Eine große, vortreffliche Sammlung von Maschinen und Modellen
sollte kein lernbegieriger Fremder unbesucht lassen. Sie ist in mehrern ungeheuern Sälen aufgestellt, und man findet hier alle Maschinen und Geräthschaften modellirt, die zur Landwirthschaft oder häuslichen Oekonomie gehö- ren, Pflüge, Windmühlen, Feuerspritzen, Bienenkörbe, Spinnmaschinen, Kochöfen, Brunnen, Wagen, u. s. w. Diese treffliche Anstalt, die noch nicht ganz in Ordnung ist, und noch ansehnlich vermehrt werden soll, wird zu meinem Erstaunen wenig besucht, und es kostete mich viele Mühe, sie auszufragen.
Das Panstereorama.
Hier sieht man in zwei Sälen, Paris, Lyon und London, en relief schön gearbeitet. Bei den ersten bei- den Städten sind sogar die Ungleichheiten des Terrains beobachtet, und diese artige Kunst gewährt allerdings eine sehr lebhafte Vorstellung des gewählten Gegenstandes. Mehrere Panorama's übergehe ich, als bekannt, mit Stillschweigen.
Das Kupferstich-Kabinet.
welches mit der Nationalbibliothek vereinigt ist, gehört auch noch unter die vorzüglichsten Merkwürdigkeiten. Es ist eine ungeheure Sammlung, die vielleicht nahe an eine Million Kupferstiche enthalten mag. Sie ist dabei vortrefflich klasifizirt, und ein schöner offen da liegender Katalog gewährt den Vortheil, sie nach Wunsch benu- tzen zu können. Auch geschieht das sehr häufig, denn man findet beständig beide Seiten einer langen Tafel
Eine große, vortreffliche Sammlung von Maschinen und Modellen
sollte kein lernbegieriger Fremder unbesucht lassen. Sie ist in mehrern ungeheuern Saͤlen aufgestellt, und man findet hier alle Maschinen und Geraͤthschaften modellirt, die zur Landwirthschaft oder haͤuslichen Oekonomie gehoͤ- ren, Pfluͤge, Windmuͤhlen, Feuerspritzen, Bienenkoͤrbe, Spinnmaschinen, Kochoͤfen, Brunnen, Wagen, u. s. w. Diese treffliche Anstalt, die noch nicht ganz in Ordnung ist, und noch ansehnlich vermehrt werden soll, wird zu meinem Erstaunen wenig besucht, und es kostete mich viele Muͤhe, sie auszufragen.
Das Panstereorama.
Hier sieht man in zwei Saͤlen, Paris, Lyon und London, en relief schoͤn gearbeitet. Bei den ersten bei- den Staͤdten sind sogar die Ungleichheiten des Terrains beobachtet, und diese artige Kunst gewaͤhrt allerdings eine sehr lebhafte Vorstellung des gewaͤhlten Gegenstandes. Mehrere Panorama's uͤbergehe ich, als bekannt, mit Stillschweigen.
Das Kupferstich-Kabinet.
welches mit der Nationalbibliothek vereinigt ist, gehoͤrt auch noch unter die vorzuͤglichsten Merkwuͤrdigkeiten. Es ist eine ungeheure Sammlung, die vielleicht nahe an eine Million Kupferstiche enthalten mag. Sie ist dabei vortrefflich klasifizirt, und ein schoͤner offen da liegender Katalog gewaͤhrt den Vortheil, sie nach Wunsch benu- tzen zu koͤnnen. Auch geschieht das sehr haͤufig, denn man findet bestaͤndig beide Seiten einer langen Tafel
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Eine große, vortreffliche Sammlung
von Maschinen und Modellen
sollte kein lernbegieriger Fremder unbesucht lassen. Sie
ist in mehrern ungeheuern Saͤlen aufgestellt, und man
findet hier alle Maschinen und Geraͤthschaften modellirt,
die zur Landwirthschaft oder haͤuslichen Oekonomie gehoͤ-
ren, Pfluͤge, Windmuͤhlen, Feuerspritzen, Bienenkoͤrbe,
Spinnmaschinen, Kochoͤfen, Brunnen, Wagen, u. s. w.
Diese treffliche Anstalt, die noch nicht ganz in Ordnung
ist, und noch ansehnlich vermehrt werden soll, wird zu
meinem Erstaunen wenig besucht, und es kostete mich
viele Muͤhe, sie auszufragen.
Das Panstereorama.
Hier sieht man in zwei Saͤlen, Paris, Lyon und
London, en relief schoͤn gearbeitet. Bei den ersten bei-
den Staͤdten sind sogar die Ungleichheiten des Terrains
beobachtet, und diese artige Kunst gewaͤhrt allerdings eine
sehr lebhafte Vorstellung des gewaͤhlten Gegenstandes.
Mehrere Panorama's uͤbergehe ich, als bekannt,
mit Stillschweigen.
Das Kupferstich-Kabinet.
welches mit der Nationalbibliothek vereinigt ist, gehoͤrt
auch noch unter die vorzuͤglichsten Merkwuͤrdigkeiten.
Es ist eine ungeheure Sammlung, die vielleicht nahe an
eine Million Kupferstiche enthalten mag. Sie ist dabei
vortrefflich klasifizirt, und ein schoͤner offen da liegender
Katalog gewaͤhrt den Vortheil, sie nach Wunsch benu-
tzen zu koͤnnen. Auch geschieht das sehr haͤufig, denn
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/69>, abgerufen am 31.07.2024.
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