Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

Bild:
<< vorherige Seite

verhältnissmässig bedeutend und geht selbst bis zu 21 Sekunden, in-
dess sie bei De. nicht ganz bis auf 16 Sekunden kommt. Diese viel-
leicht in den vorliegenden Reihen nur zufälligen Verschiedenheiten
machen das differente Verhalten beider Alkoholreihen zu den entspre-
chenden Normalreihen vollkommen erklärlich. Jedenfalls erscheint
es nicht gerechtfertigt, hier etwa von einer anfänglichen "Ver-
kürzung" der geschätzten Zeiten unter die Norm in demselben
Sinne zu sprechen, wie sie uns bei den Zeitmessungen so häufig be-
gegnet ist.

Zum Schlusse werden wir uns noch die Frage vorzulegen haben,
wieweit die hier in der Mittelreihe aufgefundenen Alkoholwirkungen
wirklich typische sind, wieweit wir denselben in den beiden Alkohol-
versuchen wieder begegnen, durch deren Zusammenfassung wir jene
schematische Reihe gewonnen haben. Um diese Verhältnisse kurz
darzustellen, gebe ich von allen Gruppen beider Versuche je die An-
fangs- und Endmittel wieder.

Tabelle XL.

[Tabelle]

Die Tabelle lehrt in befriedigender Weise, dass überall der Gang
der Anfangs- und Endwerthe unter dem Einflusse des Alkohols einen
entgegengesetzten Verlauf nimmt. Die ersteren steigen regelmässig
an und erreichen ihren höchsten Stand in der Gruppe b, nach
etwa 25 Minuten, um dann wieder zu sinken; nur bei K. I wachsen
sie bis zum Ende des Versuches weiter. In den Versuchen De. II
und K. II folgt bei der letzten Gruppe eine neuerliche kleine Er-
höhung, vielleicht ein Zeichen der physiologischen Ermüdung, die
sich nach dem Abklingen der alkoholischen stärker geltend macht und
möglicherweise auch den Ausfall des Versuches K. I mit beeinflusst
hat. Umgekehrt erreichen die Endwerthe in der Gruppe b ihren
tiefsten Stand; nur im Versuche De. II mit seiner ganz ungewöhn-
lichen Ueberschätzung tritt das Minimum erst später auf. Im wei-
teren Verlaufe der übrigen Versuche gleicht sich der niedrige Stand
der Endwerthe allmählich stufenweise wieder aus. Wir finden somit
die aus unseren früheren Betrachtungen abgeleiteten allgemeinen Züge

verhältnissmässig bedeutend und geht selbst bis zu 21 Sekunden, in-
dess sie bei De. nicht ganz bis auf 16 Sekunden kommt. Diese viel-
leicht in den vorliegenden Reihen nur zufälligen Verschiedenheiten
machen das differente Verhalten beider Alkoholreihen zu den entspre-
chenden Normalreihen vollkommen erklärlich. Jedenfalls erscheint
es nicht gerechtfertigt, hier etwa von einer anfänglichen „Ver-
kürzung“ der geschätzten Zeiten unter die Norm in demselben
Sinne zu sprechen, wie sie uns bei den Zeitmessungen so häufig be-
gegnet ist.

Zum Schlusse werden wir uns noch die Frage vorzulegen haben,
wieweit die hier in der Mittelreihe aufgefundenen Alkoholwirkungen
wirklich typische sind, wieweit wir denselben in den beiden Alkohol-
versuchen wieder begegnen, durch deren Zusammenfassung wir jene
schematische Reihe gewonnen haben. Um diese Verhältnisse kurz
darzustellen, gebe ich von allen Gruppen beider Versuche je die An-
fangs- und Endmittel wieder.

Tabelle XL.

[Tabelle]

Die Tabelle lehrt in befriedigender Weise, dass überall der Gang
der Anfangs- und Endwerthe unter dem Einflusse des Alkohols einen
entgegengesetzten Verlauf nimmt. Die ersteren steigen regelmässig
an und erreichen ihren höchsten Stand in der Gruppe b, nach
etwa 25 Minuten, um dann wieder zu sinken; nur bei K. I wachsen
sie bis zum Ende des Versuches weiter. In den Versuchen De. II
und K. II folgt bei der letzten Gruppe eine neuerliche kleine Er-
höhung, vielleicht ein Zeichen der physiologischen Ermüdung, die
sich nach dem Abklingen der alkoholischen stärker geltend macht und
möglicherweise auch den Ausfall des Versuches K. I mit beeinflusst
hat. Umgekehrt erreichen die Endwerthe in der Gruppe b ihren
tiefsten Stand; nur im Versuche De. II mit seiner ganz ungewöhn-
lichen Ueberschätzung tritt das Minimum erst später auf. Im wei-
teren Verlaufe der übrigen Versuche gleicht sich der niedrige Stand
der Endwerthe allmählich stufenweise wieder aus. Wir finden somit
die aus unseren früheren Betrachtungen abgeleiteten allgemeinen Züge

