Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.des Paraldehyds auf die Dauer psychischer Vorgänge ausgeführt worden Der theilweise Widerspruch, der zwischen diesen Ergebnissen und des Paraldehyds auf die Dauer psychischer Vorgänge ausgeführt worden Der theilweise Widerspruch, der zwischen diesen Ergebnissen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0175" n="159"/> des Paraldehyds auf die Dauer psychischer Vorgänge ausgeführt worden<lb/> sind. Die genannten Forscher prüften einfache, Unterscheidungs- und<lb/> Wahlreactionen, die ersteren mit Hülfe von Schall- und Lichtreizen,<lb/> letztere nur mit Schallreizen. Die Zeiten wurden durch aufgezeichnete<lb/> Stimmgabelschwingungen gemessen, innerhalb derer sich der Augen-<lb/> blick des Reizes wie der Reaction durch das Ueberspringen eines<lb/> Inductionsfunkens markirte. Die Versuchsperson sass vom Registrirenden<lb/> entfernt in einem besonderen Zimmer. Die Beobachtungen wurden<lb/> in kurzen Reihen (zu 10) gewonnen und mit wechselnden Zwischen-<lb/> pausen sehr lange, bisweilen mehr als zwei Stunden fortgesetzt. Die<lb/> grosse Mehrzahl der Versuche fällt in die Morgenstunden; die Dosen<lb/> schwankten von 1—3 gr. Im Ganzen wurden 32 Beobachtungsreihen<lb/> durchgeführt, 16 über die einfache Reaction und je 8 über Unter-<lb/> scheidung und Wahl. Das allgemeine Ergebniss dieser Versuche war<lb/> ein ungemein gleichförmiges. Ueberall stellte sich eine Verlängerung<lb/> der Reactionen ein, die im Allgemeinen 20—40 σ betrug, einmal auch bis<lb/> auf 107 σ anstieg und ein ganz deutliches Anwachsen mit Zunahme der<lb/> Dosis erkennen liess. Eine nennenswerthe Verkürzung der Zahlen<lb/> wurde nicht beobachtet.</p><lb/> <p>Der theilweise Widerspruch, der zwischen diesen Ergebnissen und<lb/> denjenigen meiner Versuche besteht, ist um so beachtenswerther, als<lb/> die Beobachtungen der italienischen Forscher offenbar sehr systematisch<lb/> durchgeführt worden sind und Anspruch auf grosse Zuverlässigkeit<lb/> erheben dürfen. Zur Erklärung der Abweichungen können ver-<lb/> schiedene Umstände herbeigezogen werden. Die Verkürzung der<lb/> Zahlen bei meinen Versuchen beruhte zum grössten Theil ohne Zweifel<lb/> auf dem Auftreten vorzeitiger Reactionen. Für das Zustandekommen<lb/> derselben waren aber die Bedingungen bei meiner Versuchsanordnung<lb/> weit günstiger, als bei derjenigen <hi rendition="#g">Cervello</hi>’s und <hi rendition="#g">Coppola</hi>’s. Die<lb/> Schnelligkeit, mit welcher die einzelnen Beobachtungen aufeinander<lb/> folgten, betrug bei jenen etwa 3, bei mir 5—6 in der Minute; zudem<lb/> sahen meine Versuchspersonen wegen der Nähe des Registrirenden<lb/> den ganzen Versuch sich gewissermassen vorbereiten. Ob dort auch,<lb/> wie bei mir, ein besonderes Signal dem Reize kurze Zeit voranging,<lb/> lässt sich aus der Arbeit nicht ersehen, ist aber im Hinblicke auf die<lb/> grosse Gleichmässigkeit der Zahlen sehr wahrscheinlich. Jedenfalls<lb/> mussten die grössere Geschwindigkeit des Manipulirens und der<lb/> Mangel einer räumlichen Abtrennung der Versuchsperson dem Auf-<lb/> treten vorzeitiger Reactionen bei meinen Versuchen in besonderem<lb/> Masse Vorschub leisten. Es lässt sich indessen nicht in Abrede stellen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0175]
des Paraldehyds auf die Dauer psychischer Vorgänge ausgeführt worden
sind. Die genannten Forscher prüften einfache, Unterscheidungs- und
Wahlreactionen, die ersteren mit Hülfe von Schall- und Lichtreizen,
letztere nur mit Schallreizen. Die Zeiten wurden durch aufgezeichnete
Stimmgabelschwingungen gemessen, innerhalb derer sich der Augen-
blick des Reizes wie der Reaction durch das Ueberspringen eines
Inductionsfunkens markirte. Die Versuchsperson sass vom Registrirenden
entfernt in einem besonderen Zimmer. Die Beobachtungen wurden
in kurzen Reihen (zu 10) gewonnen und mit wechselnden Zwischen-
pausen sehr lange, bisweilen mehr als zwei Stunden fortgesetzt. Die
grosse Mehrzahl der Versuche fällt in die Morgenstunden; die Dosen
schwankten von 1—3 gr. Im Ganzen wurden 32 Beobachtungsreihen
durchgeführt, 16 über die einfache Reaction und je 8 über Unter-
scheidung und Wahl. Das allgemeine Ergebniss dieser Versuche war
ein ungemein gleichförmiges. Ueberall stellte sich eine Verlängerung
der Reactionen ein, die im Allgemeinen 20—40 σ betrug, einmal auch bis
auf 107 σ anstieg und ein ganz deutliches Anwachsen mit Zunahme der
Dosis erkennen liess. Eine nennenswerthe Verkürzung der Zahlen
wurde nicht beobachtet.
Der theilweise Widerspruch, der zwischen diesen Ergebnissen und
denjenigen meiner Versuche besteht, ist um so beachtenswerther, als
die Beobachtungen der italienischen Forscher offenbar sehr systematisch
durchgeführt worden sind und Anspruch auf grosse Zuverlässigkeit
erheben dürfen. Zur Erklärung der Abweichungen können ver-
schiedene Umstände herbeigezogen werden. Die Verkürzung der
Zahlen bei meinen Versuchen beruhte zum grössten Theil ohne Zweifel
auf dem Auftreten vorzeitiger Reactionen. Für das Zustandekommen
derselben waren aber die Bedingungen bei meiner Versuchsanordnung
weit günstiger, als bei derjenigen Cervello’s und Coppola’s. Die
Schnelligkeit, mit welcher die einzelnen Beobachtungen aufeinander
folgten, betrug bei jenen etwa 3, bei mir 5—6 in der Minute; zudem
sahen meine Versuchspersonen wegen der Nähe des Registrirenden
den ganzen Versuch sich gewissermassen vorbereiten. Ob dort auch,
wie bei mir, ein besonderes Signal dem Reize kurze Zeit voranging,
lässt sich aus der Arbeit nicht ersehen, ist aber im Hinblicke auf die
grosse Gleichmässigkeit der Zahlen sehr wahrscheinlich. Jedenfalls
mussten die grössere Geschwindigkeit des Manipulirens und der
Mangel einer räumlichen Abtrennung der Versuchsperson dem Auf-
treten vorzeitiger Reactionen bei meinen Versuchen in besonderem
Masse Vorschub leisten. Es lässt sich indessen nicht in Abrede stellen,
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