Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790. Eulal. Und da gingen Sie spatzieren -- Peter Ganz recht! ich glaube, Sie können hexen. Eulal. Nun, was trug sich ferner zu? Peter. J Herr Je! Wir gingen am Bache hin- unter und kamen an die chinesische Brücke, die mein Papa aus dem alten Hühnerstall zusammen- geschlagen hat. Da ging nun der Herr Graf auf die Brücke, und da sagte er, es wäre recht fein und lieblich anzusehen, wie der Fluß sich durch den Busch schlängelte, und da lehnte er sich ein we- nig auf das Geländer; krach! brach das Geländer entzwey; plumps! lag die Excellenz im Wasser. Eulal. Aber Sie zogen ihn doch gleich wieder heraus? Peter. Ich nicht. -- Eulal. Aber der Papa? Peter. Der Papa auch nicht. -- Eulal. Sie ließen ihn also liegen? Peter. Wir ließen ihn liegen. Aber wir schrieen alle beyde aus Leibeskräften. Ich glaube, man hat es bis hinunter ins Dorf hören können. Eulal. Und da eilten Leute herbey? Peter. Der fremde Herr kam, der dort unten neben dem alten Tobies wohnt, und immer kein Wort
Eulal. Und da gingen Sie ſpatzieren — Peter Ganz recht! ich glaube, Sie koͤnnen hexen. Eulal. Nun, was trug ſich ferner zu? Peter. J Herr Je! Wir gingen am Bache hin- unter und kamen an die chineſiſche Bruͤcke, die mein Papa aus dem alten Huͤhnerſtall zuſammen- geſchlagen hat. Da ging nun der Herr Graf auf die Bruͤcke, und da ſagte er, es waͤre recht fein und lieblich anzuſehen, wie der Fluß ſich durch den Buſch ſchlaͤngelte, und da lehnte er ſich ein we- nig auf das Gelaͤnder; krach! brach das Gelaͤnder entzwey; plumps! lag die Excellenz im Waſſer. Eulal. Aber Sie zogen ihn doch gleich wieder heraus? Peter. Ich nicht. — Eulal. Aber der Papa? Peter. Der Papa auch nicht. — Eulal. Sie ließen ihn alſo liegen? Peter. Wir ließen ihn liegen. Aber wir ſchrieen alle beyde aus Leibeskraͤften. Ich glaube, man hat es bis hinunter ins Dorf hoͤren koͤnnen. Eulal. Und da eilten Leute herbey? Peter. Der fremde Herr kam, der dort unten neben dem alten Tobies wohnt, und immer kein Wort
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0072" n="64"/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Und da gingen Sie ſpatzieren —</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#fr">Peter</hi> </speaker> <p>Ganz recht! ich glaube, Sie koͤnnen hexen.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Nun, was trug ſich ferner zu?</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#fr">Peter.</hi> </speaker> <p>J Herr Je! Wir gingen am Bache hin-<lb/> unter und kamen an die chineſiſche Bruͤcke, die<lb/> mein Papa aus dem alten Huͤhnerſtall zuſammen-<lb/> geſchlagen hat. Da ging nun der Herr Graf auf<lb/> die Bruͤcke, und da ſagte er, es waͤre recht fein<lb/> und lieblich anzuſehen, wie der Fluß ſich durch<lb/> den Buſch ſchlaͤngelte, und da lehnte er ſich ein we-<lb/> nig auf das Gelaͤnder; krach! brach das Gelaͤnder<lb/> entzwey; plumps! lag die Excellenz im Waſſer.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Aber Sie zogen ihn doch gleich wieder<lb/> heraus?</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#fr">Peter.</hi> </speaker> <p>Ich nicht. —</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Aber der Papa?</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#fr">Peter.</hi> </speaker> <p>Der Papa auch nicht. —</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Sie ließen ihn alſo liegen?</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#fr">Peter.</hi> </speaker> <p>Wir ließen ihn liegen. Aber wir ſchrieen<lb/> alle beyde aus Leibeskraͤften. Ich glaube, man<lb/> hat es bis hinunter ins Dorf hoͤren koͤnnen.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Und da eilten Leute herbey?</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#fr">Peter.</hi> </speaker> <p>Der fremde Herr kam, der dort unten<lb/> neben dem alten Tobies wohnt, und immer kein<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wort</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0072]
Eulal. Und da gingen Sie ſpatzieren —
Peter Ganz recht! ich glaube, Sie koͤnnen hexen.
Eulal. Nun, was trug ſich ferner zu?
Peter. J Herr Je! Wir gingen am Bache hin-
unter und kamen an die chineſiſche Bruͤcke, die
mein Papa aus dem alten Huͤhnerſtall zuſammen-
geſchlagen hat. Da ging nun der Herr Graf auf
die Bruͤcke, und da ſagte er, es waͤre recht fein
und lieblich anzuſehen, wie der Fluß ſich durch
den Buſch ſchlaͤngelte, und da lehnte er ſich ein we-
nig auf das Gelaͤnder; krach! brach das Gelaͤnder
entzwey; plumps! lag die Excellenz im Waſſer.
Eulal. Aber Sie zogen ihn doch gleich wieder
heraus?
Peter. Ich nicht. —
Eulal. Aber der Papa?
Peter. Der Papa auch nicht. —
Eulal. Sie ließen ihn alſo liegen?
Peter. Wir ließen ihn liegen. Aber wir ſchrieen
alle beyde aus Leibeskraͤften. Ich glaube, man
hat es bis hinunter ins Dorf hoͤren koͤnnen.
Eulal. Und da eilten Leute herbey?
Peter. Der fremde Herr kam, der dort unten
neben dem alten Tobies wohnt, und immer kein
Wort
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/72 |
Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/72>, abgerufen am 16.02.2025. |