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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Düngung.
sich nur auf den vorliegenden Zustand des Bodens und der Witterung. Mit Rück-
sicht auf letztere kann oft ein einmaliger Versuch keine ausreichende Entscheidung
bringen, wenn derselbe gerade bei einer ungünstigen Witterung zur Ausführung gelangte.

Der Werth des vergleichenden Düngungsversuches hängt vornehmlich von der
glücklichen Wahl des Versuchsfeldes ab. Nach dem Vorschlage von Dr. Grouven 1)
ist es rathsam, eher ein mageres Feld, welches etwas weit von der letzten Düngung
entfernt ist, von möglichst gleichmäßiger Beschaffenheit im Ober- und Untergrund aus-
zuwählen, da auf diesem die Wirkung der Düngung meistens deutlicher hervortritt
als auf einem in sehr gutem Zustande befindlichen Felde. Der Breite nach soll das
auszuwählende Feldstück horizontal und eben sein, in seiner Längsrichtung kann es
alsdann etwas steigen oder fallen. Zweckmäßig ist es, das Versuchsfeld schon den
Sommer vorher nach der Gleichmäßigkeit des Pflanzenstandes auszuwählen und ab-
zustecken. Am besten werden Ungleichheiten in der Bodenbeschaffenheit, welche selbst
kleine, anscheinend gleichmäßige Feldstücke darbieten, für den Versuch unschädlich gemacht,
wenn die einzelnen Parcellen in langen, schmalen Streifen angelegt werden. Die
zweckmäßigste Größe einer Parcelle ist bei einer Länge von 200 M. 400--500
# M. Die Dauer der Versuche soll sich mindestens auf drei Jahre
erstrecken, um den Einfluß der Witterung wenigstens theilweise zu beseitigen. Sehr
zu empfehlen ist es auch, die Nachwirkung der angewendeten Düngermittel auf die
im 2. und 3. Jahre, nach der auf der Wirthschaft eingehaltenen Rotation, folgenden
Pflanzen zu beobachten. Um die Wirkung der Düngemittel deutlich erkennen zu
können, muß man zur Ermöglichung eines Vergleiches stets 2--3 Parcellen ungedüngt
lassen und eine Parcelle mit Stallmist düngen.

Die Auswahl der Düngerstoffe kann entweder in der Weise erfolgen, daß man
zunächst nur solche versucht, deren Wirksamkeit vorzugsweise nur durch einen Nähr-
stoff bedingt ist, oder man verwendet unmittelbar zusammengesetztere Handelsdünger.
Die Stärke der Düngung wird verhältnißmäßig nach der üblichen mittleren Düngung
auf 1 Hectar bemessen. Vom wirthschaftlichen Standpunkte empfiehlt es sich, die
Wahl der verschiedenen Düngemittel derart einzurichten, daß für dieselbe Fläche stets
die gleichen Kosten aufgewendet werden. Beachtenswerth ist die Ausführung der
Düngungsversuche nach dem Plane von G. Ville 2), sofern derselbe einer Modification
unterzogen wird. G. Ville stellt vorerst eine Mischung einfacher Salze in der Weise
zusammen, daß in der Mischung (Engrais complet genannt) dieselben Stoffe und
dieselben Stoffmengen enthalten sind, wie in 40,000 Kilogr. Stallmist (nach Ville
von der Zusammensetzung 163 Stickstoff, 75 Phosphorsäure, 150 Kali und 320
Kilogr. Kalk), als der für 1 Hectar erforderlichen Düngermenge. Die in 8 Parcellen
getheilte Fläche eines halben Hectars wird nun verhältnißmäßig in folgender Weise
gedüngt.

1) Dr. H. Grouven, Dritter Bericht über die Arbeiten der agricultur-chemischen Versuchs-
station zu Salzmünde. Glogau 1868 S. 335.
2) G. Ville, Les engrais chimiques; conferences a Vincennes en 1867 et 1868.
3 ed. Paris
1870.

Die Düngung.
ſich nur auf den vorliegenden Zuſtand des Bodens und der Witterung. Mit Rück-
ſicht auf letztere kann oft ein einmaliger Verſuch keine ausreichende Entſcheidung
bringen, wenn derſelbe gerade bei einer ungünſtigen Witterung zur Ausführung gelangte.

