oder zur andern Gruppe, wie früher auseinandergesetzt, die grössten Schwierigkeiten, namentlich für denjenigen, der die Association nicht selbst geliefert hat. Weit leichter ist die Gruppirung für den Asso- ciirenden selber, der sich eben über das Zustandekommen der ein- zelnen Verbindung durch associative Gewöhnung oder begriffliche Analyse bis zu einem gewissen Grade Rechenschaft zu geben vermag. Auf diesen letzteren Umstand, weniger auf die Ausführung zu der- selben Tageszeit, bin ich daher geneigt, die viel grössere Gleich- mässigkeit der Gruppirung in den 3 letzten Längsreihen zurückzu- beziehen, da diese Versuche nicht, wie die früheren, bei einer anderen Versuchsperson, sondern bei mir selbst gewonnen wurden. Es scheint daher, dass die möglichen Fehler sich durch eine pedantisch gleich- mässige Behandlung des Materials bis zu einem gewissen Grade wieder ausgleichen können. Bemerkenswerth ist es übrigens, dass auch so der Durchschnitt der äusseren Associationen, 21, beziehungsweise 23 auf 50, bei beiden Versuchspersonen sehr nahe übereinstimmt, und dass namentlich auch die so gut charakterisirten Klangassociationen in beiden Fällen genau die gleiche Häufigkeit zeigen, 1,2 resp. 1,3 auf 50.
Dieser Ausfall der Versuche lässt es vielleicht doch nicht völlig aussichtslos erscheinen, wenn ich späterhin bei den an mir selbst durchgeführten Beobachtungsreihen mit Medicamenten auch den inhaltlichen Veränderungen der Associationen bis zu einem gewissen Punkte nachzugehen unternehme. Alles Eindringen in Einzelheiten wird sich dabei freilich von selbst verbieten; immerhin dürften sehr erhebliche Verschiebungen im Verhältnisse der äusseren zu den inneren Associationen und ganz besonders Abweichungen in der Häufigkeit der Klangassociationen im Hinblick auf die mitgetheilten Ergebnisse nicht ohne Weiteres als Zufälligkeiten zu deuten sein. Wir werden den Weg mit grosser Vorsicht beschreiten müssen, aber da er einst- weilen der einzige ist, der uns zu einer zahlenmässigen Verfolgung qualitativer Veränderungen der psychischen Leistungen zu führen verspricht, so erscheint es mir zweckmässig, ihn nicht durch theo- retische Bedenken von vornherein zu versperren, sondern ihn durch genaues Studium aller in Betracht kommenden Verhältnisse nach Mög- lichkeit gangbar zu machen.
oder zur andern Gruppe, wie früher auseinandergesetzt, die grössten Schwierigkeiten, namentlich für denjenigen, der die Association nicht selbst geliefert hat. Weit leichter ist die Gruppirung für den Asso- ciirenden selber, der sich eben über das Zustandekommen der ein- zelnen Verbindung durch associative Gewöhnung oder begriffliche Analyse bis zu einem gewissen Grade Rechenschaft zu geben vermag. Auf diesen letzteren Umstand, weniger auf die Ausführung zu der- selben Tageszeit, bin ich daher geneigt, die viel grössere Gleich- mässigkeit der Gruppirung in den 3 letzten Längsreihen zurückzu- beziehen, da diese Versuche nicht, wie die früheren, bei einer anderen Versuchsperson, sondern bei mir selbst gewonnen wurden. Es scheint daher, dass die möglichen Fehler sich durch eine pedantisch gleich- mässige Behandlung des Materials bis zu einem gewissen Grade wieder ausgleichen können. Bemerkenswerth ist es übrigens, dass auch so der Durchschnitt der äusseren Associationen, 21, beziehungsweise 23 auf 50, bei beiden Versuchspersonen sehr nahe übereinstimmt, und dass namentlich auch die so gut charakterisirten Klangassociationen in beiden Fällen genau die gleiche Häufigkeit zeigen, 1,2 resp. 1,3 auf 50.
