Die Betrachtung dieser Tabelle zeigt, dass die Gesammtmittel für die Versuchstage mit Thee im Allgemeinen auffallend hohe Werthe aufweisen. Die Tage 8 und 11 haben Gesammtmittel geliefert, welche grösser sind nicht nur als diejenigen des folgenden, sondern auch als die des vorangehenden Normaltages; bei 5 und 16 sind sie wenigstens kleiner, als diejenigen der vorangehenden Normalreihe, und nur 14 zeigt ein sehr niedriges, ja das niedrigste Gesammtmittel der ganzen Versuchsperiode. Dieses Ergebniss ist Angesichts unserer bisherigen Erfahrungen über die Beeinflussung der Associationen durch Thee überraschend. Es erscheint daher nothwendig, den Gang der Gruppen- mittel in den einzelnen Reihen näher zu verfolgen, um festzustellen, ob nicht vielleicht im Gesammtmittel verschiedene Stadien der Thee- wirkung sich gegenseitig verwischt haben. Da eine wenigstens an- nähernde Constanz der Zahlen erst etwa vom 7. Tage an vorausgesetzt werden darf, so wird es sich dabei empfehlen, hauptsächlich die vier letzten Normal- und Theereihen mit einander zu vergleichen. Dabei ergiebt sich zunächst, dass die Tage mit Thee einen sehr viel unregel- mässigeren Verlauf darbieten, als die dazwischen liegenden Normal- tage. Während die Werthe dieser letzteren sich im Grossen und Ganzen im Laufe der Versuchsstunde ungefähr auf derselben Höhe halten und weder eine bedeutende Zunahme noch Abnahme erkennen lassen, variiren die Zahlen jener ersteren innerhalb weiterer Grenzen. Die Tage 11 und 16 zeigen eine besonders gegen den Schluss hin recht auffallende Verlangsamung; bei 8 und namentlich 14 ist im Ganzen eine geringe Abnahme der Zahlen zu constatiren, der beide Male Schwankungen in entgegengesetzter Richtung vorangehen. Aehn- lich verhält sich auch 5. Will man diesen Unterschieden, die offenbar z. Th. durch Eigenthümlichkeiten der jeweiligen psychischen Disposition bedingt sind, eine Bedeutung für die Beurtheilung der Theewirkung beilegen, so kommt man zu dem Schlusse, dass durch den Thee von Anfang an, am meisten aber gegen das Ende der Versuchsstunde, eine Neigung zur Verlängerung der Zahlen verursacht worden ist. Nur bei 5 und 8 besteht sowol von vornherein wie im ganzen Ver- suche die Tendenz zur Verkürzung der Zahlen, die allerdings durch das vorübergehende Auftreten hoher Werthe gegen das Ende der ersten halben Stunde unterbrochen wird; bei 14 macht sich trotz der definitiven Abnahme der Werthe 15--30 Minuten nach dem Beginn des Versuches eine geringe Verlangsamung der Associationen geltend.
Diese Ergebnisse sind unbefriedigende, um so mehr, als auch die absolute Länge der psychischen Zeiten in den Theereihen keine ganz
Kraepelin, Beeinflussung. 8
Die Betrachtung dieser Tabelle zeigt, dass die Gesammtmittel für die Versuchstage mit Thee im Allgemeinen auffallend hohe Werthe aufweisen. Die Tage 8 und 11 haben Gesammtmittel geliefert, welche grösser sind nicht nur als diejenigen des folgenden, sondern auch als die des vorangehenden Normaltages; bei 5 und 16 sind sie wenigstens kleiner, als diejenigen der vorangehenden Normalreihe, und nur 14 zeigt ein sehr niedriges, ja das niedrigste Gesammtmittel der ganzen Versuchsperiode. Dieses Ergebniss ist Angesichts unserer bisherigen Erfahrungen über die Beeinflussung der Associationen durch Thee überraschend. Es erscheint daher nothwendig, den Gang der Gruppen- mittel in den einzelnen Reihen näher zu verfolgen, um festzustellen, ob nicht vielleicht im Gesammtmittel verschiedene Stadien der Thee- wirkung sich gegenseitig verwischt haben. Da eine wenigstens an- nähernde Constanz der Zahlen erst etwa vom 7. Tage an vorausgesetzt werden darf, so wird es sich dabei empfehlen, hauptsächlich die vier letzten Normal- und Theereihen mit einander zu vergleichen. Dabei ergiebt sich zunächst, dass die Tage mit Thee einen sehr viel unregel- mässigeren Verlauf darbieten, als die dazwischen liegenden Normal- tage. Während die Werthe dieser letzteren sich im Grossen und Ganzen im Laufe der Versuchsstunde ungefähr auf derselben Höhe halten und weder eine bedeutende Zunahme noch Abnahme erkennen lassen, variiren die Zahlen jener ersteren innerhalb weiterer Grenzen. Die Tage 11 und 16 zeigen eine besonders gegen den Schluss hin recht auffallende Verlangsamung; bei 8 und namentlich 14 ist im Ganzen eine geringe Abnahme der Zahlen zu constatiren, der beide Male Schwankungen in entgegengesetzter Richtung vorangehen. Aehn- lich verhält sich auch 5. Will man diesen Unterschieden, die offenbar z. Th. durch Eigenthümlichkeiten der jeweiligen psychischen Disposition bedingt sind, eine Bedeutung für die Beurtheilung der Theewirkung beilegen, so kommt man zu dem Schlusse, dass durch den Thee von Anfang an, am meisten aber gegen das Ende der Versuchsstunde, eine Neigung zur Verlängerung der Zahlen verursacht worden ist. Nur bei 5 und 8 besteht sowol von vornherein wie im ganzen Ver- suche die Tendenz zur Verkürzung der Zahlen, die allerdings durch das vorübergehende Auftreten hoher Werthe gegen das Ende der ersten halben Stunde unterbrochen wird; bei 14 macht sich trotz der definitiven Abnahme der Werthe 15—30 Minuten nach dem Beginn des Versuches eine geringe Verlangsamung der Associationen geltend.
