Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790. Gräfin. Hörten Sie seitdem gar nichts von Ihrem Gemahl? Eulal. Er verließ die Stadt, niemand weiß wohin. Gräfin. Und Ihre Kinder? Eulal. Die nahm er mit sich. Gräfin. Wir müssen Erkundigungen einziehen; wir müssen -- Stille! mein Mann und mein Bru- der. Ach! mein armer Bruder; den hatt' ich ganz vergessen. -- Geschwind, liebe Madam Müller, ein anderes Gesicht! Achter Auftritt. Der Graf. Der Major. Etwas nachher Peter. (alle drey Toback rauchend). Die Vorigen. Peter. (bleibt ein wenig im Hintergrund stehen.) Graf. Frisch, Kinder! ich wittre Abendluft. Wir müssen nach Hause. Gräfin. Es ist ja kaum sechs Uhr. Graf. Nun, so ist's Zeit, Thee zu trinken. Und meynt Ihr denn, ob ich gleich Soldat war, daß ich heute noch nicht genug Strapazen ausge- standen? Erst die Reise, dann das kalte Bad, dann Graͤfin. Hoͤrten Sie ſeitdem gar nichts von Ihrem Gemahl? Eulal. Er verließ die Stadt, niemand weiß wohin. Graͤfin. Und Ihre Kinder? Eulal. Die nahm er mit ſich. Graͤfin. Wir muͤſſen Erkundigungen einziehen; wir muͤſſen — Stille! mein Mann und mein Bru- der. Ach! mein armer Bruder; den hatt’ ich ganz vergeſſen. — Geſchwind, liebe Madam Muͤller, ein anderes Geſicht! Achter Auftritt. Der Graf. Der Major. Etwas nachher Peter. (alle drey Toback rauchend). Die Vorigen. Peter. (bleibt ein wenig im Hintergrund ſtehen.) Graf. Friſch, Kinder! ich wittre Abendluft. Wir muͤſſen nach Hauſe. Graͤfin. Es iſt ja kaum ſechs Uhr. Graf. Nun, ſo iſt’s Zeit, Thee zu trinken. Und meynt Ihr denn, ob ich gleich Soldat war, daß ich heute noch nicht genug Strapazen ausge- ſtanden? Erſt die Reiſe, dann das kalte Bad, dann <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0110" n="102"/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Hoͤrten Sie ſeitdem gar nichts von<lb/> Ihrem Gemahl?</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Er verließ die Stadt, niemand weiß<lb/> wohin.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Und Ihre Kinder?</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Die nahm er mit ſich.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Wir muͤſſen Erkundigungen einziehen;<lb/> wir muͤſſen — Stille! mein Mann und mein Bru-<lb/> der. Ach! mein armer Bruder; den hatt’ ich ganz<lb/> vergeſſen. — Geſchwind, liebe Madam Muͤller,<lb/> ein anderes Geſicht!</p> </sp> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Achter Auftritt.</hi> </hi> </head><lb/> <stage>Der Graf. Der Major. Etwas nachher Peter.<lb/> (alle drey Toback rauchend). Die Vorigen.</stage><lb/> <sp who="#PET"> <speaker> <hi rendition="#fr">Peter.</hi> </speaker> <stage>(bleibt ein wenig im Hintergrund ſtehen.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#GRAF"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graf.</hi> </speaker> <p>Friſch, Kinder! ich wittre Abendluft.<lb/> Wir muͤſſen nach Hauſe.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Es iſt ja kaum ſechs Uhr.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAF"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graf.</hi> </speaker> <p>Nun, ſo iſt’s Zeit, Thee zu trinken.<lb/> Und meynt Ihr denn, ob ich gleich Soldat war,<lb/> daß ich heute noch nicht genug Strapazen ausge-<lb/> ſtanden? Erſt die Reiſe, dann das kalte Bad, dann<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0110]
Graͤfin. Hoͤrten Sie ſeitdem gar nichts von
Ihrem Gemahl?
Eulal. Er verließ die Stadt, niemand weiß
wohin.
Graͤfin. Und Ihre Kinder?
Eulal. Die nahm er mit ſich.
Graͤfin. Wir muͤſſen Erkundigungen einziehen;
wir muͤſſen — Stille! mein Mann und mein Bru-
der. Ach! mein armer Bruder; den hatt’ ich ganz
vergeſſen. — Geſchwind, liebe Madam Muͤller,
ein anderes Geſicht!
Achter Auftritt.
Der Graf. Der Major. Etwas nachher Peter.
(alle drey Toback rauchend). Die Vorigen.
Peter. (bleibt ein wenig im Hintergrund ſtehen.)
Graf. Friſch, Kinder! ich wittre Abendluft.
Wir muͤſſen nach Hauſe.
Graͤfin. Es iſt ja kaum ſechs Uhr.
Graf. Nun, ſo iſt’s Zeit, Thee zu trinken.
Und meynt Ihr denn, ob ich gleich Soldat war,
daß ich heute noch nicht genug Strapazen ausge-
ſtanden? Erſt die Reiſe, dann das kalte Bad, dann
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/110 |
Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/110>, abgerufen am 17.07.2024. |