Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

Bild:
<< vorherige Seite

Allgemeine Ackerbaulehre.
bei welchem der Pflugkörper um eine horizontale mit der Sohle parallel laufende
Achse gedreht werden kann, während die eine jeweilig aufstehende Kante des doppel-
schneidigen Schares die Arbeit des Seches verrichtet. Aber auch bei diesem Pflug
ist die Windung des Streichbrettes ungenügend. Bei dem norischen Leitenpflug
sind zwei Pflugkörper um 90°, bei dem flandrischen Kehrpflug um 180° verstellt
[Abbildung] Fig. 46.

Kehrpflug von Ransomes nach
Skelton's Patent. -- Marke SPT. Gewicht 140
Kilogr., Preis 204 Mark, 102 fl.

an ein und demselben Grindel angebracht.
Dieselben werden abwechselnd nach jedem Fur-
chenzuge in die Arbeitsstellung gedreht. Der
entsprechendste Kehrpflug ist zur Zeit der (1867)
von Ransome nach Skelton's Patent, Fig. 46,
ausgeführte. Derselbe besitzt zwei Streich-
bretter, von welchen abwechselnd das eine in
Wirksamkeit kommt, während das andere durch
eine Kurbeldrehung, welche gleichzeitig das
Schar in die richtige Stellung bringt, gegen
die Landseite des Pfluges gelegt wird, um
hier als Molterbrett zu dienen.

Die Schüttpflüge (Krümel-, Sturz-
pflüge, Krümler) zeichnen sich durch Einfachheit
der Construction und somit auch durch billigen
Preis (24--30 Mark, 12--15 fl.) aus. Die-
selben, repräsentirt durch das Ruchadlo, be-
stehen aus einer einfachen, concav gebogenen,
viereckigen Eisenplatte, deren vordere aufrecht-
stehende Kante die Arbeit des Seches und deren
horizontale untere Kante die Arbeit des Schares
verrichtet, während die gekrümmte Fläche die
abgeschnittene Erde emporhebt und durch Ueber-
stürzen derselben krümelt, mischt und theil-
weise wendet. Das Ruchadlo läßt sich als
Schwing- und Karrenpflug, ebenso als Beet-
und Glattpflug gebrauchen. Um als Kehr-
ruchadlo zu dienen, wird das Streichbrett nur
um die Griessäule, welche in der Mitte des
Streichbrettes angeordnet wird, drehbar ein-
gerichtet.

Die Häufelpflüge haben die Be-
stimmung, gelockerten Boden in Kämme auf-
zuwerfen. Zu diesem Zwecke erhalten die-
selben neben einem doppeltwirkenden, zungen-
förmigen Schar (Fig. 34, S. 103) jederseits ein Streichbrett. Bei ihrer Construction hat

Allgemeine Ackerbaulehre.
bei welchem der Pflugkörper um eine horizontale mit der Sohle parallel laufende
Achſe gedreht werden kann, während die eine jeweilig aufſtehende Kante des doppel-
ſchneidigen Schares die Arbeit des Seches verrichtet. Aber auch bei dieſem Pflug
iſt die Windung des Streichbrettes ungenügend. Bei dem noriſchen Leitenpflug
ſind zwei Pflugkörper um 90°, bei dem flandriſchen Kehrpflug um 180° verſtellt
[Abbildung] Fig. 46.

Kehrpflug von Ranſomes nach
Skelton's Patent. — Marke SPT. Gewicht 140
Kilogr., Preis 204 Mark, 102 fl.

an ein und demſelben Grindel angebracht.
Dieſelben werden abwechſelnd nach jedem Fur-
chenzuge in die Arbeitsſtellung gedreht. Der
entſprechendſte Kehrpflug iſt zur Zeit der (1867)
von Ranſome nach Skelton's Patent, Fig. 46,
ausgeführte. Derſelbe beſitzt zwei Streich-
bretter, von welchen abwechſelnd das eine in
Wirkſamkeit kommt, während das andere durch
eine Kurbeldrehung, welche gleichzeitig das
Schar in die richtige Stellung bringt, gegen
die Landſeite des Pfluges gelegt wird, um
hier als Molterbrett zu dienen.

