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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Bodenbearbeitung.

Ein Tiefergehen der Schwingpflüge wird auch durch kleinere Pferde und längere
Zugstränge, der Stelzpflüge durch Heben der Stelze erzielt. Vorübergehend wird
der Schwing- und der Stelzpflug durch Heben
der Sterzen tiefer in den Boden ein-
dringen. Bei Räderpflügen wird der größere
Tiefgang durch Verlängern des Grindels
oder durch Senkung des Grindelkopfes er-
reicht. Der Grindel wird verlängert, wenn
der die Zugkette haltende Vorstecknagel weiter
nach vorne durch den mit einer Reihe von
Löchern versehenen Grindel gesteckt wird. Das
Drücken auf die Sterzen läßt den Räderpflug
vorübergehend tiefer gehen.

Die Breite der Pflugfurche wird durch
den am Grindelkopfe, Fig. 43 A, oder an
dem Vordergestelle angebrachten horizontal
stehenden Stellungsbügel regulirt. Wird der
Zughaken im Stellungsbügel nach rechts
gegen die Landseite des Pfluges verschoben,
so nimmt der Pflug eine größere Breite, da
dann das Schar einen weniger spitzen Winkel
gegen die Zuglinie macht, daher einen breiteren
Schnitt ausführt und umgekehrt.

[Abbildung] Fig. 42

Seitenanficht und Fig. 43 Grundriß
des Regulators am Ball'schen Pfluge. -- B ein
um dem Bolzen C zur Regulirung des Tief-
ganges drehbarer Kamm, welcher durch den
doppelzinkigen Vorstecknagel D in der horizontal
stehenden Schiene A zur Regulirung der
Furchenbreite fixirt werden kann.

3. Das Zugkrafterforderniß des Pfluges.

Die Zugkraft, welche der Pflug zur Ausführung seiner Arbeit erfordert, ist
von sehr vielen Umständen abhängig. Es können sich in dieser Hinsicht bei der Be-
arbeitung von Ackerland Unterschiede von 100--200 Kilogr. Zugkraft ergeben. Bei
gleicher Bodenbeschaffenheit steigert sich der Bedarf bei dem Aufbrechen von Wiesen-
land um weitere 50 Kilogr. Den hervorragendsten Einfluß auf den Zugkraftbedarf
nehmen:

1. Die Bodenbeschaffenheit. Gebundene, sehr feuchte Bodenarten werden
unzweifelhaft dem Eindringen des Pfluges in den Boden größeren Widerstand ent-
gegenstellen, als lockere Bodenarten von mäßigem Feuchtigkeitsgehalte. Reichlich mit
Wurzeln und Pflanzenresten versehener Boden wird gleichfalls mehr Widerstand dem
Pfluge verursachen. Ebenso wird der Aufwand an Zugkraft mit der Tiefe und
Breite der Arbeit zunehmen.

2. Die Pflugconstruction. Nach Versuchen von Pusey und Handley 1)
gehen Räderpflüge leichter als Schwingpflüge so lange sich die Räder des Vorder-
gestelles nicht mit Erde belegt haben. Zwei Pflüge mit völlig gleichen Pflugkörpern,
der eine jedoch mit kurzem Grindel als Schwingpflug, der andere mit Rädern ergaben,

1) Nach Hamm. "Pflug und Pflügen." S. 498.
Die Bodenbearbeitung.

Ein Tiefergehen der Schwingpflüge wird auch durch kleinere Pferde und längere
Zugſtränge, der Stelzpflüge durch Heben der Stelze erzielt. Vorübergehend wird
der Schwing- und der Stelzpflug durch Heben
der Sterzen tiefer in den Boden ein-
dringen. Bei Räderpflügen wird der größere
Tiefgang durch Verlängern des Grindels
oder durch Senkung des Grindelkopfes er-
reicht. Der Grindel wird verlängert, wenn
der die Zugkette haltende Vorſtecknagel weiter
nach vorne durch den mit einer Reihe von
Löchern verſehenen Grindel geſteckt wird. Das
Drücken auf die Sterzen läßt den Räderpflug
vorübergehend tiefer gehen.

Die Breite der Pflugfurche wird durch
den am Grindelkopfe, Fig. 43 A, oder an
dem Vordergeſtelle angebrachten horizontal
ſtehenden Stellungsbügel regulirt. Wird der
Zughaken im Stellungsbügel nach rechts
gegen die Landſeite des Pfluges verſchoben,
ſo nimmt der Pflug eine größere Breite, da
dann das Schar einen weniger ſpitzen Winkel
gegen die Zuglinie macht, daher einen breiteren
Schnitt ausführt und umgekehrt.

[Abbildung] Fig. 42

Seitenanficht und Fig. 43 Grundriß
des Regulators am Ball'ſchen Pfluge. — B ein
um dem Bolzen C zur Regulirung des Tief-
ganges drehbarer Kamm, welcher durch den
doppelzinkigen Vorſtecknagel D in der horizontal
ſtehenden Schiene A zur Regulirung der
Furchenbreite fixirt werden kann.

