Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.So wird auf Erden die Treue belohnt! -- O Tugend! die, bei frechem Weltgetümmel, Du in die seltnen Herzen dich verbirgst; Warum verweilst du nicht in deinem Himmel, Wenn du auf Erden nur die Edeln würgst? -- Was suchst du, Fremdling, hier uneingeladen, Wo nur Verbrechen süße Frucht genießt? Wo, mit der Menschenkinder Fluch beladen, Du die Verführten stürzend nach dir ziehst? Entsagung forderst du, nur um zu quälen; In ewgem Kampfe hadert wer dir frohnt, Du treibst ein hämisch Spiel mit frommen Seelen Die, arglos dir vertrauend, Spott belohnt. -- Auch ich -- gewöhnt dich kindlich zu um- fassen -- Wie hab ich mich geschmiegt an dein Panier! Da steh' ich nun -- verfolgt -- beschimpft -- verlassen -- Des rohen Siegers blutend Opferthier. Der letzte Freund -- er ist durch dich gefallen -- Mit
So wird auf Erden die Treue belohnt! — O Tugend! die, bei frechem Weltgetuͤmmel, Du in die seltnen Herzen dich verbirgst; Warum verweilst du nicht in deinem Himmel, Wenn du auf Erden nur die Edeln wuͤrgst? — Was suchst du, Fremdling, hier uneingeladen, Wo nur Verbrechen suͤße Frucht genießt? Wo, mit der Menschenkinder Fluch beladen, Du die Verfuͤhrten stuͤrzend nach dir ziehst? Entsagung forderst du, nur um zu quaͤlen; In ewgem Kampfe hadert wer dir frohnt, Du treibst ein haͤmisch Spiel mit frommen Seelen Die, arglos dir vertrauend, Spott belohnt. — Auch ich — gewoͤhnt dich kindlich zu um- fassen — Wie hab ich mich geschmiegt an dein Panier! Da steh' ich nun — verfolgt — beschimpft — verlassen — Des rohen Siegers blutend Opferthier. Der letzte Freund — er ist durch dich gefallen — Mit
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So wird auf Erden die Treue belohnt! —
O Tugend! die, bei frechem Weltgetuͤmmel,
Du in die seltnen Herzen dich verbirgst;
Warum verweilst du nicht in deinem Himmel,
Wenn du auf Erden nur die Edeln wuͤrgst? —
Was suchst du, Fremdling, hier uneingeladen,
Wo nur Verbrechen suͤße Frucht genießt?
Wo, mit der Menschenkinder Fluch beladen,
Du die Verfuͤhrten stuͤrzend nach dir ziehst?
Entsagung forderst du, nur um zu quaͤlen;
In ewgem Kampfe hadert wer dir frohnt,
Du treibst ein haͤmisch Spiel mit frommen
Seelen
Die, arglos dir vertrauend, Spott belohnt. —
Auch ich — gewoͤhnt dich kindlich zu um-
fassen —
Wie hab ich mich geschmiegt an dein Panier!
Da steh' ich nun — verfolgt — beschimpft —
verlassen —
Des rohen Siegers blutend Opferthier.
Der letzte Freund — er ist durch dich gefallen —
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