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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.

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Es giebt noch mehrere dergleichen Einrichtungen in
Paris, die bald mehr bald minder vorzüglich sind, und
man muß doch in der That bekennen, daß kein Ort in
der Welt, London nicht ausgenommen, so viele Geistes-
nahrung um so wohlfeile Preise darbietet. -- Die Aca-
demie de legislation, und besonders das College de
France, verdienen hier gleichfalls erwähnt zu werden.
Wenn aber in dem letztern eine Vorlesung Delille von an-
gekündigt worden ist, so rathe ich einem Jeden, sich
14 Tage vorher mit einem Einlaßbillet zu versehen, denn
drei Tage vorher ist keines mehr zu haben.

Die Bibliothek des Arsenals

enthält in vielen, eben nicht großen Sälen und Zimmern
135000 sehr wohl geordnete und kondizionirte Bände.
Drei Zimmer sind voll Manuskripte, wovon freilich wohl
die wichtigsten schon benutzt worden, doch aber noch
manche interessante Nachlese zu halten wäre. Sie soll,
wie es heißt, nach dem Palais Luxembourg transpor-
tirt werden, denn der Erhaltungssenat will doch auch
seine eigene Bibliothek haben. Da, wo sie jetzt ist, ent-
hält sie noch eine besondere, nicht zu transportirende
Merkwürdigkeit, nämlich ein Zimmer und ein Kabinet,
welche Süly bewohnte, beyde getäfelt, und im alten
Geschmack reich vergoldet. Ueber dem Kamin befindet
sich noch ein eingesetzter Spiegel, von den ersten, die
aus Venedig gebracht worden, der damals sehr kostbar
seyn mogte, heutzutage aber für eine Kammerjungfer zu
klein wäre. Man erkennt sein Alterthum an den geschlif-
fenen Seiten. Vor diesem Kamin mag Sülly oft mit
Heinrich JV. gesessen haben. -- Rings umher sind
die Bilder starker und tapferer Frauen aus alten und

Es giebt noch mehrere dergleichen Einrichtungen in
Paris, die bald mehr bald minder vorzuͤglich sind, und
man muß doch in der That bekennen, daß kein Ort in
der Welt, London nicht ausgenommen, so viele Geistes-
nahrung um so wohlfeile Preise darbietet. — Die Aca-
démie de legislation, und besonders das Collège de
France, verdienen hier gleichfalls erwaͤhnt zu werden.
Wenn aber in dem letztern eine Vorlesung Delille von an-
gekuͤndigt worden ist, so rathe ich einem Jeden, sich
14 Tage vorher mit einem Einlaßbillet zu versehen, denn
drei Tage vorher ist keines mehr zu haben.

Die Bibliothek des Arsenals

enthaͤlt in vielen, eben nicht großen Saͤlen und Zimmern
135000 sehr wohl geordnete und kondizionirte Baͤnde.
Drei Zimmer sind voll Manuskripte, wovon freilich wohl
die wichtigsten schon benutzt worden, doch aber noch
manche interessante Nachlese zu halten waͤre. Sie soll,
wie es heißt, nach dem Palais Luxembourg transpor-
tirt werden, denn der Erhaltungssenat will doch auch
seine eigene Bibliothek haben. Da, wo sie jetzt ist, ent-
haͤlt sie noch eine besondere, nicht zu transportirende
Merkwuͤrdigkeit, naͤmlich ein Zimmer und ein Kabinet,
welche Suͤly bewohnte, beyde getaͤfelt, und im alten
Geschmack reich vergoldet. Ueber dem Kamin befindet
sich noch ein eingesetzter Spiegel, von den ersten, die
aus Venedig gebracht worden, der damals sehr kostbar
seyn mogte, heutzutage aber fuͤr eine Kammerjungfer zu
klein waͤre. Man erkennt sein Alterthum an den geschlif-
fenen Seiten. Vor diesem Kamin mag Suͤlly oft mit
Heinrich JV. gesessen haben. — Rings umher sind
die Bilder starker und tapferer Frauen aus alten und

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[67/0067] Es giebt noch mehrere dergleichen Einrichtungen in Paris, die bald mehr bald minder vorzuͤglich sind, und man muß doch in der That bekennen, daß kein Ort in der Welt, London nicht ausgenommen, so viele Geistes- nahrung um so wohlfeile Preise darbietet. — Die Aca- démie de legislation, und besonders das Collège de France, verdienen hier gleichfalls erwaͤhnt zu werden. Wenn aber in dem letztern eine Vorlesung Delille von an- gekuͤndigt worden ist, so rathe ich einem Jeden, sich 14 Tage vorher mit einem Einlaßbillet zu versehen, denn drei Tage vorher ist keines mehr zu haben. Die Bibliothek des Arsenals enthaͤlt in vielen, eben nicht großen Saͤlen und Zimmern 135000 sehr wohl geordnete und kondizionirte Baͤnde. Drei Zimmer sind voll Manuskripte, wovon freilich wohl die wichtigsten schon benutzt worden, doch aber noch manche interessante Nachlese zu halten waͤre. Sie soll, wie es heißt, nach dem Palais Luxembourg transpor- tirt werden, denn der Erhaltungssenat will doch auch seine eigene Bibliothek haben. Da, wo sie jetzt ist, ent- haͤlt sie noch eine besondere, nicht zu transportirende Merkwuͤrdigkeit, naͤmlich ein Zimmer und ein Kabinet, welche Suͤly bewohnte, beyde getaͤfelt, und im alten Geschmack reich vergoldet. Ueber dem Kamin befindet sich noch ein eingesetzter Spiegel, von den ersten, die aus Venedig gebracht worden, der damals sehr kostbar seyn mogte, heutzutage aber fuͤr eine Kammerjungfer zu klein waͤre. Man erkennt sein Alterthum an den geschlif- fenen Seiten. Vor diesem Kamin mag Suͤlly oft mit Heinrich JV. gesessen haben. — Rings umher sind die Bilder starker und tapferer Frauen aus alten und

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/67>, abgerufen am 26.11.2024.