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0121" n="105"/>
verhältnissmässig bedeutend und geht selbst bis zu 21 Sekunden, in-<lb/>
dess sie bei De. nicht ganz bis auf 16 Sekunden kommt. Diese viel-<lb/>
leicht in den vorliegenden Reihen nur zufälligen Verschiedenheiten<lb/>
machen das differente Verhalten beider Alkoholreihen zu den entspre-<lb/>
chenden Normalreihen vollkommen erklärlich. Jedenfalls erscheint<lb/>
es nicht gerechtfertigt, hier etwa von einer anfänglichen &#x201E;Ver-<lb/>
kürzung&#x201C; der geschätzten Zeiten unter die Norm in demselben<lb/>
Sinne zu sprechen, wie sie uns bei den Zeitmessungen so häufig be-<lb/>
gegnet ist.</p><lb/>
          <p>Zum Schlusse werden wir uns noch die Frage vorzulegen haben,<lb/>
wieweit die hier in der Mittelreihe aufgefundenen Alkoholwirkungen<lb/>
wirklich typische sind, wieweit wir denselben in den beiden Alkohol-<lb/>
versuchen wieder begegnen, durch deren Zusammenfassung wir jene<lb/>
schematische Reihe gewonnen haben. Um diese Verhältnisse kurz<lb/>
darzustellen, gebe ich von allen Gruppen beider Versuche je die An-<lb/>
fangs- und Endmittel wieder.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Tabelle</hi> XL.</hi> </p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
            </row>
          </table>
          <p>Die Tabelle lehrt in befriedigender Weise, dass überall der Gang<lb/>
der Anfangs- und Endwerthe unter dem Einflusse des Alkohols einen<lb/>
entgegengesetzten Verlauf nimmt. Die ersteren steigen regelmässig<lb/>
an und erreichen ihren <hi rendition="#g">höchsten</hi> Stand in der Gruppe b, nach<lb/>
etwa 25 Minuten, um dann wieder zu sinken; nur bei K. I wachsen<lb/>
sie bis zum Ende des Versuches weiter. In den Versuchen De. II<lb/>
und K. II folgt bei der letzten Gruppe eine neuerliche kleine Er-<lb/>
höhung, vielleicht ein Zeichen der physiologischen Ermüdung, die<lb/>
sich nach dem Abklingen der alkoholischen stärker geltend macht und<lb/>
möglicherweise auch den Ausfall des Versuches K. I mit beeinflusst<lb/>
hat. Umgekehrt erreichen die Endwerthe in der Gruppe b ihren<lb/><hi rendition="#g">tiefsten</hi> Stand; nur im Versuche De. II mit seiner ganz ungewöhn-<lb/>
lichen Ueberschätzung tritt das Minimum erst später auf. Im wei-<lb/>
teren Verlaufe der übrigen Versuche gleicht sich der niedrige Stand<lb/>
der Endwerthe allmählich stufenweise wieder aus. Wir finden somit<lb/>
die aus unseren früheren Betrachtungen abgeleiteten allgemeinen Züge<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0121] verhältnissmässig bedeutend und geht selbst bis zu 21 Sekunden, in- dess sie bei De. nicht ganz bis auf 16 Sekunden kommt. Diese viel- leicht in den vorliegenden Reihen nur zufälligen Verschiedenheiten machen das differente Verhalten beider Alkoholreihen zu den entspre- chenden Normalreihen vollkommen erklärlich. Jedenfalls erscheint es nicht gerechtfertigt, hier etwa von einer anfänglichen „Ver- kürzung“ der geschätzten Zeiten unter die Norm in demselben Sinne zu sprechen, wie sie uns bei den Zeitmessungen so häufig be- gegnet ist. Zum Schlusse werden wir uns noch die Frage vorzulegen haben, wieweit die hier in der Mittelreihe aufgefundenen Alkoholwirkungen wirklich typische sind, wieweit wir denselben in den beiden Alkohol- versuchen wieder begegnen, durch deren Zusammenfassung wir jene schematische Reihe gewonnen haben. Um diese Verhältnisse kurz darzustellen, gebe ich von allen Gruppen beider Versuche je die An- fangs- und Endmittel wieder. Tabelle XL. Die Tabelle lehrt in befriedigender Weise, dass überall der Gang der Anfangs- und Endwerthe unter dem Einflusse des Alkohols einen entgegengesetzten Verlauf nimmt. Die ersteren steigen regelmässig an und erreichen ihren höchsten Stand in der Gruppe b, nach etwa 25 Minuten, um dann wieder zu sinken; nur bei K. I wachsen sie bis zum Ende des Versuches weiter. In den Versuchen De. II und K. II folgt bei der letzten Gruppe eine neuerliche kleine Er- höhung, vielleicht ein Zeichen der physiologischen Ermüdung, die sich nach dem Abklingen der alkoholischen stärker geltend macht und möglicherweise auch den Ausfall des Versuches K. I mit beeinflusst hat. Umgekehrt erreichen die Endwerthe in der Gruppe b ihren tiefsten Stand; nur im Versuche De. II mit seiner ganz ungewöhn- lichen Ueberschätzung tritt das Minimum erst später auf. Im wei- teren Verlaufe der übrigen Versuche gleicht sich der niedrige Stand der Endwerthe allmählich stufenweise wieder aus. Wir finden somit die aus unseren früheren Betrachtungen abgeleiteten allgemeinen Züge

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/121
Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/121>, abgerufen am 27.11.2024.