Die Grösse von a, die sich nach der Tabelle III auf 188 im Durch- schnitte berechnen lässt, beträgt hier nur 178, ein Verhalten, welches der grösseren Gleichartigkeit der Versuchsbedingungen innerhalb kürzerer Zeiträume entsprechen dürfte. Gerade aus diesem Umstande, im Verein mit der zuerst erwähnten Thatsache, dürfen wir den Schluss ziehen, dass auch bei einer bis auf den sechsten Theil verkleinerten Anzahl von Versuchswerthen mit der gleichen Sicherheit das wahr- scheinliche Mittel als praktischer Ausdruck der gesammten Reihe an- gesehen werden kann. Das ist aber bei den Untersuchungen, mit denen wir es hier zu thun haben, von der allergrössten Bedeutung. Da es wünschenswerth erscheint, zu wissen, bis zu welchem Punkte eine weitere Verminderung der Beobachtungszahl zulässig ist, so habe ich schliesslich die Werthe a und a/2 auch noch aus den ersten 13 Be- obachtungen jedes Versuchstages allein berechnet. Die Grösse a stieg hier im Durchschnitt auf 205 an. Die Abweichungen zwischen dem berechneten und dem beobachteten Werthe a/2 stellten sich durch- schnittlich auf +/- 29, während ich sie bei sämmtlichen Zahlen der Tagesreihe auf +/- 12, bei den ersten 25 Zahlen auf +/- 19 hatte bestimmen können. Mit der Verminderung der Beobachtungszahl ist also nunmehr die Uebereinstimmung in der Vertheilung der Werthe mit dem Fehlergesetze auch innerhalb des Spielraumes a erheblich gesunken, während dieser letztere selbst an Ausdehnung etwas zugenommen hat. In beiden Vorgängen giebt sich die geringere Sicherheit des wahrscheinlichen Mittels zu erkennen.
Immerhin ist diese Abnahme der Sicherheit eine verhältnissmässig nicht allzu grosse. Wir werden daher dem wahrscheinlichen Mittel selbst dann noch ein gewisses Vertrauen schenken dürfen, wenn es aus nicht mehr als 13 Beobachtungen abgeleitet worden ist. Diese Zahl von Versuchen kann im Allgemeinen in etwa 3--4 Minuten gewonnen werden, so dass wir demnach in den Stand gesetzt sind, auch für raschere Schwankungen unseres psychischen Zustandes einen allenfalls brauchbaren Ausdruck finden zu können. Ein sehr hoher Grad von Gewissheit wird freilich bei der ausserordentlichen Flüchtigkeit der Erscheinungen, die wir in Zahlen festzuhalten haben, niemals erreichbar sein.
Um den Grad dieser Sicherheit für jede einzelne Versuchsreihe zu bestimmen, wäre es nöthig gewesen, überall zum mindesten die Grösse des Spielraums a nach den vorliegenden Beobachtungen zu berechnen. Um die späteren Tabellen nicht zu sehr mit Einzelheiten zu belasten, habe ich indessen darauf verzichtet, diese Zahlen überall
Die Grösse von a, die sich nach der Tabelle III auf 188 im Durch- schnitte berechnen lässt, beträgt hier nur 178, ein Verhalten, welches der grösseren Gleichartigkeit der Versuchsbedingungen innerhalb kürzerer Zeiträume entsprechen dürfte. Gerade aus diesem Umstande, im Verein mit der zuerst erwähnten Thatsache, dürfen wir den Schluss ziehen, dass auch bei einer bis auf den sechsten Theil verkleinerten Anzahl von Versuchswerthen mit der gleichen Sicherheit das wahr- scheinliche Mittel als praktischer Ausdruck der gesammten Reihe an- gesehen werden kann. Das ist aber bei den Untersuchungen, mit denen wir es hier zu thun haben, von der allergrössten Bedeutung. Da es wünschenswerth erscheint, zu wissen, bis zu welchem Punkte eine weitere Verminderung der Beobachtungszahl zulässig ist, so habe ich schliesslich die Werthe a und a/2 auch noch aus den ersten 13 Be- obachtungen jedes Versuchstages allein berechnet. Die Grösse a stieg hier im Durchschnitt auf 205 an. Die Abweichungen zwischen dem berechneten und dem beobachteten Werthe a/2 stellten sich durch- schnittlich auf ± 29, während ich sie bei sämmtlichen Zahlen der Tagesreihe auf ± 12, bei den ersten 25 Zahlen auf ± 19 hatte bestimmen können. Mit der Verminderung der Beobachtungszahl ist also nunmehr die Uebereinstimmung in der Vertheilung der Werthe mit dem Fehlergesetze auch innerhalb des Spielraumes a erheblich gesunken, während dieser letztere selbst an Ausdehnung etwas zugenommen hat. In beiden Vorgängen giebt sich die geringere Sicherheit des wahrscheinlichen Mittels zu erkennen.
