Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.
Ich war mir selbst genug -- und bin es Nicht ungerochen will ich untersinken! Mir blieb ein Dolch -- mein Arm noch Kraft bewußt. -- Er ward geschliffen Feindes Blut zu trinken, Der Feige nur durchbohrt die eigne Brust. Mir soll die Rach' ins neue Leben winken, Gelungne Rache -- edler Geister Lust! Mein Kopf ist feil -- hab' ich den Preis gegeben, So bin ich Herr von jedes Menschen Leben. -- (man vernimmt in weiter Ferne Glockengeläut und sanfte feierliche Musik.) Horch auf! was giebts? ich höre Glocken schallen Und
Ich war mir selbst genug — und bin es Nicht ungerochen will ich untersinken! Mir blieb ein Dolch — mein Arm noch Kraft bewußt. — Er ward geschliffen Feindes Blut zu trinken, Der Feige nur durchbohrt die eigne Brust. Mir soll die Rach' ins neue Leben winken, Gelungne Rache — edler Geister Lust! Mein Kopf ist feil — hab' ich den Preis gegeben, So bin ich Herr von jedes Menschen Leben. — (man vernimmt in weiter Ferne Glockengelaͤut und sanfte feierliche Musik.) Horch auf! was giebts? ich hoͤre Glocken schallen Und
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Ich war mir selbst genug — und bin es
noch.
Nur was ich in mir trage, ist mein eigen
Und fuͤr den Willen gab es nie ein Joch!
Ich steh' allein — doch frei und unbezwun-
gen —
Durch eigne Kraft wird Großes nur errungen.
Nicht ungerochen will ich untersinken!
Mir blieb ein Dolch — mein Arm noch
Kraft bewußt. —
Er ward geschliffen Feindes Blut zu trinken,
Der Feige nur durchbohrt die eigne Brust.
Mir soll die Rach' ins neue Leben winken,
Gelungne Rache — edler Geister Lust!
Mein Kopf ist feil — hab' ich den Preis
gegeben,
So bin ich Herr von jedes Menschen Leben. —
(man vernimmt in weiter Ferne Glockengelaͤut und
sanfte feierliche Musik.)
Horch auf! was giebts? ich hoͤre Glocken
schallen
Und
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/261>, abgerufen am 17.02.2025. |