Die Schüttpflüge (Krümel-, Sturz-
pflüge, Krümler) zeichnen ſich durch Einfachheit
der Conſtruction und ſomit auch durch billigen
Preis (24—30 Mark, 12—15 fl.) aus. Die-
ſelben, repräſentirt durch das Ruchadlo, be-
ſtehen aus einer einfachen, concav gebogenen,
viereckigen Eiſenplatte, deren vordere aufrecht-
ſtehende Kante die Arbeit des Seches und deren
horizontale untere Kante die Arbeit des Schares
verrichtet, während die gekrümmte Fläche die
abgeſchnittene Erde emporhebt und durch Ueber-
ſtürzen derſelben krümelt, miſcht und theil-
weiſe wendet. Das Ruchadlo läßt ſich als
Schwing- und Karrenpflug, ebenſo als Beet-
und Glattpflug gebrauchen. Um als Kehr-
ruchadlo zu dienen, wird das Streichbrett nur
um die Griesſäule, welche in der Mitte des
Streichbrettes angeordnet wird, drehbar ein-
gerichtet.

Die Häufelpflüge haben die Be-
ſtimmung, gelockerten Boden in Kämme auf-
zuwerfen. Zu dieſem Zwecke erhalten die-
ſelben neben einem doppeltwirkenden, zungen-
förmigen Schar (Fig. 34, S. 103) jederſeits ein Streichbrett. Bei ihrer Conſtruction hat

