Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.
gessen. (Er faltet seine Mütze zwischen beyden Händen, blickt gen Himmel und betet). Unbek. (läßt das Buch sinken und wird aufmerksam auf ihn). Franz. (zu dem Unbek.) Dem Alten ist wohl wenig Freude in der Welt bescheert, und doch dankt er Gott auch für das wenige. Unbek. Weil die Hofnung ihn noch immer an ihrem Gängelbande leitet. Franz. Desto besser! Hofnung ist des Lebens Amme. Unbek. Die größte Betrügerinn auf dem wei- ten Erdboden. Greis. (hat indessen seine Mütze wieder aufgesezt und nähert sich). Franz. Glück zu, Alter! Du bist, wie ich sehe, dem Tode entronnen. Greis. Für dieses mal, ja. Gott und die Hülfe jener braven Frau haben mir auf ein paar Jahre das Leben gefristet. Franz. Nun freylich, lange wirst du nicht mehr mitlaufen. Du scheinst mir ein alter Knabe. B
geſſen. (Er faltet ſeine Mütze zwiſchen beyden Händen, blickt gen Himmel und betet). Unbek. (läßt das Buch ſinken und wird aufmerkſam auf ihn). Franz. (zu dem Unbek.) Dem Alten iſt wohl wenig Freude in der Welt beſcheert, und doch dankt er Gott auch fuͤr das wenige. Unbek. Weil die Hofnung ihn noch immer an ihrem Gaͤngelbande leitet. Franz. Deſto beſſer! Hofnung iſt des Lebens Amme. Unbek. Die groͤßte Betruͤgerinn auf dem wei- ten Erdboden. Greis. (hat indeſſen ſeine Mütze wieder aufgeſezt und nähert ſich). Franz. Gluͤck zu, Alter! Du biſt, wie ich ſehe, dem Tode entronnen. Greis. Fuͤr dieſes mal, ja. Gott und die Huͤlfe jener braven Frau haben mir auf ein paar Jahre das Leben gefriſtet. Franz. Nun freylich, lange wirſt du nicht mehr mitlaufen. Du ſcheinſt mir ein alter Knabe. B
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geſſen. (Er faltet ſeine Mütze zwiſchen beyden Händen, blickt
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Unbek. (läßt das Buch ſinken und wird aufmerkſam
auf ihn).
Franz. (zu dem Unbek.) Dem Alten iſt wohl
wenig Freude in der Welt beſcheert, und doch
dankt er Gott auch fuͤr das wenige.
Unbek. Weil die Hofnung ihn noch immer an
ihrem Gaͤngelbande leitet.
Franz. Deſto beſſer! Hofnung iſt des Lebens
Amme.
Unbek. Die groͤßte Betruͤgerinn auf dem wei-
ten Erdboden.
Greis. (hat indeſſen ſeine Mütze wieder aufgeſezt und
nähert ſich).
Franz. Gluͤck zu, Alter! Du biſt, wie ich
ſehe, dem Tode entronnen.
Greis. Fuͤr dieſes mal, ja. Gott und die
Huͤlfe jener braven Frau haben mir auf ein paar
Jahre das Leben gefriſtet.
Franz. Nun freylich, lange wirſt du nicht
mehr mitlaufen. Du ſcheinſt mir ein alter Knabe.
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