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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Düngung.
Verlust an Stickstoff hintanzuhalten. Es reichen von demselben 1 höchstens 2 Prozente
vollkommen hin, um die erwünschte Wirkung zu erzielen. Nächst diesen die Dünger-
substanz conservirenden Zusätzen, giebt man zuweilen auch Beimengungen, wie phos-
phorsauren Kalk in verschiedenen Formen, Straßenkehricht, Kohlenasche, Brauabfälle etc.,
um den Gehalt des Düngers an Pflanzennährstoffen zu vermehren. Damit ist
jedoch der Uebergang vom Stalldünger zum Compostdünger gegeben.

Was die specielle Bereitung des Düngers betrifft, so erstreckt sich dieselbe auf
die Behandlung desselben 1. im Stalle, 2. auf der Düngerstätte und 3. auf seine
Verwendung am Felde.

Vom Standpunkte der Düngerbereitung unterliegt es keinem Zweifel, daß das
Liegenlassen des Düngers im Stalle unter den Füßen der frei sich be-
wegenden, daher nicht angebundenen Thiere den meisten Vortheil bringt. Bei dieser
Art der Düngerbereitung, welche für die Schafe die gewöhnliche, jedoch auch für andere
Thiergattungen, besonders für Rindjungvieh, auch Kühe empfohlen wird, kann die Jauche
vollständiger von dem Streumateriale aufgesaugt werden, und die Mischung der Streu
mit den flüssigen und festen Ausscheidungen durch das beständige Hin- und Herlaufen
der Thiere viel inniger und gleichmäßiger erfolgen. Gleichzeitig wird die Dünger-
masse festgetreten, von der Luft abgeschlossen und damit ihre Zersetzung verlangsamt.
Bei der gleichmäßigeren Temperatur im Stalle und bei dem Schutze vor Sonne und
Wind kann die Zersetzung übrigens viel gleichmäßiger verlaufen. Vom wirthschaft-
lichen Standpunkte aus ist zu beachten, daß die Düngerbereitung wesentlich erleichtert
wird, da der Dünger unmittelbar aus dem Stalle ausgeführt werden kann. Der
Bau der Düngerstätte wird erspart, dafür muß jedoch der Stall 1), um das Auf-
schichten des Düngers zu ermöglichen, eine größere Höhe als gewöhnlich erhalten und
mit beweglichen Raufen eingerichtet werden. Die Reinlichkeit ist jedoch besonders bei
Grünfütterung schwieriger zu erhalten, weshalb auch eine größere Streumenge erforder-
ich ist, welche, wie bei dem täglichen Ausmisten, 2--3mal aufgelegt werden muß.
Der größte Nachtheil liegt jedoch in der Verschlechterung der Luft, durch die Ver-
mehrung ihres Kohlensäure- und, sofern nicht Gyps eingestreut wird, auch ihres
Ammoniakgehaltes.

Nach den Untersuchungen von Dr. Vollrath 2) enthielten in einem Pferdestall 1000 Cubik-

[Tabelle]

Die gewöhnlichste Art der Düngerbereitung ist jene auf der Düngerstätte,
auf welche der Mist täglich mit möglichster Vermeidung von Verlusten durch Verstreuen
der Massen aus dem Stalle gebracht wird. Die Düngerstätte hat den Zweck, die

1) Eine sehr empfehlenswerthe, billige Stalleinrichtung für diese Art der Dünger-
bereitung theilt F. Ritter Horsky von Horskyfeld in seinem Werke: "Mein Streben,
Wirken, meine Resultate." Kolin 1873. S. 34 u. 90 mit.
2) Ann. d. Landw. 1873. Nr. 4.

Die Düngung.
Verluſt an Stickſtoff hintanzuhalten. Es reichen von demſelben 1 höchſtens 2 Prozente
vollkommen hin, um die erwünſchte Wirkung zu erzielen. Nächſt dieſen die Dünger-
ſubſtanz conſervirenden Zuſätzen, giebt man zuweilen auch Beimengungen, wie phos-
phorſauren Kalk in verſchiedenen Formen, Straßenkehricht, Kohlenaſche, Brauabfälle ꝛc.,
um den Gehalt des Düngers an Pflanzennährſtoffen zu vermehren. Damit iſt
jedoch der Uebergang vom Stalldünger zum Compoſtdünger gegeben.

Was die ſpecielle Bereitung des Düngers betrifft, ſo erſtreckt ſich dieſelbe auf
die Behandlung deſſelben 1. im Stalle, 2. auf der Düngerſtätte und 3. auf ſeine
Verwendung am Felde.

Vom Standpunkte der Düngerbereitung unterliegt es keinem Zweifel, daß das
Liegenlaſſen des Düngers im Stalle unter den Füßen der frei ſich be-
wegenden, daher nicht angebundenen Thiere den meiſten Vortheil bringt. Bei dieſer
Art der Düngerbereitung, welche für die Schafe die gewöhnliche, jedoch auch für andere
Thiergattungen, beſonders für Rindjungvieh, auch Kühe empfohlen wird, kann die Jauche
vollſtändiger von dem Streumateriale aufgeſaugt werden, und die Miſchung der Streu
mit den flüſſigen und feſten Ausſcheidungen durch das beſtändige Hin- und Herlaufen
der Thiere viel inniger und gleichmäßiger erfolgen. Gleichzeitig wird die Dünger-
maſſe feſtgetreten, von der Luft abgeſchloſſen und damit ihre Zerſetzung verlangſamt.
Bei der gleichmäßigeren Temperatur im Stalle und bei dem Schutze vor Sonne und
Wind kann die Zerſetzung übrigens viel gleichmäßiger verlaufen. Vom wirthſchaft-
lichen Standpunkte aus iſt zu beachten, daß die Düngerbereitung weſentlich erleichtert
wird, da der Dünger unmittelbar aus dem Stalle ausgeführt werden kann. Der
Bau der Düngerſtätte wird erſpart, dafür muß jedoch der Stall 1), um das Auf-
ſchichten des Düngers zu ermöglichen, eine größere Höhe als gewöhnlich erhalten und
mit beweglichen Raufen eingerichtet werden. Die Reinlichkeit iſt jedoch beſonders bei
Grünfütterung ſchwieriger zu erhalten, weshalb auch eine größere Streumenge erforder-
ich iſt, welche, wie bei dem täglichen Ausmiſten, 2—3mal aufgelegt werden muß.
Der größte Nachtheil liegt jedoch in der Verſchlechterung der Luft, durch die Ver-
mehrung ihres Kohlenſäure- und, ſofern nicht Gyps eingeſtreut wird, auch ihres
Ammoniakgehaltes.

