Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790. Bitterm. Nein, das thut er nicht. Eulal. Er fällt niemanden zur Last. Bitterm. Nein, das auch nicht. Eulal. Nun, was wollen Sie mehr? Bitterm. Ich will wissen, wer er ist. -- Und wenn er einem nur Rede stünde, daß man ihn bey Gelegenheit fein aushohlen könnte! Aber wenn er mir auch einmal im dunklen Lindengange, oder unten am Bache aufstößt -- das sind so seine bey- den Lieblingsspatziergänge -- so heißt es: guten Tag und guten Weg, und damit holla! -- Ich habe ein paarmal angefangen: es ist heute schönes Wetter. -- Ja. -- Die Bäume fangen schon an auszuschlagen. -- Ja. -- Der Herr machen sich, wie ich sehe, eine kleine Bewegung. -- Ja. -- Nun so geh du und der Teufel! Und wie der Herr, so der Diener; gerade so ein Stax. Ich weiß nicht eine Sylbe von ihm, als daß er Franz heißt. Eulal. Sie ereifern sich, lieber Herr Bitter- mann, und vergessen ganz darüber die Ankunft un- sers Grafen. Bitterm. Ach der Teufel! Gott verzeih mir die Sünde! Da sehn Sie nun, liebe Madam Mül- C
Bitterm. Nein, das thut er nicht. Eulal. Er faͤllt niemanden zur Laſt. Bitterm. Nein, das auch nicht. Eulal. Nun, was wollen Sie mehr? Bitterm. Ich will wiſſen, wer er iſt. — Und wenn er einem nur Rede ſtuͤnde, daß man ihn bey Gelegenheit fein aushohlen koͤnnte! Aber wenn er mir auch einmal im dunklen Lindengange, oder unten am Bache aufſtoͤßt — das ſind ſo ſeine bey- den Lieblingsſpatziergaͤnge — ſo heißt es: guten Tag und guten Weg, und damit holla! — Ich habe ein paarmal angefangen: es iſt heute ſchoͤnes Wetter. — Ja. — Die Baͤume fangen ſchon an auszuſchlagen. — Ja. — Der Herr machen ſich, wie ich ſehe, eine kleine Bewegung. — Ja. — Nun ſo geh du und der Teufel! Und wie der Herr, ſo der Diener; gerade ſo ein Stax. Ich weiß nicht eine Sylbe von ihm, als daß er Franz heißt. Eulal. Sie ereifern ſich, lieber Herr Bitter- mann, und vergeſſen ganz daruͤber die Ankunft un- ſers Grafen. Bitterm. Ach der Teufel! Gott verzeih mir die Suͤnde! Da ſehn Sie nun, liebe Madam Muͤl- C
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Bitterm. Nein, das thut er nicht.
Eulal. Er faͤllt niemanden zur Laſt.
Bitterm. Nein, das auch nicht.
Eulal. Nun, was wollen Sie mehr?
Bitterm. Ich will wiſſen, wer er iſt. — Und
wenn er einem nur Rede ſtuͤnde, daß man ihn bey
Gelegenheit fein aushohlen koͤnnte! Aber wenn er
mir auch einmal im dunklen Lindengange, oder
unten am Bache aufſtoͤßt — das ſind ſo ſeine bey-
den Lieblingsſpatziergaͤnge — ſo heißt es: guten
Tag und guten Weg, und damit holla! — Ich
habe ein paarmal angefangen: es iſt heute ſchoͤnes
Wetter. — Ja. — Die Baͤume fangen ſchon an
auszuſchlagen. — Ja. — Der Herr machen ſich, wie
ich ſehe, eine kleine Bewegung. — Ja. — Nun ſo
geh du und der Teufel! Und wie der Herr, ſo der
Diener; gerade ſo ein Stax. Ich weiß nicht eine
Sylbe von ihm, als daß er Franz heißt.
Eulal. Sie ereifern ſich, lieber Herr Bitter-
mann, und vergeſſen ganz daruͤber die Ankunft un-
ſers Grafen.
Bitterm. Ach der Teufel! Gott verzeih mir
die Suͤnde! Da ſehn Sie nun, liebe Madam Muͤl-
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