Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790. Unbek. Ich esse nicht. Lotte. Nun, so kommen Sie wenigstens. Unbek. Ich komme nicht. Lotte. So trocken werden Sie mich doch nicht abfertigen? -- Kein Wort weiter? -- Der Herr Graf ist durchdrungen vom Gefühl der Dankbar- keit. Sie haben ihm das Leben gerettet. Unbek. Ist gern geschehen. Lotte. Und wollten nicht einmal ein kahles Gottvergelt' es! dafür in Empfang nehmen? Unbek. Nein. Lotte. Wirklich, mein Herr, Sie sind grau- sam. Ich muß Ihnen sagen, daß unser drey Frauen- zimmer im Schlosse sind, und daß wir alle drey vor Begierde brennen, zu wissen, wer Sie sind. Unbek. (steht auf und geht ab.) Lotte. Der Herr ist ein sauertöpfischer Grobian. Ich muß sehen, wie weit ich es mit dem Bedien- ten bringe. Franz. (kehrt ihr den Rücken zu.) Lotte. Der Anfang verspricht blutwenig. Gu- ter Freund! warum sieht er mich nicht an? Franz. Weil ich lieber grüne Bäume, als grüne Augen sehe. Unbek. Ich eſſe nicht. Lotte. Nun, ſo kommen Sie wenigſtens. Unbek. Ich komme nicht. Lotte. So trocken werden Sie mich doch nicht abfertigen? — Kein Wort weiter? — Der Herr Graf iſt durchdrungen vom Gefuͤhl der Dankbar- keit. Sie haben ihm das Leben gerettet. Unbek. Iſt gern geſchehen. Lotte. Und wollten nicht einmal ein kahles Gottvergelt’ es! dafuͤr in Empfang nehmen? Unbek. Nein. Lotte. Wirklich, mein Herr, Sie ſind grau- ſam. Ich muß Ihnen ſagen, daß unſer drey Frauen- zimmer im Schloſſe ſind, und daß wir alle drey vor Begierde brennen, zu wiſſen, wer Sie ſind. Unbek. (ſteht auf und geht ab.) Lotte. Der Herr iſt ein ſauertoͤpfiſcher Grobian. Ich muß ſehen, wie weit ich es mit dem Bedien- ten bringe. Franz. (kehrt ihr den Rücken zu.) Lotte. Der Anfang verſpricht blutwenig. Gu- ter Freund! warum ſieht er mich nicht an? Franz. Weil ich lieber gruͤne Baͤume, als gruͤne Augen ſehe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0082" n="74"/> <sp who="#UNBE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker> <p>Ich eſſe nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker> <p>Nun, ſo kommen Sie wenigſtens.</p> </sp><lb/> <sp who="#UNBE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker> <p>Ich komme nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker> <p>So trocken werden Sie mich doch nicht<lb/> abfertigen? — Kein Wort weiter? — Der Herr<lb/> Graf iſt durchdrungen vom Gefuͤhl der Dankbar-<lb/> keit. Sie haben ihm das Leben gerettet.</p> </sp><lb/> <sp who="#UNBE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker> <p>Iſt gern geſchehen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker> <p>Und wollten nicht einmal ein kahles<lb/><hi rendition="#g">Gottvergelt’ es</hi>! dafuͤr in Empfang nehmen?</p> </sp><lb/> <sp who="#UNBE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker> <p>Nein.</p> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker> <p>Wirklich, mein Herr, Sie ſind grau-<lb/> ſam. Ich muß Ihnen ſagen, daß unſer drey Frauen-<lb/> zimmer im Schloſſe ſind, und daß wir alle drey vor<lb/> Begierde brennen, zu wiſſen, wer Sie ſind.</p> </sp><lb/> <sp who="#UNBE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker> <stage>(ſteht auf und geht ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker> <p>Der Herr iſt ein ſauertoͤpfiſcher Grobian.<lb/> Ich muß ſehen, wie weit ich es mit dem Bedien-<lb/> ten bringe.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <stage>(kehrt ihr den Rücken zu.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker> <p>Der Anfang verſpricht blutwenig. Gu-<lb/> ter Freund! warum ſieht er mich nicht an?</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Weil ich lieber gruͤne Baͤume, als gruͤne<lb/> Augen ſehe.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0082]
Unbek. Ich eſſe nicht.
Lotte. Nun, ſo kommen Sie wenigſtens.
Unbek. Ich komme nicht.
Lotte. So trocken werden Sie mich doch nicht
abfertigen? — Kein Wort weiter? — Der Herr
Graf iſt durchdrungen vom Gefuͤhl der Dankbar-
keit. Sie haben ihm das Leben gerettet.
Unbek. Iſt gern geſchehen.
Lotte. Und wollten nicht einmal ein kahles
Gottvergelt’ es! dafuͤr in Empfang nehmen?
Unbek. Nein.
Lotte. Wirklich, mein Herr, Sie ſind grau-
ſam. Ich muß Ihnen ſagen, daß unſer drey Frauen-
zimmer im Schloſſe ſind, und daß wir alle drey vor
Begierde brennen, zu wiſſen, wer Sie ſind.
Unbek. (ſteht auf und geht ab.)
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Augen ſehe.
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/82>, abgerufen am 16.02.2025. |