Der Palast des Erhaltungssenats, vormals Palais Luxembourg.
Der Garten dieses Palastes giebt dem der Tuilerien wohl wenig nach (besonders seitdem er ansehnlich ver- größert worden) und prangt gleichfalls mit herrlichen Statüen. -- Der Saal, durch welchen man zu der Gal- lerie gelangt, ist ganz mit den bekannten trefflichen Ab- bildungen aller französischen Häfen von Vernerit be- hängt, welche vormals (wie Reichardt im Guide des Voyageurs sagt) im Hotel der Marine gefunden wur- den, in welchem Hotel jetzt aber gar nichts Sehenswür- diges mehr befindlich ist.
Die Gallerie selbst ist nach Rubens genannt, weil sie zu beiden Seiten fast ganz mit den großen Gemälden von Rubens angefüllt ist, welche die Lebensgeschichte der Maria von Medicis fortlaufend darstellen. Jch muß abermals aufrichtig bekennen, daß ich diesen Bil- dern keinen Geschmack abgewinnen kann. Jch finde da- rinn eine Zusammensetzung von Jdeen, die dichterisch seyn sollen, und von Allegorien, die sinnreich seyn sollen, gewöhnlich aber lächerlich ausfallen. Bei Mariens Ge- burt übergiebt die alte Götterhebamme Lucina das Kind einem Löwen, der die Stadt Florenz repräsen- tirt. Bei ihrer Erziehung spielt ihr Apoll ein Stückchen auf der Baßgeige vor. Bei ihrer Verheirathung trägt Hymen ihr die Schleppe, und ein Hund ist gegen- wärtig, vielleicht als Sinnbild der Treue. Bei ihrer Ausschiffung zu Marseille verrenken sich die Syrenen fast die Ribben, um das Schiff fest zu halten, und ein Triton bläst fürchterlich auf einer Muschel. Jn Lyon wird die Vermählung vollzogen, da erscheint sie im Ko-
Der Palast des Erhaltungssenats, vormals Palais Luxembourg.
Der Garten dieses Palastes giebt dem der Tuilerien wohl wenig nach (besonders seitdem er ansehnlich ver- groͤßert worden) und prangt gleichfalls mit herrlichen Statuͤen. — Der Saal, durch welchen man zu der Gal- lerie gelangt, ist ganz mit den bekannten trefflichen Ab- bildungen aller franzoͤsischen Haͤfen von Vernerit be- haͤngt, welche vormals (wie Reichardt im Guide des Voyageurs sagt) im Hotel der Marine gefunden wur- den, in welchem Hotel jetzt aber gar nichts Sehenswuͤr- diges mehr befindlich ist.
Die Gallerie selbst ist nach Rubens genannt, weil sie zu beiden Seiten fast ganz mit den großen Gemaͤlden von Rubens angefuͤllt ist, welche die Lebensgeschichte der Maria von Medicis fortlaufend darstellen. Jch muß abermals aufrichtig bekennen, daß ich diesen Bil- dern keinen Geschmack abgewinnen kann. Jch finde da- rinn eine Zusammensetzung von Jdeen, die dichterisch seyn sollen, und von Allegorien, die sinnreich seyn sollen, gewoͤhnlich aber laͤcherlich ausfallen. Bei Mariens Ge- burt uͤbergiebt die alte Goͤtterhebamme Lucina das Kind einem Loͤwen, der die Stadt Florenz repraͤsen- tirt. Bei ihrer Erziehung spielt ihr Apoll ein Stuͤckchen auf der Baßgeige vor. Bei ihrer Verheirathung traͤgt Hymen ihr die Schleppe, und ein Hund ist gegen- waͤrtig, vielleicht als Sinnbild der Treue. Bei ihrer Ausschiffung zu Marseille verrenken sich die Syrenen fast die Ribben, um das Schiff fest zu halten, und ein Triton blaͤst fuͤrchterlich auf einer Muschel. Jn Lyon wird die Vermaͤhlung vollzogen, da erscheint sie im Ko-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0075"n="75"/><divn="2"><head>Der Palast des Erhaltungssenats,<lb/>
vormals Palais Luxembourg.</head><lb/><p>Der Garten dieses Palastes giebt dem der Tuilerien<lb/>
wohl wenig nach (besonders seitdem er ansehnlich ver-<lb/>
groͤßert worden) und prangt gleichfalls mit herrlichen<lb/>
Statuͤen. — Der Saal, durch welchen man zu der Gal-<lb/>
