Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803. Bürg. Nein, Frau Muhme, das wäre zu viel. Fr. M. Oder bey der nächsten Kindtau- fe, welche in der Familie vorfällt, könnte man ihn zu Gevatter bitten. Bürg. Das läßt sich hören. Hr. St. Wie wär' es -- da es ihm doch hauptsächlich darauf ankömmt, sich hier in Krähwinkel zu etabliren -- wenn man ihm eine andre Frau proponirte? Bürg. Da hat der Herr Bruder einen gesunden Einfall. Fr. St. Ja, aber wen? Hr. St. Deine Ursula. Sie geht ins neunte Jahr. Er kann warten; kann unter- dessen mit Hülfe des Ministers ein ordentli- cher, honnetter Mensch werden; kann in un- sern Gesellschaften Lebensart lernen; durch meine Lesebibliothek sich ausbilden, und dann wieder zufragen. Fr. St. Recht. Man bliebe dann noch immer Herr zu thun oder zu lassen. Bürg. H 2
Buͤrg. Nein, Frau Muhme, das waͤre zu viel. Fr. M. Oder bey der naͤchſten Kindtau- fe, welche in der Familie vorfaͤllt, koͤnnte man ihn zu Gevatter bitten. Buͤrg. Das laͤßt ſich hoͤren. Hr. St. Wie waͤr’ es — da es ihm doch hauptſaͤchlich darauf ankoͤmmt, ſich hier in Kraͤhwinkel zu etabliren — wenn man ihm eine andre Frau proponirte? Buͤrg. Da hat der Herr Bruder einen geſunden Einfall. Fr. St. Ja, aber wen? Hr. St. Deine Urſula. Sie geht ins neunte Jahr. Er kann warten; kann unter- deſſen mit Huͤlfe des Miniſters ein ordentli- cher, honnetter Menſch werden; kann in un- ſern Geſellſchaften Lebensart lernen; durch meine Leſebibliothek ſich ausbilden, und dann wieder zufragen. Fr. St. Recht. Man bliebe dann noch immer Herr zu thun oder zu laſſen. Buͤrg. H 2
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Buͤrg. Nein, Frau Muhme, das waͤre
zu viel.
Fr. M. Oder bey der naͤchſten Kindtau-
fe, welche in der Familie vorfaͤllt, koͤnnte man
ihn zu Gevatter bitten.
Buͤrg. Das laͤßt ſich hoͤren.
Hr. St. Wie waͤr’ es — da es ihm doch
hauptſaͤchlich darauf ankoͤmmt, ſich hier in
Kraͤhwinkel zu etabliren — wenn man ihm
eine andre Frau proponirte?
Buͤrg. Da hat der Herr Bruder einen
geſunden Einfall.
Fr. St. Ja, aber wen?
Hr. St. Deine Urſula. Sie geht ins
neunte Jahr. Er kann warten; kann unter-
deſſen mit Huͤlfe des Miniſters ein ordentli-
cher, honnetter Menſch werden; kann in un-
ſern Geſellſchaften Lebensart lernen; durch
meine Leſebibliothek ſich ausbilden, und dann
wieder zufragen.
Fr. St. Recht. Man bliebe dann noch
immer Herr zu thun oder zu laſſen.
Buͤrg.
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/121>, abgerufen am 16.07.2024. |