Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
So lang' mein Ohr nur diese Stimme
hört?
Wohl wahr, daß sich die irdschen Bande
trennen,
Es bleibt darum des Herzens Reinheit doch!
Darf Keuschheit selbst vor Gott sich Tugend
nennen,
So schätzt auch wohl ein selger Geist sie
noch.
Guido.
Es ist und bleibt des Menschen eitle Gabe,
Daß er den Geistern sein Empfinden leiht.
Wie, wenn Lothar nicht Ruhe fänd' im Grabe
Bis Ihr geliebter Völker Glück erneut?
Adelheid.
Nicht Ruh' im Grabe his ich treulos würde?
Das überredest du die Witwe nie.
Guido.
Wer war es, der, als Euch die Schmerzens-
bürde

Am Grabe niederbeugt' auf wunde Knie,
Mit
So lang' mein Ohr nur diese Stimme
hoͤrt?
Wohl wahr, daß sich die irdschen Bande
trennen,
Es bleibt darum des Herzens Reinheit doch!
Darf Keuschheit selbst vor Gott sich Tugend
nennen,
So schaͤtzt auch wohl ein selger Geist sie
noch.
Guido.
Es ist und bleibt des Menschen eitle Gabe,
Daß er den Geistern sein Empfinden leiht.
Wie, wenn Lothar nicht Ruhe faͤnd' im Grabe
Bis Ihr geliebter Voͤlker Gluͤck erneut?
Adelheid.
Nicht Ruh' im Grabe his ich treulos wuͤrde?
Das uͤberredest du die Witwe nie.
Guido.
Wer war es, der, als Euch die Schmerzens-
buͤrde

Am Grabe niederbeugt' auf wunde Knie,
Mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#ADE">
            <pb facs="#f0240" n="234"/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>So lang' mein Ohr nur <hi rendition="#g">diese</hi> Stimme</l><lb/>
                <l>ho&#x0364;rt?</l><lb/>
                <l>Wohl wahr, daß sich die irdschen Bande</l><lb/>
                <l>trennen,</l><lb/>
                <l>Es bleibt darum des Herzens Reinheit doch!</l><lb/>
                <l>Darf Keuschheit selbst vor Gott sich Tugend</l><lb/>
                <l>nennen,</l><lb/>
                <l>So scha&#x0364;tzt auch wohl ein selger Geist sie</l><lb/>
                <l>noch.</l>
              </lg>
            </lg>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GUI">
            <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Guido</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Es ist und bleibt des Menschen eitle Gabe,</l><lb/>
                <l>Daß er den Geistern sein Empfinden leiht.</l><lb/>
                <l>Wie, wenn Lothar nicht Ruhe fa&#x0364;nd' im Grabe</l><lb/>
                <l>Bis Ihr geliebter Vo&#x0364;lker Glu&#x0364;ck erneut?</l>
              </lg>
            </lg>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ADE">
            <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Adelheid</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Nicht Ruh' im Grabe his ich treulos wu&#x0364;rde?</l><lb/>
                <l>Das u&#x0364;berredest du die Witwe nie.</l>
              </lg>
            </lg>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GUI">
            <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Guido</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Wer war es, der, als Euch die Schmerzens-<lb/>
bu&#x0364;rde</l><lb/>
                <l>Am Grabe niederbeugt' auf wunde Knie,</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Mit</fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0240] So lang' mein Ohr nur diese Stimme hoͤrt? Wohl wahr, daß sich die irdschen Bande trennen, Es bleibt darum des Herzens Reinheit doch! Darf Keuschheit selbst vor Gott sich Tugend nennen, So schaͤtzt auch wohl ein selger Geist sie noch. Guido. Es ist und bleibt des Menschen eitle Gabe, Daß er den Geistern sein Empfinden leiht. Wie, wenn Lothar nicht Ruhe faͤnd' im Grabe Bis Ihr geliebter Voͤlker Gluͤck erneut? Adelheid. Nicht Ruh' im Grabe his ich treulos wuͤrde? Das uͤberredest du die Witwe nie. Guido. Wer war es, der, als Euch die Schmerzens- buͤrde Am Grabe niederbeugt' auf wunde Knie, Mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-01-11T12:18:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/240
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/240>, abgerufen am 22.11.2024.