stum der Juno, und Heinrich JV. empfängt sie als Ju- piter. Bei der Geburt Ludwig des XJJJ. überreicht ihr die Fruchtbarkeit noch ein ganzes Nest mit fünf kleinen Kindern, als Prophezeiung, daß sie derer noch so viele auf die Welt setzen werde. Bei ihrer Krönung sind wie- der einige Hunde geschäfftig. Bei der Apotheose Hein- rich des JV. rauft sich Bellona die Haare aus, und es giebt auch da ein paar derbe Hunde, die überhaupt auf den meisten dieser Bilder zu Hause sind. Bald sind es Jagd- bald Windhunde, bald Bullenbeißer, zuweilen auch ein Schooshündchen. Auf dem Gemälde welches Mariens Regierung versinnlichen soll, wird ein Globus (nämlich Frankreich) von Tauben gezogen. Die Versöh- nung zwischen ihr und ihrem Sohne wird abermals in Gegenwart von Hunden gefeiert. Rechnet man zu al- len diesen Lächerlichkeiten nun auch noch die kriechende Schmeichelei, die aus jeder dieser Allegorien hervorleuch- tet, so ist es wohl natürlich, daß die Wirkung der Kunst; selbst eines Rubens, größtentheils verloren geht.
Ersatz dafür gewährt ein schlummernder Ein- siedler von Vien, der seine Entstehung einem Zufall verdankt. Der Künstler malte nämlich einen Fuß nach der Natur, und ein armer Einsiedler diente ihm dabei als Modell. Der Alte, der nicht ganz nüchtern seyn mogte, hatte Langeweile, wurde schläfrig, wollte durch ein wenig Kratzen auf der Violine sich ermuntern, schlief aber richtig dabei ein, und seine Stellung war so auffal- lend, daß der Maler auf der Stelle, statt des Fußes den ganzen Eremiten skizzirte, und nachmals eines der vorzüglichsten Gemälde aus dieser Skizze schuff.
Die heilige Familie, von Raphael, ist wun-
stum der Juno, und Heinrich JV. empfaͤngt sie als Ju- piter. Bei der Geburt Ludwig des XJJJ. uͤberreicht ihr die Fruchtbarkeit noch ein ganzes Nest mit fuͤnf kleinen Kindern, als Prophezeiung, daß sie derer noch so viele auf die Welt setzen werde. Bei ihrer Kroͤnung sind wie- der einige Hunde geschaͤfftig. Bei der Apotheose Hein- rich des JV. rauft sich Bellona die Haare aus, und es giebt auch da ein paar derbe Hunde, die uͤberhaupt auf den meisten dieser Bilder zu Hause sind. Bald sind es Jagd- bald Windhunde, bald Bullenbeißer, zuweilen auch ein Schooshuͤndchen. Auf dem Gemaͤlde welches Mariens Regierung versinnlichen soll, wird ein Globus (naͤmlich Frankreich) von Tauben gezogen. Die Versoͤh- nung zwischen ihr und ihrem Sohne wird abermals in Gegenwart von Hunden gefeiert. Rechnet man zu al- len diesen Laͤcherlichkeiten nun auch noch die kriechende Schmeichelei, die aus jeder dieser Allegorien hervorleuch- tet, so ist es wohl natuͤrlich, daß die Wirkung der Kunst; selbst eines Rubens, groͤßtentheils verloren geht.
Ersatz dafuͤr gewaͤhrt ein schlummernder Ein- siedler von Vien, der seine Entstehung einem Zufall verdankt. Der Kuͤnstler malte naͤmlich einen Fuß nach der Natur, und ein armer Einsiedler diente ihm dabei als Modell. Der Alte, der nicht ganz nuͤchtern seyn mogte, hatte Langeweile, wurde schlaͤfrig, wollte durch ein wenig Kratzen auf der Violine sich ermuntern, schlief aber richtig dabei ein, und seine Stellung war so auffal- lend, daß der Maler auf der Stelle, statt des Fußes den ganzen Eremiten skizzirte, und nachmals eines der vorzuͤglichsten Gemaͤlde aus dieser Skizze schuff.
Die heilige Familie, von Raphael, ist wun-
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stum der Juno, und Heinrich JV. empfaͤngt sie als Ju-
piter. Bei der Geburt Ludwig des XJJJ. uͤberreicht ihr die
Fruchtbarkeit noch ein ganzes Nest mit fuͤnf kleinen
Kindern, als Prophezeiung, daß sie derer noch so viele
auf die Welt setzen werde. Bei ihrer Kroͤnung sind wie-
der einige Hunde geschaͤfftig. Bei der Apotheose Hein-
rich des JV. rauft sich Bellona die Haare aus, und es
giebt auch da ein paar derbe Hunde, die uͤberhaupt
auf den meisten dieser Bilder zu Hause sind. Bald sind
es Jagd- bald Windhunde, bald Bullenbeißer, zuweilen
auch ein Schooshuͤndchen. Auf dem Gemaͤlde welches
Mariens Regierung versinnlichen soll, wird ein Globus
(naͤmlich Frankreich) von Tauben gezogen. Die Versoͤh-
nung zwischen ihr und ihrem Sohne wird abermals in
Gegenwart von Hunden gefeiert. Rechnet man zu al-
len diesen Laͤcherlichkeiten nun auch noch die kriechende
Schmeichelei, die aus jeder dieser Allegorien hervorleuch-
tet, so ist es wohl natuͤrlich, daß die Wirkung der
Kunst; selbst eines Rubens, groͤßtentheils verloren
geht.
Ersatz dafuͤr gewaͤhrt ein schlummernder Ein-
siedler von Vien, der seine Entstehung einem Zufall
verdankt. Der Kuͤnstler malte naͤmlich einen Fuß nach
der Natur, und ein armer Einsiedler diente ihm dabei
als Modell. Der Alte, der nicht ganz nuͤchtern seyn
mogte, hatte Langeweile, wurde schlaͤfrig, wollte durch
ein wenig Kratzen auf der Violine sich ermuntern, schlief
aber richtig dabei ein, und seine Stellung war so auffal-
lend, daß der Maler auf der Stelle, statt des Fußes
den ganzen Eremiten skizzirte, und nachmals eines der
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/76>, abgerufen am 31.07.2024.
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