Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
Die, vorbereitend, du herbeigeführt:
Es hat ein Gott den reinen Willen gewogen,
Und wiss', ihm gnügt -- er fodert nicht die
That;
Ich sehe dem Getümmel dich entzogen,
Eh noch die Stunde schwerer Prüfung naht.
Azzo.
Allein wird sie den Schleier von sich wer-
fen,

Die fromme, keusche Witwe des Lothar?
Guido.
Wenn kluge Freunde ihre Blicke schärfen
Für Vaterlands und eigene Gefahr;
Wenn ihr ein Kaiserthron zum Wohlthun
winket,
Ein frommer Held Bewundrung ihr entlockt;
So schweigt das Herz, der Witwenschleier sinket,
Wenn auch das Ja auf ihrer Lippe stockt.
Azzo.
Doch wenn sie lieber eines Mörders Dolche
Die
Die, vorbereitend, du herbeigefuͤhrt:
Es hat ein Gott den reinen Willen gewogen,
Und wiss', ihm gnuͤgt — er fodert nicht die
That;
Ich sehe dem Getuͤmmel dich entzogen,
Eh noch die Stunde schwerer Pruͤfung naht.
Azzo.
Allein wird sie den Schleier von sich wer-
fen,

Die fromme, keusche Witwe des Lothar?
Guido.
Wenn kluge Freunde ihre Blicke schaͤrfen
Fuͤr Vaterlands und eigene Gefahr;
Wenn ihr ein Kaiserthron zum Wohlthun
winket,
Ein frommer Held Bewundrung ihr entlockt;
So schweigt das Herz, der Witwenschleier sinket,
Wenn auch das Ja auf ihrer Lippe stockt.
Azzo.
Doch wenn sie lieber eines Moͤrders Dolche
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#GUI">
            <pb facs="#f0152" n="146"/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Die, vorbereitend, du herbeigefu&#x0364;hrt:</l><lb/>
                <l>Es hat ein Gott den reinen Willen gewogen,</l><lb/>
                <l>Und wiss', ihm gnu&#x0364;gt &#x2014; er fodert nicht die</l><lb/>
                <l>That;</l><lb/>
                <l>Ich sehe dem Getu&#x0364;mmel dich entzogen,</l><lb/>
                <l>Eh noch die Stunde schwerer Pru&#x0364;fung naht.</l>
              </lg>
            </lg>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AZZ">
            <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Azzo</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Allein wird <hi rendition="#g">sie</hi> den Schleier von sich wer-<lb/>
fen,</l><lb/>
                <l>Die fromme, keusche Witwe des Lothar?</l>
              </lg>
            </lg>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GUI">
            <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Guido</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Wenn kluge Freunde ihre Blicke scha&#x0364;rfen</l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;r Vaterlands und eigene Gefahr;</l><lb/>
                <l>Wenn ihr ein Kaiserthron zum Wohlthun</l><lb/>
                <l>winket,</l><lb/>
                <l>Ein frommer Held Bewundrung ihr entlockt;</l><lb/>
                <l>So schweigt das Herz, der Witwenschleier sinket,</l><lb/>
                <l>Wenn auch das Ja auf ihrer Lippe stockt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AZZ">
            <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Azzo</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Doch wenn sie lieber eines Mo&#x0364;rders Dolche</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0152] Die, vorbereitend, du herbeigefuͤhrt: Es hat ein Gott den reinen Willen gewogen, Und wiss', ihm gnuͤgt — er fodert nicht die That; Ich sehe dem Getuͤmmel dich entzogen, Eh noch die Stunde schwerer Pruͤfung naht. Azzo. Allein wird sie den Schleier von sich wer- fen, Die fromme, keusche Witwe des Lothar? Guido. Wenn kluge Freunde ihre Blicke schaͤrfen Fuͤr Vaterlands und eigene Gefahr; Wenn ihr ein Kaiserthron zum Wohlthun winket, Ein frommer Held Bewundrung ihr entlockt; So schweigt das Herz, der Witwenschleier sinket, Wenn auch das Ja auf ihrer Lippe stockt. Azzo. Doch wenn sie lieber eines Moͤrders Dolche Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-01-11T12:18:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/152
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/152>, abgerufen am 25.11.2024.