Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815. Bar. (kopfschüttelnd) Bälle sind Ausstellun- gen in Amors Kunst-Akademie. Graf. Gesetzt, du fändest keine, deren Blick dich fesselte, nun so haben wir ja noch meine Schwester, deren Ankunft ich täglich er- warte, die ich freilich seit ihrer Kindheit nicht gesehen habe, die aber von allen, die sie ken- nen, als ein holdes munteres Weibchen ge- schildert wird. Auch sie ist Witwe seit Jahr und Tag, auch sie wandelte auf Dornen in ih- rer ersten Ehe - welche Freude für mich, wenn ihr euch wechselseitig behagtet! wenn du zwiefach mein Bruder würdest! ich glücklich durch deine Schwester, du glücklich durch die Meinige. Schon hab' ich in meinen Briefen ihr einen Wink gegeben - Bar. Daran hast du sehr übel gethan; denn gerade, daß wir Beide wissen, unser Zu- sammentreffen sey eine Gelegenheitsmacherei, das möchte uns von einander entfernen. Graf. Grille.
Bar. (kopfschüttelnd) Baͤlle sind Ausstellun- gen in Amors Kunst-Akademie. Graf. Gesetzt, du faͤndest keine, deren Blick dich fesselte, nun so haben wir ja noch meine Schwester, deren Ankunft ich taͤglich er- warte, die ich freilich seit ihrer Kindheit nicht gesehen habe, die aber von allen, die sie ken- nen, als ein holdes munteres Weibchen ge- schildert wird. Auch sie ist Witwe seit Jahr und Tag, auch sie wandelte auf Dornen in ih- rer ersten Ehe – welche Freude fuͤr mich, wenn ihr euch wechselseitig behagtet! wenn du zwiefach mein Bruder wuͤrdest! ich gluͤcklich durch deine Schwester, du gluͤcklich durch die Meinige. Schon hab' ich in meinen Briefen ihr einen Wink gegeben – Bar. Daran hast du sehr uͤbel gethan; denn gerade, daß wir Beide wissen, unser Zu- sammentreffen sey eine Gelegenheitsmacherei, das moͤchte uns von einander entfernen. Graf. Grille.
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Bar. (kopfschüttelnd) Baͤlle sind Ausstellun-
gen in Amors Kunst-Akademie.
Graf. Gesetzt, du faͤndest keine, deren
Blick dich fesselte, nun so haben wir ja noch
meine Schwester, deren Ankunft ich taͤglich er-
warte, die ich freilich seit ihrer Kindheit nicht
gesehen habe, die aber von allen, die sie ken-
nen, als ein holdes munteres Weibchen ge-
schildert wird. Auch sie ist Witwe seit Jahr
und Tag, auch sie wandelte auf Dornen in ih-
rer ersten Ehe – welche Freude fuͤr mich,
wenn ihr euch wechselseitig behagtet! wenn du
zwiefach mein Bruder wuͤrdest! ich gluͤcklich
durch deine Schwester, du gluͤcklich durch
die Meinige. Schon hab' ich in meinen
Briefen ihr einen Wink gegeben –
Bar. Daran hast du sehr uͤbel gethan;
denn gerade, daß wir Beide wissen, unser Zu- sammentreffen sey eine Gelegenheitsmacherei,
das moͤchte uns von einander entfernen.
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/13>, abgerufen am 21.07.2024. |