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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Bodenbearbeitung.
man sich gegenwärtig zu halten, daß einerseits der Boden aus einer Tiefe von etwa
13 Centim. auf die Oberfläche gehoben werden
und anderseits die gehobene Erde jederseits
zu einem halben Kamme aufgehäuft werden
muß. Dieser Anforderung entspricht allein
der Häufelpflug von Hecke 1). Derselbe be-
sitzt jedoch zwei, unbewegliche Streichbretter,
welche für jeden anderen Abstand der Kämme
ausgewechselt werden müssen. Die englischen
Häufelpflüge bilden die Kämme nur durch seit-
liche Verschiebung der Erde. Die Streich-
bretter sind bei denselben beweglich ein-
gerichtet, um sie bei verschiedener Entfernung
und Höhe der Kämme entsprechend einstellen
zu können. Einer der bekanntesten Häufel-
pflüge, jener von J. & F. Howard, Fig. 47,
ist überdies mit einem Markirstifte versehen,
welcher durch Aufritzen des Bodens den Weg
für den nächsten Gang des Häufelpfluges anzeigt.

4. Nach der Anzahl der in einer Richtung
arbeitenden Pflugkörper unterscheidet man die ge-
wöhnlichen einscharigen Pflüge, die Doppel-
pflüge
und die mehrscharigen Pflüge. Die
Zugkraft von zwei Zugthieren wird an einem ein-
scharigen Pflug, der bei jedem Gange nur eine
Furche umlegt, nicht genügend ausgenützt. Man
hat daher für eine Bespannung mit drei Pferden
an einem Grindelgestelle zwei Pflugkörper an-
gebracht, die bei einem Gange zwei Furchen
neben einander aufwerfen. Es wird durch diese
Doppelpflüge nicht nur an Zeit, sondern auch
an Zugkraft gespart. Nach Amos kommt
auf den mit zwei Pferden bespannten Ransome'-
schen Einfurchenpflug eine Zugkraft von 160.6
Kilogr., somit auf jedes Pferd 80.3 Kilogr.
Bei dem von drei Pferden gezogenen Ransome'-
schen Doppelpflug, jedoch gegen den Vorigen
mit etwas veränderten Pflugkörpern, entfiel auf
jeden Pflugkörper nur 112.2 Kilogr., auf jedes
Pferd 74.8 Kilogr.; bei dem Howard'schen

[Abbildung] Fig. 47.

J. & F. Howard's Häufelpflug mit
Vordergestell u. Markirstift. -- Gewicht 100
Kilogr., Preis mit eisernen Streichbrettern
Marke B 97 Mark, 48.50 fl.; mit Stahlstreich-
brettern 108 Mark, 54 fl.

1) S. Wiener landw. Zeitung, Jahrg. 1866. S 858.
8*

Die Bodenbearbeitung.
man ſich gegenwärtig zu halten, daß einerſeits der Boden aus einer Tiefe von etwa
13 Centim. auf die Oberfläche gehoben werden
und anderſeits die gehobene Erde jederſeits
zu einem halben Kamme aufgehäuft werden
muß. Dieſer Anforderung entſpricht allein
der Häufelpflug von Hecke 1). Derſelbe be-
ſitzt jedoch zwei, unbewegliche Streichbretter,
welche für jeden anderen Abſtand der Kämme
ausgewechſelt werden müſſen. Die engliſchen
Häufelpflüge bilden die Kämme nur durch ſeit-
liche Verſchiebung der Erde. Die Streich-
bretter ſind bei denſelben beweglich ein-
gerichtet, um ſie bei verſchiedener Entfernung
und Höhe der Kämme entſprechend einſtellen
zu können. Einer der bekannteſten Häufel-
pflüge, jener von J. & F. Howard, Fig. 47,
iſt überdies mit einem Markirſtifte verſehen,
welcher durch Aufritzen des Bodens den Weg
für den nächſten Gang des Häufelpfluges anzeigt.

