Dieselbe lehrt uns zunächst, dass beim Addiren die Verlangsamung der Arbeit für K. und Da. am geringsten, für alle übrigen Personen dagegen weit stärker ausfällt. Das entspricht ganz den Erfahrungen, die wir früher über die Ermüdbarkeit gemacht haben. Ein ähnliches Resultat ergiebt sich für das Lernen. O. und Ha. stehen hier auf der einen Seite, Da. und K. auf der andern, De. und M. in der Mitte. Bei dem Versuche mit 30 gr fiel für K. die Verlangsamung immer noch aus, während sie für De. auf 21 anwuchs. Wollten wir hier eine Reihenfolge der Versuchspersonen nach ihrer vermuthlichen Empfindlichkeit gegen den Alkohol aus den Ergebnissen der beiden Tabellen aufstellen, so würde sich dieselbe folgendermassen gestalten: O., Ha., M., De., Da., K. Nur De. hat hier gegenüber der Ermüd- barkeitsreihe seine Stellung etwas geändert. Beim Lesen endlich würden wir etwa die Reihe erhalten: Ha., Da., K., O., M., De. Hier sind die Abweichungen von der Ermüdungsreihe grösser, doch bleibt zu berücksichtigen, dass der Versuch Da. wol nicht vergleichbar ist. Zudem sind die Unterschiede hier überhaupt verhältnissmässig nicht sehr gross. Lassen wir Da. ausser Betracht, so würden immerhin Ha., K. und O. die grössere, M. und De. die kleinere Verlangsamung durch die Ermüdung wie durch den Alkohol erfahren.
Es hat demnach den Anschein, als ob im Allgemeinen die Empfind- lichkeit gegen den Alkohol überall einen gewissen Zusammenhang mit der individuellen Ermüdbarkeit aufzuweisen hat. Je grösser diese letztere, desto weniger sind die erregenden Wirkungen des Al- kohols ausgeprägt, desto geringer die Gaben, bei denen sofort die Lähmung hervortritt, und desto grösser der Umfang dieser letzteren selbst. Durch diese Erfahrung gewinnen unsere früheren Erörterungen über das Verhältniss der physiologischen zur Alkoholermüdung eine neue Beleuchtung. Wenn wir es in beiden Fällen mit analogen Giftwirkungen auf unser Nervensystem zu thun haben, so wird es verständlich, dass die Empfindlichkeit der einzelnen Organe für die Ermüdungsstoffe und für den Alkohol einen gewissen Parallelismus darbietet.
Tabelle XC.
[Tabelle]
Dieselbe lehrt uns zunächst, dass beim Addiren die Verlangsamung der Arbeit für K. und Da. am geringsten, für alle übrigen Personen dagegen weit stärker ausfällt. Das entspricht ganz den Erfahrungen, die wir früher über die Ermüdbarkeit gemacht haben. Ein ähnliches Resultat ergiebt sich für das Lernen. O. und Ha. stehen hier auf der einen Seite, Da. und K. auf der andern, De. und M. in der Mitte. Bei dem Versuche mit 30 gr fiel für K. die Verlangsamung immer noch aus, während sie für De. auf 21 anwuchs. Wollten wir hier eine Reihenfolge der Versuchspersonen nach ihrer vermuthlichen Empfindlichkeit gegen den Alkohol aus den Ergebnissen der beiden Tabellen aufstellen, so würde sich dieselbe folgendermassen gestalten: O., Ha., M., De., Da., K. Nur De. hat hier gegenüber der Ermüd- barkeitsreihe seine Stellung etwas geändert. Beim Lesen endlich würden wir etwa die Reihe erhalten: Ha., Da., K., O., M., De. Hier sind die Abweichungen von der Ermüdungsreihe grösser, doch bleibt zu berücksichtigen, dass der Versuch Da. wol nicht vergleichbar ist. Zudem sind die Unterschiede hier überhaupt verhältnissmässig nicht sehr gross. Lassen wir Da. ausser Betracht, so würden immerhin Ha., K. und O. die grössere, M. und De. die kleinere Verlangsamung durch die Ermüdung wie durch den Alkohol erfahren.
Es hat demnach den Anschein, als ob im Allgemeinen die Empfind- lichkeit gegen den Alkohol überall einen gewissen Zusammenhang mit der individuellen Ermüdbarkeit aufzuweisen hat. Je grösser diese letztere, desto weniger sind die erregenden Wirkungen des Al- kohols ausgeprägt, desto geringer die Gaben, bei denen sofort die Lähmung hervortritt, und desto grösser der Umfang dieser letzteren selbst. Durch diese Erfahrung gewinnen unsere früheren Erörterungen über das Verhältniss der physiologischen zur Alkoholermüdung eine neue Beleuchtung. Wenn wir es in beiden Fällen mit analogen Giftwirkungen auf unser Nervensystem zu thun haben, so wird es verständlich, dass die Empfindlichkeit der einzelnen Organe für die Ermüdungsstoffe und für den Alkohol einen gewissen Parallelismus darbietet.
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Dieselbe lehrt uns zunächst, dass beim Addiren die Verlangsamung
der Arbeit für K. und Da. am geringsten, für alle übrigen Personen
dagegen weit stärker ausfällt. Das entspricht ganz den Erfahrungen,
die wir früher über die Ermüdbarkeit gemacht haben. Ein ähnliches
Resultat ergiebt sich für das Lernen. O. und Ha. stehen hier auf
der einen Seite, Da. und K. auf der andern, De. und M. in der
Mitte. Bei dem Versuche mit 30 gr fiel für K. die Verlangsamung
immer noch aus, während sie für De. auf 21 anwuchs. Wollten wir
hier eine Reihenfolge der Versuchspersonen nach ihrer vermuthlichen
Empfindlichkeit gegen den Alkohol aus den Ergebnissen der beiden
Tabellen aufstellen, so würde sich dieselbe folgendermassen gestalten:
O., Ha., M., De., Da., K. Nur De. hat hier gegenüber der Ermüd-
barkeitsreihe seine Stellung etwas geändert. Beim Lesen endlich
würden wir etwa die Reihe erhalten: Ha., Da., K., O., M., De. Hier
sind die Abweichungen von der Ermüdungsreihe grösser, doch bleibt
zu berücksichtigen, dass der Versuch Da. wol nicht vergleichbar ist.
Zudem sind die Unterschiede hier überhaupt verhältnissmässig nicht
sehr gross. Lassen wir Da. ausser Betracht, so würden immerhin Ha.,
K. und O. die grössere, M. und De. die kleinere Verlangsamung durch
die Ermüdung wie durch den Alkohol erfahren.
Es hat demnach den Anschein, als ob im Allgemeinen die Empfind-
lichkeit gegen den Alkohol überall einen gewissen Zusammenhang mit
der individuellen Ermüdbarkeit aufzuweisen hat. Je grösser
diese letztere, desto weniger sind die erregenden Wirkungen des Al-
kohols ausgeprägt, desto geringer die Gaben, bei denen sofort die
Lähmung hervortritt, und desto grösser der Umfang dieser letzteren
selbst. Durch diese Erfahrung gewinnen unsere früheren Erörterungen
über das Verhältniss der physiologischen zur Alkoholermüdung eine
neue Beleuchtung. Wenn wir es in beiden Fällen mit analogen
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verständlich, dass die Empfindlichkeit der einzelnen Organe für die
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/270>, abgerufen am 16.07.2024.
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