünger.

Auf die Bedeutung einer Stickstoffdüngung wurde bereits Seite 155 hinge-
wiesen. Dieselbe erscheint besonders dann am Platze, wenn es an den erforderlichen
Mengen an Düngern organischen Ursprunges, besonders an Stallmist gebricht. Der
Stickstoff kann entweder in Form eines salpetersauren oder Ammoniaksalzes oder als
Abfälle organischen Ursprunges auf die Felder gebracht werden.

Der bekannteste Stickstoffdünger ist der Chilisalpeter (salpetersaures Natron).
Bei der Anwendung desselben können am leichtesten Verluste durch Versickerung in
den Boden eintreten, da die Ackererde keine Absorption für Salpetersäure besitzt.
Am ungeeignetsten ist daher die Verwendung des Salpeters vor der Saat oder bei
nasser Witterung. Am besten eignet sich derselbe als Kopfdüngung besonders für
schwach durch den Winter gekommene Halmfrüchte. Seine Wirkung ist hier um so
rascher als er im Boden in wässeriger Lösung bleibt, und daher unmittelbar durch
die Pflanzenwurzeln aufgenommen werden kann. Seiner allgemeineren Auwendung
steht nur der hohe Preis (ungefähr 30--40 Mark. 15--20 fl. per 100 Kilogr.)
entgegen, wenn auch nur geringe Mengen auf 1 Hectar 100--200 Kilogr. aus-
gestreut werden.

Geeigneter für die Düngung als der Chilisalpeter sind die wenig flüchtigen
Ammoniaksalze, welche gegenüber dem Ersteren den Vortheil besitzen, daß das
Ammoniak von dem Boden absorbirt wird. Am verwendbarsten erweist sich das
rohe schwefelsaure Ammoniak, welches als Nebenproduct bei der Leuchtgasfabrication
aus dem Gaswasser gewonnen wird. Größere Mengen dieses Salzes werden auch
aus dem kohlensauren Ammoniak dargestellt, welches aus faulenden, thierischen Stoffen
erhalten wird. Die Ammoniaksalze werden im Boden in das flüchtige, kohlensaure
Ammoniak umgesetzt, weshalb dieselben am besten erst kurz vor der Saat in den-
selben Mengen wie der Chilisalpeter ausgestreut werden und eingeeggt oder noch
zweckmäßiger mit dem Exstirpator oder dem Pfluge in den Boden gebracht werden.
Die Ammoniaksalze eignen sich mehr für leichtere, der Chilisalpeter mehr für schwerere
Bodenarten, wie schon nach der verschiedenen Absorption des Ammoniaks und der
Salpetersäure im Boden erwartet werden kann.

2. Die Stickstoffphosphate.

Der hervorragendste Dünger dieser Gruppe ist der Guano, welcher auf den
Inseln nahe der peruanischen Küste gewonnen wird. Der Guano bildet ein Ge-
menge von Excrementen verschiedener Seevögel mit den Resten der abge-
storbenen Vögel und anderer Seethiere. Je nach dem Fundorte des Guanos

Allgemeine Ackerbaulehre.

4. Kali (Kalidünger): Pottaſche, Staßfurter Abraumſalze, Auſſeeer-, Kaluszer-
Kaliſalze, Seifenſiederfluß (Chlorkalium), Rückſtände der Weinſäurebereitung, Wein-
treſtern ꝛc.

5. Kali und Stickſtoff: Kaliſalpeter, Miſtjauche ꝛc.

6. Kali und Phosphorſäure: Holzaſche, Kaliſuperphosphate ꝛc.

1. Die Stickſtoffdünger.

Auf die Bedeutung einer Stickſtoffdüngung wurde bereits Seite 155 hinge-
wieſen. Dieſelbe erſcheint beſonders dann am Platze, wenn es an den erforderlichen
Mengen an Düngern organiſchen Urſprunges, beſonders an Stallmiſt gebricht. Der
Stickſtoff kann entweder in Form eines ſalpeterſauren oder Ammoniakſalzes oder als
Abfälle organiſchen Urſprunges auf die Felder gebracht werden.

Der bekannteſte Stickſtoffdünger iſt der Chiliſalpeter (ſalpeterſaures Natron).
Bei der Anwendung deſſelben können am leichteſten Verluſte durch Verſickerung in
den Boden eintreten, da die Ackererde keine Abſorption für Salpeterſäure beſitzt.
Am ungeeignetſten iſt daher die Verwendung des Salpeters vor der Saat oder bei
naſſer Witterung. Am beſten eignet ſich derſelbe als Kopfdüngung beſonders für
ſchwach durch den Winter gekommene Halmfrüchte. Seine Wirkung iſt hier um ſo
raſcher als er im Boden in wäſſeriger Löſung bleibt, und daher unmittelbar durch
die Pflanzenwurzeln aufgenommen werden kann. Seiner allgemeineren Auwendung
ſteht nur der hohe Preis (ungefähr 30—40 Mark. 15—20 fl. per 100 Kilogr.)
entgegen, wenn auch nur geringe Mengen auf 1 Hectar 100—200 Kilogr. aus-
geſtreut werden.