Nach den Unterſuchungen von Dr. Vollrath 2) enthielten in einem Pferdeſtall 1000 Cubik-

[Tabelle]

Die gewöhnlichſte Art der Düngerbereitung iſt jene auf der Düngerſtätte,
auf welche der Miſt täglich mit möglichſter Vermeidung von Verluſten durch Verſtreuen
der Maſſen aus dem Stalle gebracht wird. Die Düngerſtätte hat den Zweck, die

1) Eine ſehr empfehlenswerthe, billige Stalleinrichtung für dieſe Art der Dünger-
bereitung theilt F. Ritter Horsky von Horskyfeld in ſeinem Werke: „Mein Streben,
Wirken, meine Reſultate.“ Kolin 1873. S. 34 u. 90 mit.
2) Ann. d. Landw. 1873. Nr. 4.
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[171/0189] Die Düngung. Verluſt an Stickſtoff hintanzuhalten. Es reichen von demſelben 1 höchſtens 2 Prozente vollkommen hin, um die erwünſchte Wirkung zu erzielen. Nächſt dieſen die Dünger- ſubſtanz conſervirenden Zuſätzen, giebt man zuweilen auch Beimengungen, wie phos- phorſauren Kalk in verſchiedenen Formen, Straßenkehricht, Kohlenaſche, Brauabfälle ꝛc., um den Gehalt des Düngers an Pflanzennährſtoffen zu vermehren. Damit iſt jedoch der Uebergang vom Stalldünger zum Compoſtdünger gegeben. Was die ſpecielle Bereitung des Düngers betrifft, ſo erſtreckt ſich dieſelbe auf die Behandlung deſſelben 1. im Stalle, 2. auf der Düngerſtätte und 3. auf ſeine Verwendung am Felde. Vom Standpunkte der Düngerbereitung unterliegt es keinem Zweifel, daß das Liegenlaſſen des Düngers im Stalle unter den Füßen der frei ſich be- wegenden, daher nicht angebundenen Thiere den meiſten Vortheil bringt. Bei dieſer Art der Düngerbereitung, welche für die Schafe die gewöhnliche, jedoch auch für andere Thiergattungen, beſonders für Rindjungvieh, auch Kühe empfohlen wird, kann die Jauche vollſtändiger von dem Streumateriale aufgeſaugt werden, und die Miſchung der Streu mit den flüſſigen und feſten Ausſcheidungen durch das beſtändige Hin- und Herlaufen der Thiere viel inniger und gleichmäßiger erfolgen. Gleichzeitig wird die Dünger- maſſe feſtgetreten, von der Luft abgeſchloſſen und damit ihre Zerſetzung verlangſamt. Bei der gleichmäßigeren Temperatur im Stalle und bei dem Schutze vor Sonne und Wind kann die Zerſetzung übrigens viel gleichmäßiger verlaufen. Vom wirthſchaft- lichen Standpunkte aus iſt zu beachten, daß die Düngerbereitung weſentlich erleichtert wird, da der Dünger unmittelbar aus dem Stalle ausgeführt werden kann. Der Bau der Düngerſtätte wird erſpart, dafür muß jedoch der Stall 1), um das Auf- ſchichten des Düngers zu ermöglichen, eine größere Höhe als gewöhnlich erhalten und mit beweglichen Raufen eingerichtet werden. Die Reinlichkeit iſt jedoch beſonders bei Grünfütterung ſchwieriger zu erhalten, weshalb auch eine größere Streumenge erforder- ich iſt, welche, wie bei dem täglichen Ausmiſten, 2—3mal aufgelegt werden muß. Der größte Nachtheil liegt jedoch in der Verſchlechterung der Luft, durch die Ver- mehrung ihres Kohlenſäure- und, ſofern nicht Gyps eingeſtreut wird, auch ihres Ammoniakgehaltes. Nach den Unterſuchungen von Dr. Vollrath 2) enthielten in einem Pferdeſtall 1000 Cubik- Die gewöhnlichſte Art der Düngerbereitung iſt jene auf der Düngerſtätte, auf welche der Miſt täglich mit möglichſter Vermeidung von Verluſten durch Verſtreuen der Maſſen aus dem Stalle gebracht wird. Die Düngerſtätte hat den Zweck, die 1) Eine ſehr empfehlenswerthe, billige Stalleinrichtung für dieſe Art der Dünger- bereitung theilt F. Ritter Horsky von Horskyfeld in ſeinem Werke: „Mein Streben, Wirken, meine Reſultate.“ Kolin 1873. S. 34 u. 90 mit. 2) Ann. d. Landw. 1873. Nr. 4.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/189>, abgerufen am 21.11.2024.