4. Nach der Anzahl der in einer Richtung
arbeitenden Pflugkörper unterſcheidet man die ge-
wöhnlichen einſcharigen Pflüge, die Doppel-
pflüge
und die mehrſcharigen Pflüge. Die
Zugkraft von zwei Zugthieren wird an einem ein-
ſcharigen Pflug, der bei jedem Gange nur eine
Furche umlegt, nicht genügend ausgenützt. Man
hat daher für eine Beſpannung mit drei Pferden
an einem Grindelgeſtelle zwei Pflugkörper an-
gebracht, die bei einem Gange zwei Furchen
neben einander aufwerfen. Es wird durch dieſe
Doppelpflüge nicht nur an Zeit, ſondern auch
an Zugkraft geſpart. Nach Amos kommt
auf den mit zwei Pferden beſpannten Ranſome'-
ſchen Einfurchenpflug eine Zugkraft von 160.6
Kilogr., ſomit auf jedes Pferd 80.3 Kilogr.
Bei dem von drei Pferden gezogenen Ranſome'-
ſchen Doppelpflug, jedoch gegen den Vorigen
mit etwas veränderten Pflugkörpern, entfiel auf
jeden Pflugkörper nur 112.2 Kilogr., auf jedes
Pferd 74.8 Kilogr.; bei dem Howard'ſchen

[Abbildung] Fig. 47.

J. & F. Howard's Häufelpflug mit
Vordergeſtell u. Markirſtift. — Gewicht 100
Kilogr., Preis mit eiſernen Streichbrettern
Marke B 97 Mark, 48.50 fl.; mit Stahlſtreich-
brettern 108 Mark, 54 fl.

1) S. Wiener landw. Zeitung, Jahrg. 1866. S 858.
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[115/0133] Die Bodenbearbeitung. man ſich gegenwärtig zu halten, daß einerſeits der Boden aus einer Tiefe von etwa 13 Centim. auf die Oberfläche gehoben werden und anderſeits die gehobene Erde jederſeits zu einem halben Kamme aufgehäuft werden muß. Dieſer Anforderung entſpricht allein der Häufelpflug von Hecke 1). Derſelbe be- ſitzt jedoch zwei, unbewegliche Streichbretter, welche für jeden anderen Abſtand der Kämme ausgewechſelt werden müſſen. Die engliſchen Häufelpflüge bilden die Kämme nur durch ſeit- liche Verſchiebung der Erde. Die Streich- bretter ſind bei denſelben beweglich ein- gerichtet, um ſie bei verſchiedener Entfernung und Höhe der Kämme entſprechend einſtellen zu können. Einer der bekannteſten Häufel- pflüge, jener von J. & F. Howard, Fig. 47, iſt überdies mit einem Markirſtifte verſehen, welcher durch Aufritzen des Bodens den Weg für den nächſten Gang des Häufelpfluges anzeigt. 4. Nach der Anzahl der in einer Richtung arbeitenden Pflugkörper unterſcheidet man die ge- wöhnlichen einſcharigen Pflüge, die Doppel- pflüge und die mehrſcharigen Pflüge. Die Zugkraft von zwei Zugthieren wird an einem ein- ſcharigen Pflug, der bei jedem Gange nur eine Furche umlegt, nicht genügend ausgenützt. Man hat daher für eine Beſpannung mit drei Pferden an einem Grindelgeſtelle zwei Pflugkörper an- gebracht, die bei einem Gange zwei Furchen neben einander aufwerfen. Es wird durch dieſe Doppelpflüge nicht nur an Zeit, ſondern auch an Zugkraft geſpart. Nach Amos kommt auf den mit zwei Pferden beſpannten Ranſome'- ſchen Einfurchenpflug eine Zugkraft von 160.6 Kilogr., ſomit auf jedes Pferd 80.3 Kilogr. Bei dem von drei Pferden gezogenen Ranſome'- ſchen Doppelpflug, jedoch gegen den Vorigen mit etwas veränderten Pflugkörpern, entfiel auf jeden Pflugkörper nur 112.2 Kilogr., auf jedes Pferd 74.8 Kilogr.; bei dem Howard'ſchen [Abbildung Fig. 47. J. & F. Howard's Häufelpflug mit Vordergeſtell u. Markirſtift. — Gewicht 100 Kilogr., Preis mit eiſernen Streichbrettern Marke B 97 Mark, 48.50 fl.; mit Stahlſtreich- brettern 108 Mark, 54 fl.] 1) S. Wiener landw. Zeitung, Jahrg. 1866. S 858. 8*

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/133>, abgerufen am 27.11.2024.