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0132" n="114"/><fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/>
bei welchem der Pflugkörper um eine horizontale mit der Sohle parallel laufende<lb/>
Ach&#x017F;e gedreht werden kann, während die eine jeweilig auf&#x017F;tehende Kante des doppel-<lb/>
&#x017F;chneidigen Schares die Arbeit des Seches verrichtet. Aber auch bei die&#x017F;em Pflug<lb/>
i&#x017F;t die Windung des Streichbrettes ungenügend. Bei dem nori&#x017F;chen Leitenpflug<lb/>
&#x017F;ind zwei Pflugkörper um 90°, bei dem flandri&#x017F;chen Kehrpflug um 180° ver&#x017F;tellt<lb/><figure><head>Fig. 46. </head><p>Kehrpflug von Ran&#x017F;omes nach<lb/>
Skelton's Patent. &#x2014; Marke <hi rendition="#aq">SPT.</hi> Gewicht 140<lb/>
Kilogr., Preis 204 Mark, 102 fl.</p></figure><lb/>
an ein und dem&#x017F;elben Grindel angebracht.<lb/>
Die&#x017F;elben werden abwech&#x017F;elnd nach jedem Fur-<lb/>
chenzuge in die Arbeits&#x017F;tellung gedreht. Der<lb/>
ent&#x017F;prechend&#x017F;te Kehrpflug i&#x017F;t zur Zeit der (1867)<lb/>
von Ran&#x017F;ome nach Skelton's Patent, Fig. 46,<lb/>
ausgeführte. Der&#x017F;elbe be&#x017F;itzt zwei Streich-<lb/>
bretter, von welchen abwech&#x017F;elnd das eine in<lb/>
Wirk&#x017F;amkeit kommt, während das andere durch<lb/>
eine Kurbeldrehung, welche gleichzeitig das<lb/>
Schar in die richtige Stellung bringt, gegen<lb/>
die Land&#x017F;eite des Pfluges gelegt wird, um<lb/>
hier als Molterbrett zu dienen.</p><lb/>
                <p>Die <hi rendition="#g">Schüttpflüge</hi> (Krümel-, Sturz-<lb/>
pflüge, Krümler) zeichnen &#x017F;ich durch Einfachheit<lb/>
der Con&#x017F;truction und &#x017F;omit auch durch billigen<lb/>
Preis (24&#x2014;30 Mark, 12&#x2014;15 fl.) aus. Die-<lb/>
&#x017F;elben, reprä&#x017F;entirt durch das Ruchadlo, be-<lb/>
&#x017F;tehen aus einer einfachen, concav gebogenen,<lb/>
viereckigen Ei&#x017F;enplatte, deren vordere aufrecht-<lb/>
&#x017F;tehende Kante die Arbeit des Seches und deren<lb/>
horizontale untere Kante die Arbeit des Schares<lb/>
verrichtet, während die gekrümmte Fläche die<lb/>
abge&#x017F;chnittene Erde emporhebt und durch Ueber-<lb/>
&#x017F;türzen der&#x017F;elben krümelt, mi&#x017F;cht und theil-<lb/>
wei&#x017F;e wendet. Das Ruchadlo läßt &#x017F;ich als<lb/>
Schwing- und Karrenpflug, eben&#x017F;o als Beet-<lb/>
und Glattpflug gebrauchen. Um als Kehr-<lb/>
ruchadlo zu dienen, wird das Streichbrett nur<lb/>
um die Gries&#x017F;äule, welche in der Mitte des<lb/>
Streichbrettes angeordnet wird, drehbar ein-<lb/>
gerichtet.</p><lb/>
                <p>Die <hi rendition="#g">Häufelpflüge</hi> haben die Be-<lb/>
&#x017F;timmung, gelockerten Boden in Kämme auf-<lb/>
zuwerfen. Zu die&#x017F;em Zwecke erhalten die-<lb/>
&#x017F;elben neben einem doppeltwirkenden, zungen-<lb/>
förmigen Schar (Fig. 34, S. 103) jeder&#x017F;eits ein Streichbrett. Bei ihrer Con&#x017F;truction hat<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0132] Allgemeine Ackerbaulehre. bei welchem der Pflugkörper um eine horizontale mit der Sohle parallel laufende Achſe gedreht werden kann, während die eine jeweilig aufſtehende Kante des doppel- ſchneidigen Schares die Arbeit des Seches verrichtet. Aber auch bei dieſem Pflug iſt die Windung des Streichbrettes ungenügend. Bei dem noriſchen Leitenpflug ſind zwei Pflugkörper um 90°, bei dem flandriſchen Kehrpflug um 180° verſtellt [Abbildung Fig. 46. Kehrpflug von Ranſomes nach Skelton's Patent. — Marke SPT. Gewicht 140 Kilogr., Preis 204 Mark, 102 fl.] an ein und demſelben Grindel angebracht. Dieſelben werden abwechſelnd nach jedem Fur- chenzuge in die Arbeitsſtellung gedreht. Der entſprechendſte Kehrpflug iſt zur Zeit der (1867) von Ranſome nach Skelton's Patent, Fig. 46, ausgeführte. Derſelbe beſitzt zwei Streich- bretter, von welchen abwechſelnd das eine in Wirkſamkeit kommt, während das andere durch eine Kurbeldrehung, welche gleichzeitig das Schar in die richtige Stellung bringt, gegen die Landſeite des Pfluges gelegt wird, um hier als Molterbrett zu dienen. Die Schüttpflüge (Krümel-, Sturz- pflüge, Krümler) zeichnen ſich durch Einfachheit der Conſtruction und ſomit auch durch billigen Preis (24—30 Mark, 12—15 fl.) aus. Die- ſelben, repräſentirt durch das Ruchadlo, be- ſtehen aus einer einfachen, concav gebogenen, viereckigen Eiſenplatte, deren vordere aufrecht- ſtehende Kante die Arbeit des Seches und deren horizontale untere Kante die Arbeit des Schares verrichtet, während die gekrümmte Fläche die abgeſchnittene Erde emporhebt und durch Ueber- ſtürzen derſelben krümelt, miſcht und theil- weiſe wendet. Das Ruchadlo läßt ſich als Schwing- und Karrenpflug, ebenſo als Beet- und Glattpflug gebrauchen. Um als Kehr- ruchadlo zu dienen, wird das Streichbrett nur um die Griesſäule, welche in der Mitte des Streichbrettes angeordnet wird, drehbar ein- gerichtet. Die Häufelpflüge haben die Be- ſtimmung, gelockerten Boden in Kämme auf- zuwerfen. Zu dieſem Zwecke erhalten die- ſelben neben einem doppeltwirkenden, zungen- förmigen Schar (Fig. 34, S. 103) jederſeits ein Streichbrett. Bei ihrer Conſtruction hat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/132
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/132>, abgerufen am 27.11.2024.