3. Das Zugkrafterforderniß des Pfluges.

Die Zugkraft, welche der Pflug zur Ausführung ſeiner Arbeit erfordert, iſt
von ſehr vielen Umſtänden abhängig. Es können ſich in dieſer Hinſicht bei der Be-
arbeitung von Ackerland Unterſchiede von 100—200 Kilogr. Zugkraft ergeben. Bei
gleicher Bodenbeſchaffenheit ſteigert ſich der Bedarf bei dem Aufbrechen von Wieſen-
land um weitere 50 Kilogr. Den hervorragendſten Einfluß auf den Zugkraftbedarf
nehmen:

1. Die Bodenbeſchaffenheit. Gebundene, ſehr feuchte Bodenarten werden
unzweifelhaft dem Eindringen des Pfluges in den Boden größeren Widerſtand ent-
gegenſtellen, als lockere Bodenarten von mäßigem Feuchtigkeitsgehalte. Reichlich mit
Wurzeln und Pflanzenreſten verſehener Boden wird gleichfalls mehr Widerſtand dem
Pfluge verurſachen. Ebenſo wird der Aufwand an Zugkraft mit der Tiefe und
Breite der Arbeit zunehmen.

2. Die Pflugconſtruction. Nach Verſuchen von Puſey und Handley 1)
gehen Räderpflüge leichter als Schwingpflüge ſo lange ſich die Räder des Vorder-
geſtelles nicht mit Erde belegt haben. Zwei Pflüge mit völlig gleichen Pflugkörpern,
der eine jedoch mit kurzem Grindel als Schwingpflug, der andere mit Rädern ergaben,

1) Nach Hamm. „Pflug und Pflügen.“ S. 498.
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[109/0127] Die Bodenbearbeitung. Ein Tiefergehen der Schwingpflüge wird auch durch kleinere Pferde und längere Zugſtränge, der Stelzpflüge durch Heben der Stelze erzielt. Vorübergehend wird der Schwing- und der Stelzpflug durch Heben der Sterzen tiefer in den Boden ein- dringen. Bei Räderpflügen wird der größere Tiefgang durch Verlängern des Grindels oder durch Senkung des Grindelkopfes er- reicht. Der Grindel wird verlängert, wenn der die Zugkette haltende Vorſtecknagel weiter nach vorne durch den mit einer Reihe von Löchern verſehenen Grindel geſteckt wird. Das Drücken auf die Sterzen läßt den Räderpflug vorübergehend tiefer gehen. Die Breite der Pflugfurche wird durch den am Grindelkopfe, Fig. 43 A, oder an dem Vordergeſtelle angebrachten horizontal ſtehenden Stellungsbügel regulirt. Wird der Zughaken im Stellungsbügel nach rechts gegen die Landſeite des Pfluges verſchoben, ſo nimmt der Pflug eine größere Breite, da dann das Schar einen weniger ſpitzen Winkel gegen die Zuglinie macht, daher einen breiteren Schnitt ausführt und umgekehrt. [Abbildung Fig. 42 Seitenanficht und Fig. 43 Grundriß des Regulators am Ball'ſchen Pfluge. — B ein um dem Bolzen C zur Regulirung des Tief- ganges drehbarer Kamm, welcher durch den doppelzinkigen Vorſtecknagel D in der horizontal ſtehenden Schiene A zur Regulirung der Furchenbreite fixirt werden kann.] 3. Das Zugkrafterforderniß des Pfluges. Die Zugkraft, welche der Pflug zur Ausführung ſeiner Arbeit erfordert, iſt von ſehr vielen Umſtänden abhängig. Es können ſich in dieſer Hinſicht bei der Be- arbeitung von Ackerland Unterſchiede von 100—200 Kilogr. Zugkraft ergeben. Bei gleicher Bodenbeſchaffenheit ſteigert ſich der Bedarf bei dem Aufbrechen von Wieſen- land um weitere 50 Kilogr. Den hervorragendſten Einfluß auf den Zugkraftbedarf nehmen: 1. Die Bodenbeſchaffenheit. Gebundene, ſehr feuchte Bodenarten werden unzweifelhaft dem Eindringen des Pfluges in den Boden größeren Widerſtand ent- gegenſtellen, als lockere Bodenarten von mäßigem Feuchtigkeitsgehalte. Reichlich mit Wurzeln und Pflanzenreſten verſehener Boden wird gleichfalls mehr Widerſtand dem Pfluge verurſachen. Ebenſo wird der Aufwand an Zugkraft mit der Tiefe und Breite der Arbeit zunehmen. 2. Die Pflugconſtruction. Nach Verſuchen von Puſey und Handley 1) gehen Räderpflüge leichter als Schwingpflüge ſo lange ſich die Räder des Vorder- geſtelles nicht mit Erde belegt haben. Zwei Pflüge mit völlig gleichen Pflugkörpern, der eine jedoch mit kurzem Grindel als Schwingpflug, der andere mit Rädern ergaben, 1) Nach Hamm. „Pflug und Pflügen.“ S. 498.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/127>, abgerufen am 24.11.2024.