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Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

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gehn. Bin ich doch den ganzen Tag nicht
Herr einer Minute gewesen. Das fragt, das
complimentirt, das schnattert unaufhörlich;
will Alles wissen und weiß doch alles schon
besser. Keinen Augenblick lassen sie den lie-
ben Gast allein; auf jedem Schritt und Tritt
schleichen sie ihm nach. Er muß essen ohne
Hunger, trinken ohne Durst, sich setzen ohne
Müdigkeit; ihre Wunderwerke sehen, ihre
Stadtklatschereyen hören, und Alles loben
und preisen. Gern wollt' ichs ertragen um
den Besitz der Geliebten! aber noch lächelt
mir keine Hoffnung, und nicht einmal ein
Gespräch unter vier Augen hat mir bis jetzt
den langweiligen Zwang versüßt. Hieher
wollte sie kommen, wenn Alles still im Hause
wäre. Sie wird doch Wort halten?



Zweyte
gehn. Bin ich doch den ganzen Tag nicht
Herr einer Minute geweſen. Das fragt, das
complimentirt, das ſchnattert unaufhoͤrlich;
will Alles wiſſen und weiß doch alles ſchon
beſſer. Keinen Augenblick laſſen ſie den lie-
ben Gaſt allein; auf jedem Schritt und Tritt
ſchleichen ſie ihm nach. Er muß eſſen ohne
Hunger, trinken ohne Durſt, ſich ſetzen ohne
Muͤdigkeit; ihre Wunderwerke ſehen, ihre
Stadtklatſchereyen hoͤren, und Alles loben
und preiſen. Gern wollt’ ichs ertragen um
den Beſitz der Geliebten! aber noch laͤchelt
mir keine Hoffnung, und nicht einmal ein
Geſpraͤch unter vier Augen hat mir bis jetzt
den langweiligen Zwang verſuͤßt. Hieher
wollte ſie kommen, wenn Alles ſtill im Hauſe
waͤre. Sie wird doch Wort halten?



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[134/0140] gehn. Bin ich doch den ganzen Tag nicht Herr einer Minute geweſen. Das fragt, das complimentirt, das ſchnattert unaufhoͤrlich; will Alles wiſſen und weiß doch alles ſchon beſſer. Keinen Augenblick laſſen ſie den lie- ben Gaſt allein; auf jedem Schritt und Tritt ſchleichen ſie ihm nach. Er muß eſſen ohne Hunger, trinken ohne Durſt, ſich ſetzen ohne Muͤdigkeit; ihre Wunderwerke ſehen, ihre Stadtklatſchereyen hoͤren, und Alles loben und preiſen. Gern wollt’ ichs ertragen um den Beſitz der Geliebten! aber noch laͤchelt mir keine Hoffnung, und nicht einmal ein Geſpraͤch unter vier Augen hat mir bis jetzt den langweiligen Zwang verſuͤßt. Hieher wollte ſie kommen, wenn Alles ſtill im Hauſe waͤre. Sie wird doch Wort halten? Zweyte

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/140>, abgerufen am 11.12.2024.