Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814. Guido. Wo sich der Allmacht Wunder offenbaren, Die keines Sterblichen Zunge lallt; Wo ewger Lobgesang der Engelschaaren Aus einem Lichtmeer wiederhallt, Stand ich vor Gott, als Eurem Erden- staube Die Seele Guido's sich entwand. Und keiner Unschuld kindlich frommer Glaube Am Thron des Richters Gnade fand. Doch kaum ist ihm das Urtheil zugewogen. Als fernes Stöhnen die Wolken zerreißt -- Und sieh' es schwebt herauf am Sternen- bogen Ein bleicher, Wehe rufender Geist! Es ist Lothar, der Lombardey Gebieter, Den weder Tugend, seiner Krone Zier, Noch die gezückten Waffen treuer Hüter Geschüzt vor Mord und Herrschbegier. Auf Erden blüht ihm eine schöne Blume, Ein
Guido. Wo sich der Allmacht Wunder offenbaren, Die keines Sterblichen Zunge lallt; Wo ewger Lobgesang der Engelschaaren Aus einem Lichtmeer wiederhallt, Stand ich vor Gott, als Eurem Erden- staube Die Seele Guido's sich entwand. Und keiner Unschuld kindlich frommer Glaube Am Thron des Richters Gnade fand. Doch kaum ist ihm das Urtheil zugewogen. Als fernes Stoͤhnen die Wolken zerreißt — Und sieh' es schwebt herauf am Sternen- bogen Ein bleicher, Wehe rufender Geist! Es ist Lothar, der Lombardey Gebieter, Den weder Tugend, seiner Krone Zier, Noch die gezuͤckten Waffen treuer Huͤter Geschuͤzt vor Mord und Herrschbegier. Auf Erden bluͤht ihm eine schoͤne Blume, Ein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0017" n="11"/> <sp who="#GUI"> <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Guido</hi>.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wo sich der Allmacht Wunder offenbaren,</l><lb/> <l>Die keines Sterblichen Zunge lallt;</l><lb/> <l>Wo ewger Lobgesang der Engelschaaren</l><lb/> <l>Aus einem Lichtmeer wiederhallt,</l><lb/> <l>Stand ich vor Gott, als Eurem Erden-<lb/> staube</l><lb/> <l>Die Seele Guido's sich entwand.</l><lb/> <l>Und keiner Unschuld kindlich frommer Glaube</l><lb/> <l>Am Thron des Richters Gnade fand.</l><lb/> <l>Doch kaum ist ihm das Urtheil zugewogen.</l><lb/> <l>Als fernes Stoͤhnen die Wolken zerreißt —</l><lb/> <l>Und sieh' es schwebt herauf am Sternen-<lb/> bogen</l><lb/> <l>Ein bleicher, Wehe rufender Geist!</l><lb/> <l>Es ist <hi rendition="#g">Lothar,</hi> der Lombardey Gebieter,</l><lb/> <l>Den weder Tugend, seiner Krone Zier,</l><lb/> <l>Noch die gezuͤckten Waffen treuer Huͤter</l><lb/> <l>Geschuͤzt vor Mord und Herrschbegier.</l><lb/> <l>Auf Erden bluͤht ihm eine schoͤne Blume,</l> </lg> </lg><lb/> <fw type="catch" place="bottom">Ein</fw><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0017]
Guido.
Wo sich der Allmacht Wunder offenbaren,
Die keines Sterblichen Zunge lallt;
Wo ewger Lobgesang der Engelschaaren
Aus einem Lichtmeer wiederhallt,
Stand ich vor Gott, als Eurem Erden-
staube
Die Seele Guido's sich entwand.
Und keiner Unschuld kindlich frommer Glaube
Am Thron des Richters Gnade fand.
Doch kaum ist ihm das Urtheil zugewogen.
Als fernes Stoͤhnen die Wolken zerreißt —
Und sieh' es schwebt herauf am Sternen-
bogen
Ein bleicher, Wehe rufender Geist!
Es ist Lothar, der Lombardey Gebieter,
Den weder Tugend, seiner Krone Zier,
Noch die gezuͤckten Waffen treuer Huͤter
Geschuͤzt vor Mord und Herrschbegier.
Auf Erden bluͤht ihm eine schoͤne Blume,
Ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-01-11T12:18:01Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |