Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.Du sollst mich nun vor Späher-Augen dek- ken -- Der Strick umgürte mir die Niedrigkeit, Und vor des Lichts verrätherischen Strah- len Verberge mich der Hut mit Muschelscha- len. stab) Es dämmert schon -- ich sehe Sterne blinken -- Was zaud'r ich noch? Geworfen ist mein Loos. Oft in Gefahren muß der Mensch versin- ken, Nicht, rasch befolgend was er klug be- schloß. Drum soll mir Hesperus nicht zweimal win- ken, Ich fliehe, stille Nacht, in deinen Schoos! Ich
Du sollst mich nun vor Spaͤher-Augen dek- ken — Der Strick umguͤrte mir die Niedrigkeit, Und vor des Lichts verraͤtherischen Strah- len Verberge mich der Hut mit Muschelscha- len. stab) Es daͤmmert schon — ich sehe Sterne blinken — Was zaud'r ich noch? Geworfen ist mein Loos. Oft in Gefahren muß der Mensch versin- ken, Nicht, rasch befolgend was er klug be- schloß. Drum soll mir Hesperus nicht zweimal win- ken, Ich fliehe, stille Nacht, in deinen Schoos! Ich
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Du sollst mich nun vor Spaͤher-Augen dek-
ken —
Der Strick umguͤrte mir die Niedrigkeit,
Und vor des Lichts verraͤtherischen Strah-
len
Verberge mich der Hut mit Muschelscha-
len.
(sie setzt den Hut auf und ergreift den Pilger-
stab)
Es daͤmmert schon — ich sehe Sterne
blinken —
Was zaud'r ich noch? Geworfen ist mein
Loos.
Oft in Gefahren muß der Mensch versin-
ken,
Nicht, rasch befolgend was er klug be-
schloß.
Drum soll mir Hesperus nicht zweimal win-
ken,
Ich fliehe, stille Nacht, in deinen Schoos!
Ich
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/68>, abgerufen am 16.02.2025. |