Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Allgemeine Ackerbaulehre. als in ungelockertem Boden der Häufelpflug zu viel Zugkraft erfordert und nahezudie Hälfte des Bodens unter den Kämmen unbearbeitet bleibt. Durch die Kammcultur wird in vollkommenerer Weise als durch den Beetbau ein Eigenthümlich gestaltet wird die Bodenoberfläche durch das Bälken, Halb- Von Bedeutung für die Cultur der Pflanzen ist die Richtung, in welcher die Allgemeine Ackerbaulehre. als in ungelockertem Boden der Häufelpflug zu viel Zugkraft erfordert und nahezudie Hälfte des Bodens unter den Kämmen unbearbeitet bleibt. Durch die Kammcultur wird in vollkommenerer Weiſe als durch den Beetbau ein Eigenthümlich geſtaltet wird die Bodenoberfläche durch das Bälken, Halb- Von Bedeutung für die Cultur der Pflanzen iſt die Richtung, in welcher die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0148" n="130"/><fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/> als in ungelockertem Boden der Häufelpflug zu viel Zugkraft erfordert und nahezu<lb/> die Hälfte des Bodens unter den Kämmen unbearbeitet bleibt.</p><lb/> <p>Durch die Kammcultur wird in vollkommenerer Weiſe als durch den Beetbau ein<lb/> naſſer Boden für die Pflanzencultur geeignet gemacht, indem ſich durch die größere Ober-<lb/> fläche der Kämme gegenüber dem ebenen Felde die Feuchtigkeitsverhältniſſe viel zuträglicher<lb/> für das Pflanzenwachsthum regeln. Das Waſſer läuft von den Kämmen leichter ab,<lb/> ohne dabei, wie dies bei ebener Fläche eintreten kann, den Boden zu verſchließen und<lb/> zu verkruſten. Von capillarem aus dem Untergrunde aufſteigendem Waſſer durch-<lb/> feuchtete Kämme werden durch Verdunſten des Waſſers raſcher abtrocknen. Die auf<lb/> den Kämmen ſtehenden Pflanzen werden aus dem Bereiche der ſchädlichen Näſſe<lb/> gebracht und erhalten zugleich durch das partielle Aufhäufen des Bodens eine tiefere<lb/> Ackerkrume. Der Kammbau vor der Saat, zum Unterſchiede von dem Anhäufeln<lb/> der wachſenden Pflanzen, eignet ſich daher beſonders für flachgründigen, an ſtauender<lb/> Näſſe leidenden Boden und für Gegenden mit reichlichen Niederſchlägen. Allerdings<lb/> erfordert dann der Kammbau, welcher ſtets mit der Reihencultur der Pflanzen ver-<lb/> bunden iſt, beſonders eingerichtete Kammwalzen, Säe- und Hackmaſchinen.</p><lb/> <p>Eigenthümlich geſtaltet wird die Bodenoberfläche durch das <hi rendition="#g">Bälken</hi>, Halb-<lb/> pflügen oder Reihen. Bei demſelben wird neben je einem unberührt gelaſſenen<lb/> Bodenſtreifen von Furchenbreite ein benachbarter Furchenſtreifen ausgehoben und auf<lb/> jenen umgelegt. Da bei dem Bälken nur die Hälfte des Feldes ſtreifenweiſe auf-<lb/> gepflügt wird, ſo wird mit dem geringſten Zeitaufwande eine große Bodenoberfläche<lb/> der Luft und Froſteinwirkung ausgeſetzt, wenn das Bälken vor Winter ausgeführt<lb/> wird. Im Frühjahre wird ein gebälktes Feld ſchneller abtrocknen und daher früh-<lb/> zeitiger beſtellt werden können. Das Bälken kann auch als Nothbehelf dienen, wenn<lb/> die Zeit vor dem Winter zu kurz war, um die Stoppeln umzuſtürzen. In dieſem<lb/> Falle wird bei ſchmalen Beeten die Arbeit auch gefördert, wenn immer die letzten<lb/> beiden in der Beetfurche ſtehenden Erdſtreifen ungepflügt belaſſen werden.</p><lb/> <p>Von Bedeutung für die Cultur der Pflanzen iſt die <hi rendition="#g">Richtung</hi>, in welcher die<lb/> Beete und Kämme gezogen werden Hindert nicht die Geſtalt und der Hang des<lb/> Feldes, ſo giebt man wegen der gleichmäßigeren Beſonnung den Beeten ꝛc. die Richtung<lb/> von Nord nach Süd. Bei geneigten Feldern werden die Beete um ſo mehr in der<lb/> Richtung des Gefälles angelegt, je mehr die Bodenbeſchaffenheit und Regenmenge ein<lb/> ſchnelleres Ablaufen des Waſſers durch die Beetfurchen erfordert. Mit der Zunahme<lb/> des Gefälles wird das Pflügen mit dem Hange immer ſchwieriger, ebenſo das Ab-<lb/> ſchwemmen des Bodens mehr zu befürchten ſein, weshalb bei ſtärkerer Neigung die<lb/> Beete ſchräg gegen dieſelbe gerichtet werden. Eine wechſelnde Neigung erfordert oft<lb/> eine Anlage der Beete in mehreren Abtheilungen nach verſchiedenen Richtungen.<lb/> Bei zwei aufeinander folgenden Pflugarten empfiehlt es ſich, die Richtung der Beete<lb/> und Kämme zu wechſeln, um eine ausgiebigere Krümelung und Ebenung des Bodens<lb/> zu erzielen. Am zweckmäßigſten wird dieſes <hi rendition="#g"><choice><sic>Ouerpflügen</sic><corr>Querpflügen</corr></choice></hi> durch den Haken oder<lb/> auch den Exſtirpator ausgeführt, welche bei größerer täglicher Leiſtungsfähigkeit den<lb/> Boden kräftig lockern.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0148]
Allgemeine Ackerbaulehre.