Der Werth des vergleichenden Düngungsverſuches hängt vornehmlich von der
glücklichen Wahl des Verſuchsfeldes ab. Nach dem Vorſchlage von Dr. Grouven 1)
iſt es rathſam, eher ein mageres Feld, welches etwas weit von der letzten Düngung
entfernt iſt, von möglichſt gleichmäßiger Beſchaffenheit im Ober- und Untergrund aus-
zuwählen, da auf dieſem die Wirkung der Düngung meiſtens deutlicher hervortritt
als auf einem in ſehr gutem Zuſtande befindlichen Felde. Der Breite nach ſoll das
auszuwählende Feldſtück horizontal und eben ſein, in ſeiner Längsrichtung kann es
alsdann etwas ſteigen oder fallen. Zweckmäßig iſt es, das Verſuchsfeld ſchon den
Sommer vorher nach der Gleichmäßigkeit des Pflanzenſtandes auszuwählen und ab-
zuſtecken. Am beſten werden Ungleichheiten in der Bodenbeſchaffenheit, welche ſelbſt
kleine, anſcheinend gleichmäßige Feldſtücke darbieten, für den Verſuch unſchädlich gemacht,
wenn die einzelnen Parcellen in langen, ſchmalen Streifen angelegt werden. Die
zweckmäßigſte Größe einer Parcelle iſt bei einer Länge von 200 M. 400—500
□ M. Die Dauer der Verſuche ſoll ſich mindeſtens auf drei Jahre
erſtrecken, um den Einfluß der Witterung wenigſtens theilweiſe zu beſeitigen. Sehr
zu empfehlen iſt es auch, die Nachwirkung der angewendeten Düngermittel auf die
im 2. und 3. Jahre, nach der auf der Wirthſchaft eingehaltenen Rotation, folgenden
Pflanzen zu beobachten. Um die Wirkung der Düngemittel deutlich erkennen zu
können, muß man zur Ermöglichung eines Vergleiches ſtets 2—3 Parcellen ungedüngt
laſſen und eine Parcelle mit Stallmiſt düngen.

Die Auswahl der Düngerſtoffe kann entweder in der Weiſe erfolgen, daß man
zunächſt nur ſolche verſucht, deren Wirkſamkeit vorzugsweiſe nur durch einen Nähr-
ſtoff bedingt iſt, oder man verwendet unmittelbar zuſammengeſetztere Handelsdünger.
Die Stärke der Düngung wird verhältnißmäßig nach der üblichen mittleren Düngung
auf 1 Hectar bemeſſen. Vom wirthſchaftlichen Standpunkte empfiehlt es ſich, die
Wahl der verſchiedenen Düngemittel derart einzurichten, daß für dieſelbe Fläche ſtets
die gleichen Koſten aufgewendet werden. Beachtenswerth iſt die Ausführung der
Düngungsverſuche nach dem Plane von G. Ville 2), ſofern derſelbe einer Modification
unterzogen wird. G. Ville ſtellt vorerſt eine Miſchung einfacher Salze in der Weiſe
zuſammen, daß in der Miſchung (Engrais complet genannt) dieſelben Stoffe und
dieſelben Stoffmengen enthalten ſind, wie in 40,000 Kilogr. Stallmiſt (nach Ville
von der Zuſammenſetzung 163 Stickſtoff, 75 Phosphorſäure, 150 Kali und 320
Kilogr. Kalk), als der für 1 Hectar erforderlichen Düngermenge. Die in 8 Parcellen
getheilte Fläche eines halben Hectars wird nun verhältnißmäßig in folgender Weiſe
gedüngt.

