Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
Olm. Und würde sich glücklich schätzen,
die unangenehme Begebenheit, von der er so
eben Zeuge gewesen, bey Hofe zu vermitteln.
Denn es ist nicht zu leugnen, die Sache ist
sehr schlimm und bedenklich.
Bürg. (ängstlich) Meinen Sie in der
That?
Hr. St. (eben so) Was stünde zu er-
warten?
Olm. Sie, Herr Bürgermeister, würden
cassirt.
Bürg. (sehr erschrocken) Wirklich?
Olm. Und Sie, Herr Vicekirchenvorste-
her, würden eingesperrt.
Hr. St. Ohne Gnade?
Olm. Aber ich nehme Alles auf mich,
und stehe für den guten Erfolg.
Bürg. Wenn Sie das könnten --
Hr. St. Der Herr Bruder muß auch
bedenken, daß das Mädgen in unsrer Stadt
ohnehin zum Gespötte werden wird. Mitten
in
Olm. Und wuͤrde ſich gluͤcklich ſchaͤtzen,
die unangenehme Begebenheit, von der er ſo
eben Zeuge geweſen, bey Hofe zu vermitteln.
Denn es iſt nicht zu leugnen, die Sache iſt
ſehr ſchlimm und bedenklich.
Buͤrg. (aͤngſtlich) Meinen Sie in der
That?
Hr. St. (eben ſo) Was ſtuͤnde zu er-
warten?
Olm. Sie, Herr Buͤrgermeiſter, wuͤrden
caſſirt.
Buͤrg. (ſehr erſchrocken) Wirklich?
Olm. Und Sie, Herr Vicekirchenvorſte-
her, wuͤrden eingeſperrt.
Hr. St. Ohne Gnade?
Olm. Aber ich nehme Alles auf mich,
und ſtehe fuͤr den guten Erfolg.
Buͤrg. Wenn Sie das koͤnnten —
Hr. St. Der Herr Bruder muß auch
bedenken, daß das Maͤdgen in unſrer Stadt
ohnehin zum Geſpoͤtte werden wird. Mitten
in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0173" n="167"/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Und wu&#x0364;rde &#x017F;ich glu&#x0364;cklich &#x017F;cha&#x0364;tzen,<lb/>
die unangenehme Begebenheit, von der er &#x017F;o<lb/>
eben Zeuge gewe&#x017F;en, bey Hofe zu vermitteln.<lb/>
Denn es i&#x017F;t nicht zu leugnen, die Sache i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;chlimm und bedenklich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <stage>(a&#x0364;ng&#x017F;tlich)</stage>
            <p>Meinen Sie in der<lb/>
That?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HERSTAAR ">
            <speaker> <hi rendition="#g">Hr. St.</hi> </speaker>
            <stage>(eben &#x017F;o)</stage>
            <p>Was &#x017F;tu&#x0364;nde zu er-<lb/>
warten?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Sie, Herr Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter, wu&#x0364;rden<lb/>
ca&#x017F;&#x017F;irt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <stage>(&#x017F;ehr er&#x017F;chrocken)</stage>
            <p>Wirklich?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Und Sie, Herr Vicekirchenvor&#x017F;te-<lb/>
her, wu&#x0364;rden einge&#x017F;perrt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HERSTAAR ">
            <speaker> <hi rendition="#g">Hr. St.</hi> </speaker>
            <p>Ohne Gnade?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Aber ich nehme Alles auf mich,<lb/>
und &#x017F;tehe fu&#x0364;r den guten Erfolg.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <p>Wenn Sie das ko&#x0364;nnten &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HERSTAAR ">
            <speaker> <hi rendition="#g">Hr. St.</hi> </speaker>
            <p>Der Herr Bruder muß auch<lb/>
bedenken, daß das Ma&#x0364;dgen in un&#x017F;rer Stadt<lb/>
ohnehin zum Ge&#x017F;po&#x0364;tte werden wird. Mitten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0173] Olm. Und wuͤrde ſich gluͤcklich ſchaͤtzen, die unangenehme Begebenheit, von der er ſo eben Zeuge geweſen, bey Hofe zu vermitteln. Denn es iſt nicht zu leugnen, die Sache iſt ſehr ſchlimm und bedenklich. Buͤrg. (aͤngſtlich) Meinen Sie in der That? Hr. St. (eben ſo) Was ſtuͤnde zu er- warten? Olm. Sie, Herr Buͤrgermeiſter, wuͤrden caſſirt. Buͤrg. (ſehr erſchrocken) Wirklich? Olm. Und Sie, Herr Vicekirchenvorſte- her, wuͤrden eingeſperrt. Hr. St. Ohne Gnade? Olm. Aber ich nehme Alles auf mich, und ſtehe fuͤr den guten Erfolg. Buͤrg. Wenn Sie das koͤnnten — Hr. St. Der Herr Bruder muß auch bedenken, daß das Maͤdgen in unſrer Stadt ohnehin zum Geſpoͤtte werden wird. Mitten in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/173
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/173>, abgerufen am 23.12.2024.