ger Spaziergänger, dem der große Garten dennoch nicht groß genug seyn sollte, kann, zwischen den herrlichen Pferdegruppen hinaus wandelnd, sich sogleich in die an- gränzenden elisäischen Felder begeben.
Tapetenfabrik der Gobelins.
Der herumführende Cicerone zeigt gewissenhaft den An- fang und die Fortschritte dieser Kunst; man begreift aber dennoch Wenig davon. Weberstühle hat Jedermann gese- hen, und diesen gleicht auch hier der Mechanismus; wie es aber zugehe, daß diese einzelnen Fäden so herrliche Gemälde hervorbringen, das bleibt, Trotz aller Erklä- rung, des Anstaunens würdig. -- Es waren da schöne historische Gemälde in der Arbeit, unter andern eine Jphigenia, wie sie den Orest erkennt, ein ausge- zeichnet schönes Bild. -- Von dem eigentlichen Ko- stum der Jphigenia muß man wohl keine Spur mehr haben: denn so oft ich es noch, nach der Angabe von Kunstverständigen, gesehen, in Berlin, Weimar, Paris, u. s. w. so oft finde ich es ganz verschieden. Auf dem Gemälde, vom welchem die Rede ist, ist ihr Gewand ganz weiß, sie trägt eine weiße Stirnbinde, und eine Art von Ordensband, mit Sternen und halben Monden besäet.
Die Gallerie der fertigen, zahlreichen Stücke wird Kenner und Nichtkenner befriedigen. Die Entführung der Orythia durch Boreas, und dann der Präsident Mole, unter den Frondeurs, zeichnen sich besonders aus. Alle werden jedoch durch den Mord des Ad- miral Coligny übertroffen. Die dahin gehörige Stelle aus der Henriade ist auf eine Tafel geschrieben und daneben aufgehängt. Die Figur des Admirals ist
ger Spaziergaͤnger, dem der große Garten dennoch nicht groß genug seyn sollte, kann, zwischen den herrlichen Pferdegruppen hinaus wandelnd, sich sogleich in die an- graͤnzenden elisaͤischen Felder begeben.
Tapetenfabrik der Gobelins.
Der herumfuͤhrende Cicerone zeigt gewissenhaft den An- fang und die Fortschritte dieser Kunst; man begreift aber dennoch Wenig davon. Weberstuͤhle hat Jedermann gese- hen, und diesen gleicht auch hier der Mechanismus; wie es aber zugehe, daß diese einzelnen Faͤden so herrliche Gemaͤlde hervorbringen, das bleibt, Trotz aller Erklaͤ- rung, des Anstaunens wuͤrdig. — Es waren da schoͤne historische Gemaͤlde in der Arbeit, unter andern eine Jphigenia, wie sie den Orest erkennt, ein ausge- zeichnet schoͤnes Bild. — Von dem eigentlichen Ko- stum der Jphigenia muß man wohl keine Spur mehr haben: denn so oft ich es noch, nach der Angabe von Kunstverstaͤndigen, gesehen, in Berlin, Weimar, Paris, u. s. w. so oft finde ich es ganz verschieden. Auf dem Gemaͤlde, vom welchem die Rede ist, ist ihr Gewand ganz weiß, sie traͤgt eine weiße Stirnbinde, und eine Art von Ordensband, mit Sternen und halben Monden besaͤet.
Die Gallerie der fertigen, zahlreichen Stuͤcke wird Kenner und Nichtkenner befriedigen. Die Entfuͤhrung der Orythia durch Boreas, und dann der Praͤsident Molé, unter den Frondeurs, zeichnen sich besonders aus. Alle werden jedoch durch den Mord des Ad- miral Coligny uͤbertroffen. Die dahin gehoͤrige Stelle aus der Henriade ist auf eine Tafel geschrieben und daneben aufgehaͤngt. Die Figur des Admirals ist
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ger Spaziergaͤnger, dem der große Garten dennoch nicht
groß genug seyn sollte, kann, zwischen den herrlichen
Pferdegruppen hinaus wandelnd, sich sogleich in die an-
graͤnzenden elisaͤischen Felder begeben.
Tapetenfabrik der Gobelins.
Der herumfuͤhrende Cicerone zeigt gewissenhaft den An-
fang und die Fortschritte dieser Kunst; man begreift aber
dennoch Wenig davon. Weberstuͤhle hat Jedermann gese-
hen, und diesen gleicht auch hier der Mechanismus; wie
es aber zugehe, daß diese einzelnen Faͤden so herrliche
Gemaͤlde hervorbringen, das bleibt, Trotz aller Erklaͤ-
rung, des Anstaunens wuͤrdig. — Es waren da schoͤne
historische Gemaͤlde in der Arbeit, unter andern eine
Jphigenia, wie sie den Orest erkennt, ein ausge-
zeichnet schoͤnes Bild. — Von dem eigentlichen Ko-
stum der Jphigenia muß man wohl keine Spur mehr
haben: denn so oft ich es noch, nach der Angabe von
Kunstverstaͤndigen, gesehen, in Berlin, Weimar, Paris,
u. s. w. so oft finde ich es ganz verschieden. Auf dem
Gemaͤlde, vom welchem die Rede ist, ist ihr Gewand
ganz weiß, sie traͤgt eine weiße Stirnbinde, und eine
Art von Ordensband, mit Sternen und halben Monden
besaͤet.
Die Gallerie der fertigen, zahlreichen Stuͤcke wird
Kenner und Nichtkenner befriedigen. Die Entfuͤhrung
der Orythia durch Boreas, und dann der Praͤsident
Molé, unter den Frondeurs, zeichnen sich besonders
aus. Alle werden jedoch durch den Mord des Ad-
miral Coligny uͤbertroffen. Die dahin gehoͤrige
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/50>, abgerufen am 31.07.2024.
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