Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815.Siebenter Auftritt. Der Pachter. Die Vorigen. Pacht. (bleibt horchend in der Thüre stehen.) Nan. (den Ton verändernd) Habt ihr auch einen Pfarrer im Dorfe? Grete. Ei ja freilich! und noch einen von altem Schrot und Korn; er trägt eine schwarze Perücke. Nan. Eine schwarze Perücke? nun seh' ich, daß wahre Tugend in eurem Dorfe herrscht. Ach! in unsern bösen Tagen hat der liebe Gott selten die Freude, eine schwarze Perücke zu sehn; aber ich dacht' es gleich, als ich euren respektablen Mann erblickte. Grete. Meinen Grauschimmel? Nan. Diese Runzeln, diese Falten, diese
ehrenfeste Grämlichkeit - ihr seyd recht glück- lich zu preisen, Frau Pachterin; ich wette, euer Mann ist, nach dem Herrn Pfarrer, der Geehrteste im ganzen Dorfe. Siebenter Auftritt. Der Pachter. Die Vorigen. Pacht. (bleibt horchend in der Thuͤre stehen.) Nan. (den Ton veraͤndernd) Habt ihr auch einen Pfarrer im Dorfe? Grete. Ei ja freilich! und noch einen von altem Schrot und Korn; er traͤgt eine schwarze Peruͤcke. Nan. Eine schwarze Peruͤcke? nun seh' ich, daß wahre Tugend in eurem Dorfe herrscht. Ach! in unsern boͤsen Tagen hat der liebe Gott selten die Freude, eine schwarze Peruͤcke zu sehn; aber ich dacht' es gleich, als ich euren respektablen Mann erblickte. Grete. Meinen Grauschimmel? Nan. Diese Runzeln, diese Falten, diese
ehrenfeste Graͤmlichkeit – ihr seyd recht gluͤck- lich zu preisen, Frau Pachterin; ich wette, euer Mann ist, nach dem Herrn Pfarrer, der Geehrteste im ganzen Dorfe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0047" n="41"/> </div> <div n="3"> <head>Siebenter Auftritt.</head> <p><hi rendition="#g">Der Pachter</hi>. <hi rendition="#g">Die Vorigen</hi>.</p> <sp who="#PAC"> <speaker>Pacht.</speaker> <p> <stage>(bleibt horchend in der Thuͤre stehen.)</stage> </p> </sp> <sp who="#NA"> <speaker>Nan.</speaker> <p><stage>(den Ton veraͤndernd)</stage> Habt ihr auch<lb/> einen Pfarrer im Dorfe?</p> </sp> <sp who="#GRE"> <speaker>Grete.</speaker> <p> Ei ja freilich! und noch einen<lb/> von altem Schrot und Korn; er traͤgt eine<lb/> schwarze Peruͤcke.</p> </sp> <sp who="#NA"> <speaker>Nan.</speaker> <p> Eine schwarze Peruͤcke? nun seh'<lb/> ich, daß wahre Tugend in eurem Dorfe<lb/> herrscht. Ach! in unsern boͤsen Tagen hat<lb/> der liebe Gott selten die Freude, eine schwarze<lb/> Peruͤcke zu sehn; aber ich dacht' es gleich, als<lb/> ich euren respektablen Mann erblickte.</p> </sp> <sp who="#GRE"> <speaker>Grete.</speaker> <p> Meinen Grauschimmel?</p> </sp> <sp who="#NA"> <speaker>Nan.</speaker> <p> Diese Runzeln, diese Falten, diese<lb/> ehrenfeste Graͤmlichkeit – ihr seyd recht gluͤck-<lb/> lich zu preisen, Frau Pachterin; ich wette,<lb/> euer Mann ist, nach dem Herrn Pfarrer, der<lb/> Geehrteste im ganzen Dorfe.</p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0047]
Siebenter Auftritt. Der Pachter. Die Vorigen.
Pacht. (bleibt horchend in der Thuͤre stehen.)
Nan. (den Ton veraͤndernd) Habt ihr auch
einen Pfarrer im Dorfe?
Grete. Ei ja freilich! und noch einen
von altem Schrot und Korn; er traͤgt eine
schwarze Peruͤcke.
Nan. Eine schwarze Peruͤcke? nun seh'
ich, daß wahre Tugend in eurem Dorfe
herrscht. Ach! in unsern boͤsen Tagen hat
der liebe Gott selten die Freude, eine schwarze
Peruͤcke zu sehn; aber ich dacht' es gleich, als
ich euren respektablen Mann erblickte.
Grete. Meinen Grauschimmel?
Nan. Diese Runzeln, diese Falten, diese
ehrenfeste Graͤmlichkeit – ihr seyd recht gluͤck-
lich zu preisen, Frau Pachterin; ich wette,
euer Mann ist, nach dem Herrn Pfarrer, der
Geehrteste im ganzen Dorfe.
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/47>, abgerufen am 21.07.2024. |