als in ungelockertem Boden der Häufelpflug zu viel Zugkraft erfordert und nahezu
die Hälfte des Bodens unter den Kämmen unbearbeitet bleibt.
Durch die Kammcultur wird in vollkommenerer Weiſe als durch den Beetbau ein
naſſer Boden für die Pflanzencultur geeignet gemacht, indem ſich durch die größere Ober-
fläche der Kämme gegenüber dem ebenen Felde die Feuchtigkeitsverhältniſſe viel zuträglicher
für das Pflanzenwachsthum regeln. Das Waſſer läuft von den Kämmen leichter ab,
ohne dabei, wie dies bei ebener Fläche eintreten kann, den Boden zu verſchließen und
zu verkruſten. Von capillarem aus dem Untergrunde aufſteigendem Waſſer durch-
feuchtete Kämme werden durch Verdunſten des Waſſers raſcher abtrocknen. Die auf
den Kämmen ſtehenden Pflanzen werden aus dem Bereiche der ſchädlichen Näſſe
gebracht und erhalten zugleich durch das partielle Aufhäufen des Bodens eine tiefere
Ackerkrume. Der Kammbau vor der Saat, zum Unterſchiede von dem Anhäufeln
der wachſenden Pflanzen, eignet ſich daher beſonders für flachgründigen, an ſtauender
Näſſe leidenden Boden und für Gegenden mit reichlichen Niederſchlägen. Allerdings
erfordert dann der Kammbau, welcher ſtets mit der Reihencultur der Pflanzen ver-
bunden iſt, beſonders eingerichtete Kammwalzen, Säe- und Hackmaſchinen.
Eigenthümlich geſtaltet wird die Bodenoberfläche durch das Bälken, Halb-
pflügen oder Reihen. Bei demſelben wird neben je einem unberührt gelaſſenen
Bodenſtreifen von Furchenbreite ein benachbarter Furchenſtreifen ausgehoben und auf
jenen umgelegt. Da bei dem Bälken nur die Hälfte des Feldes ſtreifenweiſe auf-
gepflügt wird, ſo wird mit dem geringſten Zeitaufwande eine große Bodenoberfläche
der Luft und Froſteinwirkung ausgeſetzt, wenn das Bälken vor Winter ausgeführt
wird. Im Frühjahre wird ein gebälktes Feld ſchneller abtrocknen und daher früh-
zeitiger beſtellt werden können. Das Bälken kann auch als Nothbehelf dienen, wenn
die Zeit vor dem Winter zu kurz war, um die Stoppeln umzuſtürzen. In dieſem
Falle wird bei ſchmalen Beeten die Arbeit auch gefördert, wenn immer die letzten
beiden in der Beetfurche ſtehenden Erdſtreifen ungepflügt belaſſen werden.
Von Bedeutung für die Cultur der Pflanzen iſt die Richtung, in welcher die
Beete und Kämme gezogen werden Hindert nicht die Geſtalt und der Hang des
Feldes, ſo giebt man wegen der gleichmäßigeren Beſonnung den Beeten ꝛc. die Richtung
von Nord nach Süd. Bei geneigten Feldern werden die Beete um ſo mehr in der
Richtung des Gefälles angelegt, je mehr die Bodenbeſchaffenheit und Regenmenge ein
ſchnelleres Ablaufen des Waſſers durch die Beetfurchen erfordert. Mit der Zunahme
des Gefälles wird das Pflügen mit dem Hange immer ſchwieriger, ebenſo das Ab-
ſchwemmen des Bodens mehr zu befürchten ſein, weshalb bei ſtärkerer Neigung die
Beete ſchräg gegen dieſelbe gerichtet werden. Eine wechſelnde Neigung erfordert oft
eine Anlage der Beete in mehreren Abtheilungen nach verſchiedenen Richtungen.
Bei zwei aufeinander folgenden Pflugarten empfiehlt es ſich, die Richtung der Beete
und Kämme zu wechſeln, um eine ausgiebigere Krümelung und Ebenung des Bodens
zu erzielen. Am zweckmäßigſten wird dieſes Querpflügen durch den Haken oder
auch den Exſtirpator ausgeführt, welche bei größerer täglicher Leiſtungsfähigkeit den
Boden kräftig lockern.
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