Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
Sab. Daß Sie es auch so machen wer-
den? nein das hoff' ich auch nicht. Aber
wahr bleibt es doch immer: Liebhaber und
Lerchen singen nur im Frühling, und man
muß noch froh seyn, wenn sie im Herbst nicht
gar davon ziehn.
Olm. Ich schwöre Ihnen --
Sab. Schwören Sie nur nicht zu laut.
Wir sind hier von ein paar Duzend Ohren
umringt. Dort ist meines Vaters Schlaf-
zimmer, er hat noch Licht. Hier wohnt die
Großmutter, die singt gewiß noch ihr Abend-
lied. Da gegenüber der Oheim, der blättert
noch in seinen Romanen; und oben im Dach-
stübchen Herr Sperling, macht wohl gar noch
ein Sonnet auf mich. Ferner wird es nicht
lange währen, so kömmt der Nachtwächter
mit dem Horn und der Feuerwächter mit der
Schnarre.
Olm. Allerliebst. Vermuthlich wird auch
die Laterne da bald angesteckt?


Sab.
Sab. Daß Sie es auch ſo machen wer-
den? nein das hoff’ ich auch nicht. Aber
wahr bleibt es doch immer: Liebhaber und
Lerchen ſingen nur im Fruͤhling, und man
muß noch froh ſeyn, wenn ſie im Herbſt nicht
gar davon ziehn.
Olm. Ich ſchwoͤre Ihnen —
Sab. Schwoͤren Sie nur nicht zu laut.
Wir ſind hier von ein paar Duzend Ohren
umringt. Dort iſt meines Vaters Schlaf-
zimmer, er hat noch Licht. Hier wohnt die
Großmutter, die ſingt gewiß noch ihr Abend-
lied. Da gegenuͤber der Oheim, der blaͤttert
noch in ſeinen Romanen; und oben im Dach-
ſtuͤbchen Herr Sperling, macht wohl gar noch
ein Sonnet auf mich. Ferner wird es nicht
lange waͤhren, ſo koͤmmt der Nachtwaͤchter
mit dem Horn und der Feuerwaͤchter mit der
Schnarre.
Olm. Allerliebſt. Vermuthlich wird auch
die Laterne da bald angeſteckt?


Sab.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0142" n="136"/>
          <sp who="#SAB">
            <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker>
            <p>Daß Sie es auch &#x017F;o machen wer-<lb/>
den? nein das hoff&#x2019; ich auch nicht. Aber<lb/>
wahr bleibt es doch immer: Liebhaber und<lb/>
Lerchen &#x017F;ingen nur im Fru&#x0364;hling, und man<lb/>
muß noch froh &#x017F;eyn, wenn &#x017F;ie im Herb&#x017F;t nicht<lb/>
gar davon ziehn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Ich &#x017F;chwo&#x0364;re Ihnen &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SAB">
            <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker>
            <p>Schwo&#x0364;ren Sie nur nicht zu laut.<lb/>
Wir &#x017F;ind hier von ein paar Duzend Ohren<lb/>
umringt. Dort i&#x017F;t meines Vaters Schlaf-<lb/>
zimmer, er hat noch Licht. Hier wohnt die<lb/>
Großmutter, die &#x017F;ingt gewiß noch ihr Abend-<lb/>
lied. Da gegenu&#x0364;ber der Oheim, der bla&#x0364;ttert<lb/>
noch in &#x017F;einen Romanen; und oben im Dach-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;bchen Herr Sperling, macht wohl gar noch<lb/>
ein Sonnet auf mich. Ferner wird es nicht<lb/>
lange wa&#x0364;hren, &#x017F;o ko&#x0364;mmt der Nachtwa&#x0364;chter<lb/>
mit dem Horn und der Feuerwa&#x0364;chter mit der<lb/>
Schnarre.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Allerlieb&#x017F;t. Vermuthlich wird auch<lb/>
die Laterne da bald ange&#x017F;teckt?</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">Sab</hi>.</fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0142] Sab. Daß Sie es auch ſo machen wer- den? nein das hoff’ ich auch nicht. Aber wahr bleibt es doch immer: Liebhaber und Lerchen ſingen nur im Fruͤhling, und man muß noch froh ſeyn, wenn ſie im Herbſt nicht gar davon ziehn. Olm. Ich ſchwoͤre Ihnen — Sab. Schwoͤren Sie nur nicht zu laut. Wir ſind hier von ein paar Duzend Ohren umringt. Dort iſt meines Vaters Schlaf- zimmer, er hat noch Licht. Hier wohnt die Großmutter, die ſingt gewiß noch ihr Abend- lied. Da gegenuͤber der Oheim, der blaͤttert noch in ſeinen Romanen; und oben im Dach- ſtuͤbchen Herr Sperling, macht wohl gar noch ein Sonnet auf mich. Ferner wird es nicht lange waͤhren, ſo koͤmmt der Nachtwaͤchter mit dem Horn und der Feuerwaͤchter mit der Schnarre. Olm. Allerliebſt. Vermuthlich wird auch die Laterne da bald angeſteckt? Sab.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/142
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/142>, abgerufen am 23.12.2024.