Dieser Ausfall der Versuche lässt es vielleicht doch nicht völlig aussichtslos erscheinen, wenn ich späterhin bei den an mir selbst durchgeführten Beobachtungsreihen mit Medicamenten auch den inhaltlichen Veränderungen der Associationen bis zu einem gewissen Punkte nachzugehen unternehme. Alles Eindringen in Einzelheiten wird sich dabei freilich von selbst verbieten; immerhin dürften sehr erhebliche Verschiebungen im Verhältnisse der äusseren zu den inneren Associationen und ganz besonders Abweichungen in der Häufigkeit der Klangassociationen im Hinblick auf die mitgetheilten Ergebnisse nicht ohne Weiteres als Zufälligkeiten zu deuten sein. Wir werden den Weg mit grosser Vorsicht beschreiten müssen, aber da er einst- weilen der einzige ist, der uns zu einer zahlenmässigen Verfolgung qualitativer Veränderungen der psychischen Leistungen zu führen verspricht, so erscheint es mir zweckmässig, ihn nicht durch theo- retische Bedenken von vornherein zu versperren, sondern ihn durch genaues Studium aller in Betracht kommenden Verhältnisse nach Mög- lichkeit gangbar zu machen.
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[40/0056]
oder zur andern Gruppe, wie früher auseinandergesetzt, die grössten
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selbst geliefert hat. Weit leichter ist die Gruppirung für den Asso-
ciirenden selber, der sich eben über das Zustandekommen der ein-
zelnen Verbindung durch associative Gewöhnung oder begriffliche
Analyse bis zu einem gewissen Grade Rechenschaft zu geben vermag.
Auf diesen letzteren Umstand, weniger auf die Ausführung zu der-
selben Tageszeit, bin ich daher geneigt, die viel grössere Gleich-
mässigkeit der Gruppirung in den 3 letzten Längsreihen zurückzu-
beziehen, da diese Versuche nicht, wie die früheren, bei einer anderen
Versuchsperson, sondern bei mir selbst gewonnen wurden. Es scheint
daher, dass die möglichen Fehler sich durch eine pedantisch gleich-
mässige Behandlung des Materials bis zu einem gewissen Grade wieder
ausgleichen können. Bemerkenswerth ist es übrigens, dass auch so der
Durchschnitt der äusseren Associationen, 21, beziehungsweise 23 auf
50, bei beiden Versuchspersonen sehr nahe übereinstimmt, und dass
namentlich auch die so gut charakterisirten Klangassociationen in
beiden Fällen genau die gleiche Häufigkeit zeigen, 1,2 resp. 1,3
auf 50.
Dieser Ausfall der Versuche lässt es vielleicht doch nicht völlig
aussichtslos erscheinen, wenn ich späterhin bei den an mir selbst
durchgeführten Beobachtungsreihen mit Medicamenten auch den
inhaltlichen Veränderungen der Associationen bis zu einem gewissen
Punkte nachzugehen unternehme. Alles Eindringen in Einzelheiten
wird sich dabei freilich von selbst verbieten; immerhin dürften sehr
erhebliche Verschiebungen im Verhältnisse der äusseren zu den inneren
Associationen und ganz besonders Abweichungen in der Häufigkeit
der Klangassociationen im Hinblick auf die mitgetheilten Ergebnisse
nicht ohne Weiteres als Zufälligkeiten zu deuten sein. Wir werden
den Weg mit grosser Vorsicht beschreiten müssen, aber da er einst-
weilen der einzige ist, der uns zu einer zahlenmässigen Verfolgung
qualitativer Veränderungen der psychischen Leistungen zu führen
verspricht, so erscheint es mir zweckmässig, ihn nicht durch theo-
retische Bedenken von vornherein zu versperren, sondern ihn durch
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lichkeit gangbar zu machen.
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/56>, abgerufen am 17.07.2024.
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