Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Franz. (zu dem Unbek.) Nehmen Sie mir's
nicht übel, gnädiger Herr! ich wollte, Sie hätten
zugehört.
Unbek. Das hab' ich.
Franz. Nun so wollte ich, Sie nähmen ein
Beyspiel an diesem Alten.
Unbek. (nach einer Pause, giebt ihm das Buch)
Da, lege das auf meinen Schreibtisch. (Fr. ab).
Unbek. Wie viel gab dir Madam Müller?
Greis. Ach! die gute, englische Seele hat mir
so viel gegeben, daß ich dem kommenden Winter
ruhig entgegensehen darf.
Unbek. Nicht mehr?
Greis. Wozu denn mehr? -- Freylich: um
meinen Hans loszukaufen, könnt' ich's wohl brau-
chen; -- aber sie mag wohl selbst nicht mehr ent-
behren können.
Unbek. (drückt ihm einen vollen Beutel in die Hand).
Da! Kaufe deinen Hans los! (Er entfernt sich schnell).
Greis. Was war das? (Er öfnet den Beutel und
findet ihn voller Goldstücke.)
Ach Gott! (Er zieht die
Mütze ab, kulet nieder und dankt im Stillen).
B 3
Franz. (zu dem Unbek.) Nehmen Sie mir’s
nicht uͤbel, gnaͤdiger Herr! ich wollte, Sie haͤtten
zugehoͤrt.
Unbek. Das hab’ ich.
Franz. Nun ſo wollte ich, Sie naͤhmen ein
Beyſpiel an dieſem Alten.
Unbek. (nach einer Pauſe, giebt ihm das Buch)
Da, lege das auf meinen Schreibtiſch. (Fr. ab).
Unbek. Wie viel gab dir Madam Muͤller?
Greis. Ach! die gute, engliſche Seele hat mir
ſo viel gegeben, daß ich dem kommenden Winter
ruhig entgegenſehen darf.
Unbek. Nicht mehr?
Greis. Wozu denn mehr? — Freylich: um
meinen Hans loszukaufen, koͤnnt’ ich’s wohl brau-
chen; — aber ſie mag wohl ſelbſt nicht mehr ent-
behren koͤnnen.
Unbek. (drückt ihm einen vollen Beutel in die Hand).
Da! Kaufe deinen Hans los! (Er entfernt ſich ſchnell).
Greis. Was war das? (Er öfnet den Beutel und
findet ihn voller Goldſtücke.)
Ach Gott! (Er zieht die
Mütze ab, kulet nieder und dankt im Stillen).
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0029" n="21"/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <stage>(zu dem Unbek.)</stage>
              <p>Nehmen Sie mir&#x2019;s<lb/>
nicht u&#x0364;bel, gna&#x0364;diger Herr! ich wollte, Sie ha&#x0364;tten<lb/>
zugeho&#x0364;rt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <p>Das hab&#x2019; ich.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Nun &#x017F;o wollte ich, Sie na&#x0364;hmen ein<lb/>
Bey&#x017F;piel an die&#x017F;em Alten.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <stage>(nach einer Pau&#x017F;e, giebt ihm das Buch)</stage><lb/>
              <p>Da, lege das auf meinen Schreibti&#x017F;ch.</p>
              <stage> <hi rendition="#et">(Fr. ab).</hi> </stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <p>Wie viel gab dir Madam Mu&#x0364;ller?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GRE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Greis.</hi> </speaker>
              <p>Ach! die gute, engli&#x017F;che Seele hat mir<lb/>
&#x017F;o viel gegeben, daß ich dem kommenden Winter<lb/>
ruhig entgegen&#x017F;ehen darf.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <p>Nicht mehr?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GRE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Greis.</hi> </speaker>
              <p>Wozu denn mehr? &#x2014; Freylich: um<lb/>
meinen Hans loszukaufen, ko&#x0364;nnt&#x2019; ich&#x2019;s wohl brau-<lb/>
chen; &#x2014; aber &#x017F;ie mag wohl &#x017F;elb&#x017F;t nicht mehr ent-<lb/>
behren ko&#x0364;nnen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <stage>(drückt ihm einen vollen Beutel in die Hand).</stage><lb/>
              <p>Da! Kaufe deinen Hans los!</p>
              <stage>(Er entfernt &#x017F;ich &#x017F;chnell).</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GRE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Greis.</hi> </speaker>
              <p>Was war das?</p>
              <stage>(Er öfnet den Beutel und<lb/>
findet ihn voller Gold&#x017F;tücke.)</stage>
              <p>Ach Gott!</p>
              <stage>(Er zieht die<lb/>
Mütze ab, kulet nieder und dankt im Stillen).</stage>
            </sp>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0029] Franz. (zu dem Unbek.) Nehmen Sie mir’s nicht uͤbel, gnaͤdiger Herr! ich wollte, Sie haͤtten zugehoͤrt. Unbek. Das hab’ ich. Franz. Nun ſo wollte ich, Sie naͤhmen ein Beyſpiel an dieſem Alten. Unbek. (nach einer Pauſe, giebt ihm das Buch) Da, lege das auf meinen Schreibtiſch.(Fr. ab). Unbek. Wie viel gab dir Madam Muͤller? Greis. Ach! die gute, engliſche Seele hat mir ſo viel gegeben, daß ich dem kommenden Winter ruhig entgegenſehen darf. Unbek. Nicht mehr? Greis. Wozu denn mehr? — Freylich: um meinen Hans loszukaufen, koͤnnt’ ich’s wohl brau- chen; — aber ſie mag wohl ſelbſt nicht mehr ent- behren koͤnnen. Unbek. (drückt ihm einen vollen Beutel in die Hand). Da! Kaufe deinen Hans los! (Er entfernt ſich ſchnell). Greis. Was war das? (Er öfnet den Beutel und findet ihn voller Goldſtücke.) Ach Gott! (Er zieht die Mütze ab, kulet nieder und dankt im Stillen). B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/29
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/29>, abgerufen am 24.11.2024.