Diese Ergebnisse sind unbefriedigende, um so mehr, als auch die absolute Länge der psychischen Zeiten in den Theereihen keine ganz
Kraepelin, Beeinflussung. 8
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Die Betrachtung dieser Tabelle zeigt, dass die Gesammtmittel
für die Versuchstage mit Thee im Allgemeinen auffallend hohe Werthe
aufweisen. Die Tage 8 und 11 haben Gesammtmittel geliefert, welche
grösser sind nicht nur als diejenigen des folgenden, sondern auch als
die des vorangehenden Normaltages; bei 5 und 16 sind sie wenigstens
kleiner, als diejenigen der vorangehenden Normalreihe, und nur 14
zeigt ein sehr niedriges, ja das niedrigste Gesammtmittel der ganzen
Versuchsperiode. Dieses Ergebniss ist Angesichts unserer bisherigen
Erfahrungen über die Beeinflussung der Associationen durch Thee
überraschend. Es erscheint daher nothwendig, den Gang der Gruppen-
mittel in den einzelnen Reihen näher zu verfolgen, um festzustellen,
ob nicht vielleicht im Gesammtmittel verschiedene Stadien der Thee-
wirkung sich gegenseitig verwischt haben. Da eine wenigstens an-
nähernde Constanz der Zahlen erst etwa vom 7. Tage an vorausgesetzt
werden darf, so wird es sich dabei empfehlen, hauptsächlich die vier
letzten Normal- und Theereihen mit einander zu vergleichen. Dabei
ergiebt sich zunächst, dass die Tage mit Thee einen sehr viel unregel-
mässigeren Verlauf darbieten, als die dazwischen liegenden Normal-
tage. Während die Werthe dieser letzteren sich im Grossen und
Ganzen im Laufe der Versuchsstunde ungefähr auf derselben Höhe
halten und weder eine bedeutende Zunahme noch Abnahme erkennen
lassen, variiren die Zahlen jener ersteren innerhalb weiterer Grenzen.
Die Tage 11 und 16 zeigen eine besonders gegen den Schluss hin
recht auffallende Verlangsamung; bei 8 und namentlich 14 ist im
Ganzen eine geringe Abnahme der Zahlen zu constatiren, der beide
Male Schwankungen in entgegengesetzter Richtung vorangehen. Aehn-
lich verhält sich auch 5. Will man diesen Unterschieden, die offenbar
z. Th. durch Eigenthümlichkeiten der jeweiligen psychischen Disposition
bedingt sind, eine Bedeutung für die Beurtheilung der Theewirkung
beilegen, so kommt man zu dem Schlusse, dass durch den Thee von
Anfang an, am meisten aber gegen das Ende der Versuchsstunde,
eine Neigung zur Verlängerung der Zahlen verursacht worden ist.
Nur bei 5 und 8 besteht sowol von vornherein wie im ganzen Ver-
suche die Tendenz zur Verkürzung der Zahlen, die allerdings durch
das vorübergehende Auftreten hoher Werthe gegen das Ende der
ersten halben Stunde unterbrochen wird; bei 14 macht sich trotz der
definitiven Abnahme der Werthe 15—30 Minuten nach dem Beginn
des Versuches eine geringe Verlangsamung der Associationen geltend.
Diese Ergebnisse sind unbefriedigende, um so mehr, als auch die
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Kraepelin, Beeinflussung. 8
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/129>, abgerufen am 05.07.2024.
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