Geeigneter für die Düngung als der Chiliſalpeter ſind die wenig flüchtigen
Ammoniakſalze, welche gegenüber dem Erſteren den Vortheil beſitzen, daß das
Ammoniak von dem Boden abſorbirt wird. Am verwendbarſten erweiſt ſich das
rohe ſchwefelſaure Ammoniak, welches als Nebenproduct bei der Leuchtgasfabrication
aus dem Gaswaſſer gewonnen wird. Größere Mengen dieſes Salzes werden auch
aus dem kohlenſauren Ammoniak dargeſtellt, welches aus faulenden, thieriſchen Stoffen
erhalten wird. Die Ammoniakſalze werden im Boden in das flüchtige, kohlenſaure
Ammoniak umgeſetzt, weshalb dieſelben am beſten erſt kurz vor der Saat in den-
ſelben Mengen wie der Chiliſalpeter ausgeſtreut werden und eingeeggt oder noch
zweckmäßiger mit dem Exſtirpator oder dem Pfluge in den Boden gebracht werden.
Die Ammoniakſalze eignen ſich mehr für leichtere, der Chiliſalpeter mehr für ſchwerere
Bodenarten, wie ſchon nach der verſchiedenen Abſorption des Ammoniaks und der
Salpeterſäure im Boden erwartet werden kann.

2. Die Stickſtoffphosphate.

Der hervorragendſte Dünger dieſer Gruppe iſt der Guano, welcher auf den
Inſeln nahe der peruaniſchen Küſte gewonnen wird. Der Guano bildet ein Ge-
menge von Excrementen verſchiedener Seevögel mit den Reſten der abge-
ſtorbenen Vögel und anderer Seethiere. Je nach dem Fundorte des Guanos

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[188/0206] Allgemeine Ackerbaulehre. 4. Kali (Kalidünger): Pottaſche, Staßfurter Abraumſalze, Auſſeeer-, Kaluszer- Kaliſalze, Seifenſiederfluß (Chlorkalium), Rückſtände der Weinſäurebereitung, Wein- treſtern ꝛc. 5. Kali und Stickſtoff: Kaliſalpeter, Miſtjauche ꝛc. 6. Kali und Phosphorſäure: Holzaſche, Kaliſuperphosphate ꝛc. 1. Die Stickſtoffdünger. Auf die Bedeutung einer Stickſtoffdüngung wurde bereits Seite 155 hinge- wieſen. Dieſelbe erſcheint beſonders dann am Platze, wenn es an den erforderlichen Mengen an Düngern organiſchen Urſprunges, beſonders an Stallmiſt gebricht. Der Stickſtoff kann entweder in Form eines ſalpeterſauren oder Ammoniakſalzes oder als Abfälle organiſchen Urſprunges auf die Felder gebracht werden. Der bekannteſte Stickſtoffdünger iſt der Chiliſalpeter (ſalpeterſaures Natron). Bei der Anwendung deſſelben können am leichteſten Verluſte durch Verſickerung in den Boden eintreten, da die Ackererde keine Abſorption für Salpeterſäure beſitzt. Am ungeeignetſten iſt daher die Verwendung des Salpeters vor der Saat oder bei naſſer Witterung. Am beſten eignet ſich derſelbe als Kopfdüngung beſonders für ſchwach durch den Winter gekommene Halmfrüchte. Seine Wirkung iſt hier um ſo raſcher als er im Boden in wäſſeriger Löſung bleibt, und daher unmittelbar durch die Pflanzenwurzeln aufgenommen werden kann. Seiner allgemeineren Auwendung ſteht nur der hohe Preis (ungefähr 30—40 Mark. 15—20 fl. per 100 Kilogr.) entgegen, wenn auch nur geringe Mengen auf 1 Hectar 100—200 Kilogr. aus- geſtreut werden. Geeigneter für die Düngung als der Chiliſalpeter ſind die wenig flüchtigen Ammoniakſalze, welche gegenüber dem Erſteren den Vortheil beſitzen, daß das Ammoniak von dem Boden abſorbirt wird. Am verwendbarſten erweiſt ſich das rohe ſchwefelſaure Ammoniak, welches als Nebenproduct bei der Leuchtgasfabrication aus dem Gaswaſſer gewonnen wird. Größere Mengen dieſes Salzes werden auch aus dem kohlenſauren Ammoniak dargeſtellt, welches aus faulenden, thieriſchen Stoffen erhalten wird. Die Ammoniakſalze werden im Boden in das flüchtige, kohlenſaure Ammoniak umgeſetzt, weshalb dieſelben am beſten erſt kurz vor der Saat in den- ſelben Mengen wie der Chiliſalpeter ausgeſtreut werden und eingeeggt oder noch zweckmäßiger mit dem Exſtirpator oder dem Pfluge in den Boden gebracht werden. Die Ammoniakſalze eignen ſich mehr für leichtere, der Chiliſalpeter mehr für ſchwerere Bodenarten, wie ſchon nach der verſchiedenen Abſorption des Ammoniaks und der Salpeterſäure im Boden erwartet werden kann. 2. Die Stickſtoffphosphate. Der hervorragendſte Dünger dieſer Gruppe iſt der Guano, welcher auf den Inſeln nahe der peruaniſchen Küſte gewonnen wird. Der Guano bildet ein Ge- menge von Excrementen verſchiedener Seevögel mit den Reſten der abge- ſtorbenen Vögel und anderer Seethiere. Je nach dem Fundorte des Guanos

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/206>, abgerufen am 22.11.2024.