Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.Siebenter Auftrjtt. Die Gräfin. Eulalia. Gräfin. Nun, liebe Madam Müller, wie ge- fällt Ihnen der Mann, der eben von uns ging? Eulal. Wer? Gräfin. Meine brüderliche Liebe. Eulal. Er verdient, ihr Bruder zu seyn. Gräfin. (verneigt sich tief) Unterthänige Diene- rin! Das schreib ich in mein Taschenbuch. Eulal. Ohne Schmeicheley, gnädige Frau, ich halte ihn für einen wackern Mann. Gräfin. Und für einen schönen Mann. Eulal. (gleichgültig) O ja. Gräfin. O ja? Das klang beynahe wie: o nein! Aber ich muß Ihnen sagen, daß er Sie für eine schöne Frau hält. (Eulal. lächelt) Sie sagen nichts dazu? Eulal. Was soll ich sagen? Spott kann nicht aus Ihrem Munde kommen; also Scherz war es; und ich bin so wenig dazu gemacht, einen Scherz zu unterhalten. -- Gräfin. Eben so wenig, als ihn zu veranlas- sen. Nein, es war Ernst. -- Nun? Siebenter Auftrjtt. Die Graͤfin. Eulalia. Graͤfin. Nun, liebe Madam Muͤller, wie ge- faͤllt Ihnen der Mann, der eben von uns ging? Eulal. Wer? Graͤfin. Meine bruͤderliche Liebe. Eulal. Er verdient, ihr Bruder zu ſeyn. Graͤfin. (verneigt ſich tief) Unterthaͤnige Diene- rin! Das ſchreib ich in mein Taſchenbuch. Eulal. Ohne Schmeicheley, gnaͤdige Frau, ich halte ihn fuͤr einen wackern Mann. Graͤfin. Und fuͤr einen ſchoͤnen Mann. Eulal. (gleichgültig) O ja. Graͤfin. O ja? Das klang beynahe wie: o nein! Aber ich muß Ihnen ſagen, daß er Sie fuͤr eine ſchoͤne Frau haͤlt. (Eulal. lächelt) Sie ſagen nichts dazu? Eulal. Was ſoll ich ſagen? Spott kann nicht aus Ihrem Munde kommen; alſo Scherz war es; und ich bin ſo wenig dazu gemacht, einen Scherz zu unterhalten. — Graͤfin. Eben ſo wenig, als ihn zu veranlaſ- ſen. Nein, es war Ernſt. — Nun? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0101" n="93"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Siebenter Auftrjtt.</hi> </hi> </head><lb/> <stage>Die Graͤfin. Eulalia.</stage><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Nun, liebe Madam Muͤller, wie ge-<lb/> faͤllt Ihnen der Mann, der eben von uns ging?</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Wer?</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Meine bruͤderliche Liebe.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Er verdient, ihr Bruder zu ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <stage>(verneigt ſich tief)</stage> <p>Unterthaͤnige Diene-<lb/> rin! Das ſchreib ich in mein Taſchenbuch.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Ohne Schmeicheley, gnaͤdige Frau, ich<lb/> halte ihn fuͤr einen wackern Mann.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Und fuͤr einen ſchoͤnen Mann.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <stage>(gleichgültig)</stage> <p>O ja.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>O ja? Das klang beynahe wie: o nein!<lb/> Aber ich muß Ihnen ſagen, daß er Sie fuͤr eine<lb/> ſchoͤne Frau haͤlt.</p> <stage>(Eulal. lächelt)</stage> <p>Sie ſagen nichts<lb/> dazu?</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Was ſoll ich ſagen? Spott kann nicht<lb/> aus Ihrem Munde kommen; alſo Scherz war es;<lb/> und ich bin ſo wenig dazu gemacht, einen Scherz<lb/> zu unterhalten. —</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Eben ſo wenig, als ihn zu veranlaſ-<lb/> ſen. Nein, es war Ernſt. — Nun?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0101]
Siebenter Auftrjtt.
Die Graͤfin. Eulalia.
Graͤfin. Nun, liebe Madam Muͤller, wie ge-
faͤllt Ihnen der Mann, der eben von uns ging?
Eulal. Wer?
Graͤfin. Meine bruͤderliche Liebe.
Eulal. Er verdient, ihr Bruder zu ſeyn.
Graͤfin. (verneigt ſich tief) Unterthaͤnige Diene-
rin! Das ſchreib ich in mein Taſchenbuch.
Eulal. Ohne Schmeicheley, gnaͤdige Frau, ich
halte ihn fuͤr einen wackern Mann.
Graͤfin. Und fuͤr einen ſchoͤnen Mann.
Eulal. (gleichgültig) O ja.
Graͤfin. O ja? Das klang beynahe wie: o nein!
Aber ich muß Ihnen ſagen, daß er Sie fuͤr eine
ſchoͤne Frau haͤlt. (Eulal. lächelt) Sie ſagen nichts
dazu?
Eulal. Was ſoll ich ſagen? Spott kann nicht
aus Ihrem Munde kommen; alſo Scherz war es;
und ich bin ſo wenig dazu gemacht, einen Scherz
zu unterhalten. —
Graͤfin. Eben ſo wenig, als ihn zu veranlaſ-
ſen. Nein, es war Ernſt. — Nun?
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/101>, abgerufen am 16.02.2025. |