Immerhin ist diese Abnahme der Sicherheit eine verhältnissmässig nicht allzu grosse. Wir werden daher dem wahrscheinlichen Mittel selbst dann noch ein gewisses Vertrauen schenken dürfen, wenn es aus nicht mehr als 13 Beobachtungen abgeleitet worden ist. Diese Zahl von Versuchen kann im Allgemeinen in etwa 3—4 Minuten gewonnen werden, so dass wir demnach in den Stand gesetzt sind, auch für raschere Schwankungen unseres psychischen Zustandes einen allenfalls brauchbaren Ausdruck finden zu können. Ein sehr hoher Grad von Gewissheit wird freilich bei der ausserordentlichen Flüchtigkeit der Erscheinungen, die wir in Zahlen festzuhalten haben, niemals erreichbar sein.
Um den Grad dieser Sicherheit für jede einzelne Versuchsreihe zu bestimmen, wäre es nöthig gewesen, überall zum mindesten die Grösse des Spielraums a nach den vorliegenden Beobachtungen zu berechnen. Um die späteren Tabellen nicht zu sehr mit Einzelheiten zu belasten, habe ich indessen darauf verzichtet, diese Zahlen überall
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[29/0045]
Die Grösse von a, die sich nach der Tabelle III auf 188 im Durch-
schnitte berechnen lässt, beträgt hier nur 178, ein Verhalten, welches
der grösseren Gleichartigkeit der Versuchsbedingungen innerhalb
kürzerer Zeiträume entsprechen dürfte. Gerade aus diesem Umstande,
im Verein mit der zuerst erwähnten Thatsache, dürfen wir den Schluss
ziehen, dass auch bei einer bis auf den sechsten Theil verkleinerten
Anzahl von Versuchswerthen mit der gleichen Sicherheit das wahr-
scheinliche Mittel als praktischer Ausdruck der gesammten Reihe an-
gesehen werden kann. Das ist aber bei den Untersuchungen, mit
denen wir es hier zu thun haben, von der allergrössten Bedeutung.
Da es wünschenswerth erscheint, zu wissen, bis zu welchem Punkte
eine weitere Verminderung der Beobachtungszahl zulässig ist, so habe
ich schliesslich die Werthe a und a/2 auch noch aus den ersten 13 Be-
obachtungen jedes Versuchstages allein berechnet. Die Grösse a stieg
hier im Durchschnitt auf 205 an. Die Abweichungen zwischen dem
berechneten und dem beobachteten Werthe a/2 stellten sich durch-
schnittlich auf ± 29, während ich sie bei sämmtlichen Zahlen der
Tagesreihe auf ± 12, bei den ersten 25 Zahlen auf ± 19 hatte
bestimmen können. Mit der Verminderung der Beobachtungszahl
ist also nunmehr die Uebereinstimmung in der Vertheilung der
Werthe mit dem Fehlergesetze auch innerhalb des Spielraumes a
erheblich gesunken, während dieser letztere selbst an Ausdehnung
etwas zugenommen hat. In beiden Vorgängen giebt sich die geringere
Sicherheit des wahrscheinlichen Mittels zu erkennen.
Immerhin ist diese Abnahme der Sicherheit eine verhältnissmässig
nicht allzu grosse. Wir werden daher dem wahrscheinlichen Mittel selbst
dann noch ein gewisses Vertrauen schenken dürfen, wenn es aus nicht
mehr als 13 Beobachtungen abgeleitet worden ist. Diese Zahl von
Versuchen kann im Allgemeinen in etwa 3—4 Minuten gewonnen
werden, so dass wir demnach in den Stand gesetzt sind, auch für
raschere Schwankungen unseres psychischen Zustandes einen allenfalls
brauchbaren Ausdruck finden zu können. Ein sehr hoher Grad von
Gewissheit wird freilich bei der ausserordentlichen Flüchtigkeit der
Erscheinungen, die wir in Zahlen festzuhalten haben, niemals erreichbar
sein.
Um den Grad dieser Sicherheit für jede einzelne Versuchsreihe
zu bestimmen, wäre es nöthig gewesen, überall zum mindesten die
Grösse des Spielraums a nach den vorliegenden Beobachtungen zu
berechnen. Um die späteren Tabellen nicht zu sehr mit Einzelheiten
zu belasten, habe ich indessen darauf verzichtet, diese Zahlen überall
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/45>, abgerufen am 02.03.2025.
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