Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.der untersuchten Reactionsformen bilden. Wir würden somit zu dem Dieses Ergebniss stimmt sehr gut zu den Erwägungen, welche Der Gang der Schwankungen in den beiden neuen Morphium- der untersuchten Reactionsformen bilden. Wir würden somit zu dem Dieses Ergebniss stimmt sehr gut zu den Erwägungen, welche Der Gang der Schwankungen in den beiden neuen Morphium- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0185" n="169"/> der untersuchten Reactionsformen bilden. Wir würden somit zu dem<lb/> Schlusse kommen, dass durch das Morphium wahrscheinlich die Auf-<lb/> fassung äusserer Eindrücke erleichtert, die Ausführung von Wahlacten<lb/> dagegen erschwert wird.</p><lb/> <p>Dieses Ergebniss stimmt sehr gut zu den Erwägungen, welche<lb/> ich im Anschlusse an die früheren Morphiumversuche niederschrieb,<lb/> bevor ich die neuen Versuche überhaupt angestellt hatte. Auffallend<lb/> erscheint nur der Widerspruch zwischen meinem jetzigen und dem<lb/> Wahlversuche vom 18. Mai 1882. Der geringen Beschleunigung von<lb/> 26 σ damals steht die entschiedene Verlangsamung jetzt gegenüber.<lb/> Eine sichere Lösung dieses Widerspruches ist nur durch weitere Aus-<lb/> dehnung der Versuche möglich, die ich jetzt unterlassen muss. Immer-<lb/> hin spricht der Ausfall der älteren Reihe bei L. mehr zu Gunsten des<lb/> neuen Versuches. Es ist indessen keineswegs ausgeschlossen, dass<lb/> beide Versuchsreihen ein vollkommen fehlerfreies Ergebniss geliefert<lb/> haben. Berücksichtigen wir, dass die Wahlreaction neben der Wahl-<lb/> zeit auch noch eine Unterscheidungszeit enthält, die bei mir nicht viel<lb/> kleiner zu sein scheint, als jene, so ist es bei entgegengesetzter Be-<lb/> einflussung beider Bestandtheile offenbar möglich, dass unter besonderen,<lb/> einstweilen nicht näher bekannten Umständen einmal die eine, ein<lb/> anderes Mal die andere Wirkung die Oberhand gewinnt. Der Aus-<lb/> fall der beiden letzten Versuche spricht für eine solche entgegengesetzte<lb/> Beeinflussung des Unterscheidungs- und Wahlvorganges, für eine Be-<lb/> schleunigung des ersteren, eine Verlangsamung des letzteren. Die<lb/> Ausgiebigkeit <hi rendition="#g">dieser</hi> Wirkung überwiegt bei der Wahlreaction, die-<lb/> jenige <hi rendition="#g">jener</hi> bei der Wortreaction. Die Schwankungen der Werthe<lb/> mit einzelnen kurzen Zahlen bei den Wahlversuchen L. und K.<lb/> (21. III. 92), sowie das Einschieben des langen 5. Mittelwerthes in den<lb/> Wortreactionsversuch sprechen für den Kampf entgegengesetzter Ein-<lb/> flüsse bei diesen Reihen, von denen schliesslich der eine überwiegt.<lb/> Auch die Geringfügigkeit der Verkürzung in dem ersten Wahlversuche K.<lb/> trotz der subcutanen Einspritzung des Mittels stellt diese Beobachtung<lb/> in einen gewissen Gegensatz zu der Erfahrung mit Wortreactionen.<lb/> Nach allen diesen Erwägungen scheinen mir die Ergebnisse der letzten<lb/> beiden, mit besonderer Sorgfalt durchgeführten und eine Zahl von<lb/> 5—600 Einzelbeobachtungen umfassenden Versuche volles Vertrauen<lb/> zu verdienen; jedenfalls ist der ältere Versuch K. nicht eindeutig<lb/> genug, um ihre Beweiskraft ernstlich zu erschüttern.</p><lb/> <p>Der Gang der Schwankungen in den beiden neuen Morphium-<lb/> reihen ist ein zu unregelmässiger, um genauere Schlüsse zu gestatten.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0185]
der untersuchten Reactionsformen bilden. Wir würden somit zu dem
Schlusse kommen, dass durch das Morphium wahrscheinlich die Auf-
fassung äusserer Eindrücke erleichtert, die Ausführung von Wahlacten
dagegen erschwert wird.
Dieses Ergebniss stimmt sehr gut zu den Erwägungen, welche
ich im Anschlusse an die früheren Morphiumversuche niederschrieb,
bevor ich die neuen Versuche überhaupt angestellt hatte. Auffallend
erscheint nur der Widerspruch zwischen meinem jetzigen und dem
Wahlversuche vom 18. Mai 1882. Der geringen Beschleunigung von
26 σ damals steht die entschiedene Verlangsamung jetzt gegenüber.
Eine sichere Lösung dieses Widerspruches ist nur durch weitere Aus-
dehnung der Versuche möglich, die ich jetzt unterlassen muss. Immer-
hin spricht der Ausfall der älteren Reihe bei L. mehr zu Gunsten des
neuen Versuches. Es ist indessen keineswegs ausgeschlossen, dass
beide Versuchsreihen ein vollkommen fehlerfreies Ergebniss geliefert
haben. Berücksichtigen wir, dass die Wahlreaction neben der Wahl-
zeit auch noch eine Unterscheidungszeit enthält, die bei mir nicht viel
kleiner zu sein scheint, als jene, so ist es bei entgegengesetzter Be-
einflussung beider Bestandtheile offenbar möglich, dass unter besonderen,
einstweilen nicht näher bekannten Umständen einmal die eine, ein
anderes Mal die andere Wirkung die Oberhand gewinnt. Der Aus-
fall der beiden letzten Versuche spricht für eine solche entgegengesetzte
Beeinflussung des Unterscheidungs- und Wahlvorganges, für eine Be-
schleunigung des ersteren, eine Verlangsamung des letzteren. Die
Ausgiebigkeit dieser Wirkung überwiegt bei der Wahlreaction, die-
jenige jener bei der Wortreaction. Die Schwankungen der Werthe
mit einzelnen kurzen Zahlen bei den Wahlversuchen L. und K.
(21. III. 92), sowie das Einschieben des langen 5. Mittelwerthes in den
Wortreactionsversuch sprechen für den Kampf entgegengesetzter Ein-
flüsse bei diesen Reihen, von denen schliesslich der eine überwiegt.
Auch die Geringfügigkeit der Verkürzung in dem ersten Wahlversuche K.
trotz der subcutanen Einspritzung des Mittels stellt diese Beobachtung
in einen gewissen Gegensatz zu der Erfahrung mit Wortreactionen.
Nach allen diesen Erwägungen scheinen mir die Ergebnisse der letzten
beiden, mit besonderer Sorgfalt durchgeführten und eine Zahl von
5—600 Einzelbeobachtungen umfassenden Versuche volles Vertrauen
zu verdienen; jedenfalls ist der ältere Versuch K. nicht eindeutig
genug, um ihre Beweiskraft ernstlich zu erschüttern.
Der Gang der Schwankungen in den beiden neuen Morphium-
reihen ist ein zu unregelmässiger, um genauere Schlüsse zu gestatten.
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