vogel, mit einem Nest voll Jungen, die nicht größer sind, als Bienen, und ihre Mutter kommt an Größe etwa einer Bremse gleich. Nicht weit davon stehen die Riesenvögel Casuar und Strauß. Jn den herrlichen Colibris, und den zahllosen Gattungen der Papa- goyen hat die Natur ihre ganze Pracht zur Schau ge- legt. -- Ein großer Saal enthält die vierfüßigen Thiere, die Mitte des Saales füllen der buntgestreifte Zebra, das Rhinoceros, der Elephant, und endlich die ungeheure Giraffe, neben welcher der Ele- phänt wie ein Zwerg steht. Zwei Schritte davon findet man auch das sibirische Mäuschen, das Kleinste aller vierfüßigen Thiere. -- Lieber Gott! wenn man in Gedanken den Fliegenvogel neben den Strauß, und das sibirische Mäuschen neben die Giraffe stellt, und sich dabei erinnert, daß jener Koloß nicht mehr Leben von der Natur empfieng, als dieses winzige Wesen, daß die Genußfähigkeit in diesem kleinen Raume eben so kunst- reich organisirt worden, als in jenem wandelnden Berge -- zu wie manchen ernsten Betrachtungen ergiebt sich hier der Stoff. -- An den Wänden umher stehen, außer den bekanntern Thieren, die man auch wohl an andern Orten findet, der Hippopotamus, (Nilpferd) die Seekuh, die Antelope, Faulthier, Ameisenfresser, kurz Alles, was man vorher nur im Büffon gemalt gesehen hatte. Auch das seltsame, erst kürzlich entdeckte Schna- belthier, welches eine bisher unausgefüllte Stufe zwischen den Vögeln und vierfüßigen Thieren einnimmt. Doch war der Schnabel dieses Exemplars nicht so gut er- halten, als der eines andern, das ich bei dem Herrn Hofrath von Blumenbach in Göttingen gesehen habe.
vogel, mit einem Nest voll Jungen, die nicht groͤßer sind, als Bienen, und ihre Mutter kommt an Groͤße etwa einer Bremse gleich. Nicht weit davon stehen die Riesenvoͤgel Casuar und Strauß. Jn den herrlichen Colibris, und den zahllosen Gattungen der Papa- goyen hat die Natur ihre ganze Pracht zur Schau ge- legt. — Ein großer Saal enthaͤlt die vierfuͤßigen Thiere, die Mitte des Saales fuͤllen der buntgestreifte Zebra, das Rhinoceros, der Elephant, und endlich die ungeheure Giraffe, neben welcher der Ele- phaͤnt wie ein Zwerg steht. Zwei Schritte davon findet man auch das sibirische Maͤuschen, das Kleinste aller vierfuͤßigen Thiere. — Lieber Gott! wenn man in Gedanken den Fliegenvogel neben den Strauß, und das sibirische Maͤuschen neben die Giraffe stellt, und sich dabei erinnert, daß jener Koloß nicht mehr Leben von der Natur empfieng, als dieses winzige Wesen, daß die Genußfaͤhigkeit in diesem kleinen Raume eben so kunst- reich organisirt worden, als in jenem wandelnden Berge — zu wie manchen ernsten Betrachtungen ergiebt sich hier der Stoff. — An den Waͤnden umher stehen, außer den bekanntern Thieren, die man auch wohl an andern Orten findet, der Hippopotamus, (Nilpferd) die Seekuh, die Antelope, Faulthier, Ameisenfresser, kurz Alles, was man vorher nur im Buͤffon gemalt gesehen hatte. Auch das seltsame, erst kuͤrzlich entdeckte Schna- belthier, welches eine bisher unausgefuͤllte Stufe zwischen den Voͤgeln und vierfuͤßigen Thieren einnimmt. Doch war der Schnabel dieses Exemplars nicht so gut er- halten, als der eines andern, das ich bei dem Herrn Hofrath von Blumenbach in Goͤttingen gesehen habe.
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vogel, mit einem Nest voll Jungen, die nicht groͤßer
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etwa einer Bremse gleich. Nicht weit davon stehen die
Riesenvoͤgel Casuar und Strauß. Jn den herrlichen
Colibris, und den zahllosen Gattungen der Papa-
goyen hat die Natur ihre ganze Pracht zur Schau ge-
legt. — Ein großer Saal enthaͤlt die vierfuͤßigen
Thiere, die Mitte des Saales fuͤllen der buntgestreifte
Zebra, das Rhinoceros, der Elephant, und
endlich die ungeheure Giraffe, neben welcher der Ele-
phaͤnt wie ein Zwerg steht. Zwei Schritte davon findet
man auch das sibirische Maͤuschen, das Kleinste
aller vierfuͤßigen Thiere. — Lieber Gott! wenn man
in Gedanken den Fliegenvogel neben den Strauß, und
das sibirische Maͤuschen neben die Giraffe stellt, und sich
dabei erinnert, daß jener Koloß nicht mehr Leben von
der Natur empfieng, als dieses winzige Wesen, daß die
Genußfaͤhigkeit in diesem kleinen Raume eben so kunst-
reich organisirt worden, als in jenem wandelnden Berge
— zu wie manchen ernsten Betrachtungen ergiebt sich
hier der Stoff. — An den Waͤnden umher stehen, außer
den bekanntern Thieren, die man auch wohl an andern
Orten findet, der Hippopotamus, (Nilpferd) die
Seekuh, die Antelope, Faulthier, Ameisenfresser, kurz
Alles, was man vorher nur im Buͤffon gemalt gesehen
hatte. Auch das seltsame, erst kuͤrzlich entdeckte Schna-
belthier, welches eine bisher unausgefuͤllte Stufe
zwischen den Voͤgeln und vierfuͤßigen Thieren einnimmt.
Doch war der Schnabel dieses Exemplars nicht so gut er-
halten, als der eines andern, das ich bei dem Herrn
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/86>, abgerufen am 31.07.2024.
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