sich eine gegebene Gruppe von Associationen statistisch weiter ver- arbeiten lässt. Das Ergebniss dieser Betrachtung ist leider kein sehr günstiges. Selbst dann, wenn es gelänge, theoretisch die Vorstellungs- verbindungen in ein einfaches System zu bringen, scheitert die prak- tische Eintheilung an der Unmöglichkeit, aus der äusseren Form der Association ihr inneres Gefüge zu erkennen und die Mitwirkung ver- schiedener associativer Ursachen im Einzelfalle mit genügender Sicher- heit auseinanderzuhalten. Trotz alledem habe ich, um mir ein Urtheil über die Tragweite dieser Bedenken zu bilden, vor Jahren den Ver- such gemacht, 5 im Uebrigen unter den gleichen Bedingungen, nur zu verschiedenen Tageszeiten gewonnene Gruppen von je 50 Asso- ciationen nach den bisher erörterten Grundsätzen einzutheilen. In einer ersten Kategorie stellte ich alle diejenigen Vorstellungsver- bindungen, welche anscheinend aus räumlicher oder zeitlicher Coexistenz, aus Wortzusammensetzungen, fixirten Redewendungen, Citaten hervor- gegangen waren, mit den Klangassociationen zusammen, während ich in der zweiten Hauptgruppe die Verknüpfungen nach Coordination, Subordination und prädicativen Beziehungen vereinigte. Das Resultat dieses Versuches war folgendes:
Tabelle VII.
[Tabelle]
Zum Vergleiche habe ich in den 3 letzten Längsreihen die ent- sprechenden Zahlen für je 50 Versuche der neuerdings an mir selbst durchgeführten Associationsreihe hinzugefügt. Die Gruppirung ist überall ohne irgend welche Einsicht in die übrigen Zahlen, aber unter genauem Festhalten der gleichen Grundsätze vorgenommen worden. Die Ungleichheiten der einzelnen Gruppen in den ersten 5, zu verschiedenen Tageszeiten gewonnenen Reihen gehen haupt- sächlich aus einem wechselnden Verhältnisse zwischen den sprachlichen Reminiscenzen und den prädicativen Beziehungen hervor; die Summen dieser beiden Klassen liefern relativ geringe Schwankungen. Gerade hier bietet aber auch die Beurtheilung der Zugehörigkeit zur einen
sich eine gegebene Gruppe von Associationen statistisch weiter ver- arbeiten lässt. Das Ergebniss dieser Betrachtung ist leider kein sehr günstiges. Selbst dann, wenn es gelänge, theoretisch die Vorstellungs- verbindungen in ein einfaches System zu bringen, scheitert die prak- tische Eintheilung an der Unmöglichkeit, aus der äusseren Form der Association ihr inneres Gefüge zu erkennen und die Mitwirkung ver- schiedener associativer Ursachen im Einzelfalle mit genügender Sicher- heit auseinanderzuhalten. Trotz alledem habe ich, um mir ein Urtheil über die Tragweite dieser Bedenken zu bilden, vor Jahren den Ver- such gemacht, 5 im Uebrigen unter den gleichen Bedingungen, nur zu verschiedenen Tageszeiten gewonnene Gruppen von je 50 Asso- ciationen nach den bisher erörterten Grundsätzen einzutheilen. In einer ersten Kategorie stellte ich alle diejenigen Vorstellungsver- bindungen, welche anscheinend aus räumlicher oder zeitlicher Coexistenz, aus Wortzusammensetzungen, fixirten Redewendungen, Citaten hervor- gegangen waren, mit den Klangassociationen zusammen, während ich in der zweiten Hauptgruppe die Verknüpfungen nach Coordination, Subordination und prädicativen Beziehungen vereinigte. Das Resultat dieses Versuches war folgendes:
Tabelle VII.
[Tabelle]
Zum Vergleiche habe ich in den 3 letzten Längsreihen die ent- sprechenden Zahlen für je 50 Versuche der neuerdings an mir selbst durchgeführten Associationsreihe hinzugefügt. Die Gruppirung ist überall ohne irgend welche Einsicht in die übrigen Zahlen, aber unter genauem Festhalten der gleichen Grundsätze vorgenommen worden. Die Ungleichheiten der einzelnen Gruppen in den ersten 5, zu verschiedenen Tageszeiten gewonnenen Reihen gehen haupt- sächlich aus einem wechselnden Verhältnisse zwischen den sprachlichen Reminiscenzen und den prädicativen Beziehungen hervor; die Summen dieser beiden Klassen liefern relativ geringe Schwankungen. Gerade hier bietet aber auch die Beurtheilung der Zugehörigkeit zur einen
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sich eine gegebene Gruppe von Associationen statistisch weiter ver-
arbeiten lässt. Das Ergebniss dieser Betrachtung ist leider kein sehr
günstiges. Selbst dann, wenn es gelänge, theoretisch die Vorstellungs-
verbindungen in ein einfaches System zu bringen, scheitert die prak-
tische Eintheilung an der Unmöglichkeit, aus der äusseren Form der
Association ihr inneres Gefüge zu erkennen und die Mitwirkung ver-
schiedener associativer Ursachen im Einzelfalle mit genügender Sicher-
heit auseinanderzuhalten. Trotz alledem habe ich, um mir ein Urtheil
über die Tragweite dieser Bedenken zu bilden, vor Jahren den Ver-
such gemacht, 5 im Uebrigen unter den gleichen Bedingungen, nur
zu verschiedenen Tageszeiten gewonnene Gruppen von je 50 Asso-
ciationen nach den bisher erörterten Grundsätzen einzutheilen. In
einer ersten Kategorie stellte ich alle diejenigen Vorstellungsver-
bindungen, welche anscheinend aus räumlicher oder zeitlicher Coexistenz,
aus Wortzusammensetzungen, fixirten Redewendungen, Citaten hervor-
gegangen waren, mit den Klangassociationen zusammen, während ich
in der zweiten Hauptgruppe die Verknüpfungen nach Coordination,
Subordination und prädicativen Beziehungen vereinigte. Das Resultat
dieses Versuches war folgendes:
Tabelle VII.
Zum Vergleiche habe ich in den 3 letzten Längsreihen die ent-
sprechenden Zahlen für je 50 Versuche der neuerdings an mir selbst
durchgeführten Associationsreihe hinzugefügt. Die Gruppirung ist
überall ohne irgend welche Einsicht in die übrigen Zahlen, aber
unter genauem Festhalten der gleichen Grundsätze vorgenommen
worden. Die Ungleichheiten der einzelnen Gruppen in den ersten
5, zu verschiedenen Tageszeiten gewonnenen Reihen gehen haupt-
sächlich aus einem wechselnden Verhältnisse zwischen den sprachlichen
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dieser beiden Klassen liefern relativ geringe Schwankungen. Gerade
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/55>, abgerufen am 17.07.2024.
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