lerie gelangt, ist ganz mit den bekannten trefflichen Ab-<lb/>
bildungen aller franzoͤsischen Haͤfen von <hirendition="#g">Vernerit</hi> be-<lb/>
haͤngt, welche vormals (wie Reichardt im Guide des<lb/>
Voyageurs sagt) im Hotel der Marine gefunden wur-<lb/>
den, in welchem Hotel jetzt aber gar nichts Sehenswuͤr-<lb/>
diges mehr befindlich ist.</p><lb/><p>Die Gallerie selbst ist nach <hirendition="#g">Rubens</hi> genannt, weil<lb/>
sie zu beiden Seiten fast ganz mit den großen Gemaͤlden<lb/>
von Rubens angefuͤllt ist, welche die Lebensgeschichte der<lb/><hirendition="#g">Maria von Medicis</hi> fortlaufend darstellen. Jch<lb/>
muß abermals aufrichtig bekennen, daß ich diesen Bil-<lb/>
dern keinen Geschmack abgewinnen kann. Jch finde da-<lb/>
rinn eine Zusammensetzung von Jdeen, die dichterisch seyn<lb/><hirendition="#g">sollen,</hi> und von Allegorien, die sinnreich seyn <hirendition="#g">sollen,</hi><lb/>
gewoͤhnlich aber laͤcherlich ausfallen. Bei Mariens Ge-<lb/>
burt uͤbergiebt die alte Goͤtterhebamme <hirendition="#g">Lucina</hi> das<lb/>
Kind einem <hirendition="#g">Loͤwen,</hi> der die Stadt <hirendition="#g">Florenz</hi> repraͤsen-<lb/>
tirt. Bei ihrer Erziehung spielt ihr <hirendition="#g">Apoll</hi> ein Stuͤckchen<lb/>
auf der <hirendition="#g">Baßgeige</hi> vor. Bei ihrer Verheirathung traͤgt<lb/><hirendition="#g">Hymen</hi> ihr die <hirendition="#g">Schleppe,</hi> und ein <hirendition="#g">Hund</hi> ist gegen-<lb/>
waͤrtig, vielleicht als Sinnbild der Treue. Bei ihrer<lb/>
Ausschiffung zu <hirendition="#g">Marseille</hi> verrenken sich die <hirendition="#g">Syrenen</hi> fast die Ribben, um das Schiff fest zu halten, und ein<lb/><hirendition="#g">Triton</hi> blaͤst fuͤrchterlich auf einer Muschel. Jn Lyon<lb/>
wird die Vermaͤhlung vollzogen, da erscheint sie im Ko-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[75/0075]
Der Palast des Erhaltungssenats,
vormals Palais Luxembourg.
Der Garten dieses Palastes giebt dem der Tuilerien
wohl wenig nach (besonders seitdem er ansehnlich ver-
groͤßert worden) und prangt gleichfalls mit herrlichen
Statuͤen. — Der Saal, durch welchen man zu der Gal-
lerie gelangt, ist ganz mit den bekannten trefflichen Ab-
bildungen aller franzoͤsischen Haͤfen von Vernerit be-
haͤngt, welche vormals (wie Reichardt im Guide des
Voyageurs sagt) im Hotel der Marine gefunden wur-
den, in welchem Hotel jetzt aber gar nichts Sehenswuͤr-
diges mehr befindlich ist.
Die Gallerie selbst ist nach Rubens genannt, weil
sie zu beiden Seiten fast ganz mit den großen Gemaͤlden
von Rubens angefuͤllt ist, welche die Lebensgeschichte der
Maria von Medicis fortlaufend darstellen. Jch
muß abermals aufrichtig bekennen, daß ich diesen Bil-
dern keinen Geschmack abgewinnen kann. Jch finde da-
rinn eine Zusammensetzung von Jdeen, die dichterisch seyn
sollen, und von Allegorien, die sinnreich seyn sollen,
gewoͤhnlich aber laͤcherlich ausfallen. Bei Mariens Ge-
burt uͤbergiebt die alte Goͤtterhebamme Lucina das
Kind einem Loͤwen, der die Stadt Florenz repraͤsen-
tirt. Bei ihrer Erziehung spielt ihr Apoll ein Stuͤckchen
auf der Baßgeige vor. Bei ihrer Verheirathung traͤgt
Hymen ihr die Schleppe, und ein Hund ist gegen-
waͤrtig, vielleicht als Sinnbild der Treue. Bei ihrer
Ausschiffung zu Marseille verrenken sich die Syrenen fast die Ribben, um das Schiff fest zu halten, und ein
Triton blaͤst fuͤrchterlich auf einer Muschel. Jn Lyon
wird die Vermaͤhlung vollzogen, da erscheint sie im Ko-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/75>, abgerufen am 31.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.