1) Dr. H. Grouven, Dritter Bericht über die Arbeiten der agricultur-chemiſchen Verſuchs-
ſtation zu Salzmünde. Glogau 1868 S. 335.
2) G. Ville, Les engrais chimiques; conférences à Vincennes en 1867 et 1868.
3 éd. Paris
1870.
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[185/0203] Die Düngung. ſich nur auf den vorliegenden Zuſtand des Bodens und der Witterung. Mit Rück- ſicht auf letztere kann oft ein einmaliger Verſuch keine ausreichende Entſcheidung bringen, wenn derſelbe gerade bei einer ungünſtigen Witterung zur Ausführung gelangte. Der Werth des vergleichenden Düngungsverſuches hängt vornehmlich von der glücklichen Wahl des Verſuchsfeldes ab. Nach dem Vorſchlage von Dr. Grouven 1) iſt es rathſam, eher ein mageres Feld, welches etwas weit von der letzten Düngung entfernt iſt, von möglichſt gleichmäßiger Beſchaffenheit im Ober- und Untergrund aus- zuwählen, da auf dieſem die Wirkung der Düngung meiſtens deutlicher hervortritt als auf einem in ſehr gutem Zuſtande befindlichen Felde. Der Breite nach ſoll das auszuwählende Feldſtück horizontal und eben ſein, in ſeiner Längsrichtung kann es alsdann etwas ſteigen oder fallen. Zweckmäßig iſt es, das Verſuchsfeld ſchon den Sommer vorher nach der Gleichmäßigkeit des Pflanzenſtandes auszuwählen und ab- zuſtecken. Am beſten werden Ungleichheiten in der Bodenbeſchaffenheit, welche ſelbſt kleine, anſcheinend gleichmäßige Feldſtücke darbieten, für den Verſuch unſchädlich gemacht, wenn die einzelnen Parcellen in langen, ſchmalen Streifen angelegt werden. Die zweckmäßigſte Größe einer Parcelle iſt bei einer Länge von 200 M. 400—500 □ M. Die Dauer der Verſuche ſoll ſich mindeſtens auf drei Jahre erſtrecken, um den Einfluß der Witterung wenigſtens theilweiſe zu beſeitigen. Sehr zu empfehlen iſt es auch, die Nachwirkung der angewendeten Düngermittel auf die im 2. und 3. Jahre, nach der auf der Wirthſchaft eingehaltenen Rotation, folgenden Pflanzen zu beobachten. Um die Wirkung der Düngemittel deutlich erkennen zu können, muß man zur Ermöglichung eines Vergleiches ſtets 2—3 Parcellen ungedüngt laſſen und eine Parcelle mit Stallmiſt düngen. Die Auswahl der Düngerſtoffe kann entweder in der Weiſe erfolgen, daß man zunächſt nur ſolche verſucht, deren Wirkſamkeit vorzugsweiſe nur durch einen Nähr- ſtoff bedingt iſt, oder man verwendet unmittelbar zuſammengeſetztere Handelsdünger. Die Stärke der Düngung wird verhältnißmäßig nach der üblichen mittleren Düngung auf 1 Hectar bemeſſen. Vom wirthſchaftlichen Standpunkte empfiehlt es ſich, die Wahl der verſchiedenen Düngemittel derart einzurichten, daß für dieſelbe Fläche ſtets die gleichen Koſten aufgewendet werden. Beachtenswerth iſt die Ausführung der Düngungsverſuche nach dem Plane von G. Ville 2), ſofern derſelbe einer Modification unterzogen wird. G. Ville ſtellt vorerſt eine Miſchung einfacher Salze in der Weiſe zuſammen, daß in der Miſchung (Engrais complet genannt) dieſelben Stoffe und dieſelben Stoffmengen enthalten ſind, wie in 40,000 Kilogr. Stallmiſt (nach Ville von der Zuſammenſetzung 163 Stickſtoff, 75 Phosphorſäure, 150 Kali und 320 Kilogr. Kalk), als der für 1 Hectar erforderlichen Düngermenge. Die in 8 Parcellen getheilte Fläche eines halben Hectars wird nun verhältnißmäßig in folgender Weiſe gedüngt. 1) Dr. H. Grouven, Dritter Bericht über die Arbeiten der agricultur-chemiſchen Verſuchs- ſtation zu Salzmünde. Glogau 1868 S. 335. 2) G. Ville, Les engrais chimiques; conférences à Vincennes en 1867 et 1868. 3 éd. Paris 1870.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/203>, abgerufen am 25.11.2024.