Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.solcher Associationen, welche eine gewisse Gedankenarbeit erfordern, Die hierher gehörigen Versuche umfassen, wie bereits oben er- Entgegen meinen Erwartungen nahm die Länge meiner Reactionen solcher Associationen, welche eine gewisse Gedankenarbeit erfordern, Die hierher gehörigen Versuche umfassen, wie bereits oben er- Entgegen meinen Erwartungen nahm die Länge meiner Reactionen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0070" n="54"/> solcher Associationen, welche eine gewisse Gedankenarbeit erfordern,<lb/> in einfachere, näher liegende, durch die Gewohnheit gegebene an.<lb/> Ueberall war das natürlich bei der hier geforderten schwierigen<lb/> Aufgabe nicht möglich. Vielleicht ist gerade darin der Grund für<lb/> die sehr rasch ansteigende und ausgiebige Verlängerung der Reactions-<lb/> zeiten in dieser Beobachtungsreihe zu suchen, wenn wir es nicht mit<lb/> einer einfachen, vom Alkohol unabhängigen Ermüdungserscheinung zu<lb/> thun haben, was im Hinblick auf die Abnahme der Zahlen am Schlusse<lb/> des Versuches wenig wahrscheinlich ist. Wesentliche qualitative Ver-<lb/> änderungen der psychischen Leistung sind bei dem Versuche mit Reimen<lb/> fast ausgeschlossen. Dagegen würde es mit unseren bisherigen Er-<lb/> fahrungen übereinstimmen, dass hier, bei einer Associationsform, zu<lb/> deren unwillkürlicher Anwendung wir unter dem Einflusse des Alkohols<lb/> stark hinneigen, die Verkürzung bei Weitem am stärksten und an-<lb/> dauerndsten ausgefallen ist. Allerdings muss darauf hingewiesen<lb/> werden, dass diese einzelnen Versuchsreihen in psychometrischer Be-<lb/> ziehung durchaus nicht als beweisend angesehen werden können. Zur<lb/> weiteren Prüfung dieser Verhältnisse wenden wir uns daher besser<lb/> den Ergebnissen der <hi rendition="#g">Wiederholungsmethode</hi> zu.</p><lb/> <p>Die hierher gehörigen Versuche umfassen, wie bereits oben er-<lb/> wähnt, 17 fast durchweg aufeinander folgende Tage in der Zeit vom<lb/> 3. bis 24. Mai 1890. An jedem Tage wurden in möglichst raschem<lb/> Verfahren 150 Associationsreactionen geliefert; die Reizworte blieben<lb/> stets dieselben und in der gleichen Reihenfolge. Alkohol, und zwar<lb/> 30 gr, wurde am 3., 6., 9., 12., 15. Beobachtungstage genommen, die<lb/> im Folgenden überall durch ein Sternchen gekennzeichnet werden sollen.<lb/> Die zum Vergleiche dienenden Normalreihen sind diejenigen des 1., 2.,<lb/> 7., 13., 17. Tages. Auch am 4. und 10. Tage wurden Normalreihen<lb/> gewonnen, aber absichtlich zu einer späteren Tageszeit, zwischen 10<lb/> und 11 Uhr Abends. Die Beobachtungen jedes Tages wurden zu-<lb/> nächst in 6 Gruppen zu je 25 Zahlen getheilt und aus jeder Gruppe<lb/> das wahrscheinliche Mittel nach dem früher geschilderten Verfahren<lb/> berechnet. Ich hoffte, auf diese Weise auch ein Bild von dem zeit-<lb/> lichen Verlaufe der Alkoholwirkung an jedem Tage zu erhalten. Diese<lb/> Reihen von Mittelwerthen, deren ich natürlich im Ganzen 17 erhielt,<lb/> will ich die „Tagesreihen“ nennen, im Gegensatze zu den 6 „Total-<lb/> reihen“, in welche ich je die ersten, zweiten bis sechsten Mittel sämmt-<lb/> licher Versuchstage bringen konnte.</p><lb/> <p>Entgegen meinen Erwartungen nahm die Länge meiner Reactionen<lb/> ungefähr bis zum 6. Tage ziemlich bedeutend ab, von da an nur noch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0070]
solcher Associationen, welche eine gewisse Gedankenarbeit erfordern,
in einfachere, näher liegende, durch die Gewohnheit gegebene an.
Ueberall war das natürlich bei der hier geforderten schwierigen
Aufgabe nicht möglich. Vielleicht ist gerade darin der Grund für
die sehr rasch ansteigende und ausgiebige Verlängerung der Reactions-
zeiten in dieser Beobachtungsreihe zu suchen, wenn wir es nicht mit
einer einfachen, vom Alkohol unabhängigen Ermüdungserscheinung zu
thun haben, was im Hinblick auf die Abnahme der Zahlen am Schlusse
des Versuches wenig wahrscheinlich ist. Wesentliche qualitative Ver-
änderungen der psychischen Leistung sind bei dem Versuche mit Reimen
fast ausgeschlossen. Dagegen würde es mit unseren bisherigen Er-
fahrungen übereinstimmen, dass hier, bei einer Associationsform, zu
deren unwillkürlicher Anwendung wir unter dem Einflusse des Alkohols
stark hinneigen, die Verkürzung bei Weitem am stärksten und an-
dauerndsten ausgefallen ist. Allerdings muss darauf hingewiesen
werden, dass diese einzelnen Versuchsreihen in psychometrischer Be-
ziehung durchaus nicht als beweisend angesehen werden können. Zur
weiteren Prüfung dieser Verhältnisse wenden wir uns daher besser
den Ergebnissen der Wiederholungsmethode zu.
Die hierher gehörigen Versuche umfassen, wie bereits oben er-
wähnt, 17 fast durchweg aufeinander folgende Tage in der Zeit vom
3. bis 24. Mai 1890. An jedem Tage wurden in möglichst raschem
Verfahren 150 Associationsreactionen geliefert; die Reizworte blieben
stets dieselben und in der gleichen Reihenfolge. Alkohol, und zwar
30 gr, wurde am 3., 6., 9., 12., 15. Beobachtungstage genommen, die
im Folgenden überall durch ein Sternchen gekennzeichnet werden sollen.
Die zum Vergleiche dienenden Normalreihen sind diejenigen des 1., 2.,
7., 13., 17. Tages. Auch am 4. und 10. Tage wurden Normalreihen
gewonnen, aber absichtlich zu einer späteren Tageszeit, zwischen 10
und 11 Uhr Abends. Die Beobachtungen jedes Tages wurden zu-
nächst in 6 Gruppen zu je 25 Zahlen getheilt und aus jeder Gruppe
das wahrscheinliche Mittel nach dem früher geschilderten Verfahren
berechnet. Ich hoffte, auf diese Weise auch ein Bild von dem zeit-
lichen Verlaufe der Alkoholwirkung an jedem Tage zu erhalten. Diese
Reihen von Mittelwerthen, deren ich natürlich im Ganzen 17 erhielt,
will ich die „Tagesreihen“ nennen, im Gegensatze zu den 6 „Total-
reihen“, in welche ich je die ersten, zweiten bis sechsten Mittel sämmt-
licher Versuchstage bringen konnte.
Entgegen meinen Erwartungen nahm die Länge meiner Reactionen
ungefähr bis zum 6. Tage ziemlich bedeutend ab, von da an nur noch
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