Die Schülerinn. Bin ich schon weit im Rechnen, Herr Lehrer?
Rechenmeister. Gewiß, meine Schöne, schon an der 9.
Endlich auch noch ein Beweis, wie gut der Mann von Allem unterrichtet ist, was, die deutsche Sprache betreffend, in seinem Vaterlande vorgeht.
Friedrich der Zweite, sagt er, sey bis zum sieben- jährigen Kriege ein Feind der deutschen Sprache gewesen, dann aber habe er Gellerts Schriften alle gele- sen, und ihm versprochen, gleich nach dem Kriege in seinen Staaten alles Mögliche für die hochdeutsche Sprache zu thun. Er habe auch Wort gehalten, und seitdem blühe das Hochdeutsche in den preußischen Staaten. Aus dieser Liebe endlich, für das Deutsche, habe Friedrich darauf bestanden, daß der Teschner Friedensschluß deutsch geschrieben werde. -- Das Lateinische werde jetzt nur noch von Quacksalbern gebraucht.
Natürlich konnte ein solches dem Unsinn geweihte Blatt sich keine lange Dauer versprechen; es ist aber seitdem, durch einen andern Redakteur besser ausgestat- tet, aus dem Dunkel wieder ans Licht getreten.
Hier auch ein Proͤbchen seines Witzes.
Die Schuͤlerinn und der Rechenmeister.
Die Schuͤlerinn. Bin ich schon weit im Rechnen, Herr Lehrer?
Rechenmeister. Gewiß, meine Schoͤne, schon an der 9.
Endlich auch noch ein Beweis, wie gut der Mann von Allem unterrichtet ist, was, die deutsche Sprache betreffend, in seinem Vaterlande vorgeht.
Friedrich der Zweite, sagt er, sey bis zum sieben- jaͤhrigen Kriege ein Feind der deutschen Sprache gewesen, dann aber habe er Gellerts Schriften alle gele- sen, und ihm versprochen, gleich nach dem Kriege in seinen Staaten alles Moͤgliche fuͤr die hochdeutsche Sprache zu thun. Er habe auch Wort gehalten, und seitdem bluͤhe das Hochdeutsche in den preußischen Staaten. Aus dieser Liebe endlich, fuͤr das Deutsche, habe Friedrich darauf bestanden, daß der Teschner Friedensschluß deutsch geschrieben werde. — Das Lateinische werde jetzt nur noch von Quacksalbern gebraucht.
Natuͤrlich konnte ein solches dem Unsinn geweihte Blatt sich keine lange Dauer versprechen; es ist aber seitdem, durch einen andern Redakteur besser ausgestat- tet, aus dem Dunkel wieder ans Licht getreten.
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[22/0022]
Hier auch ein Proͤbchen seines Witzes.
Die Schuͤlerinn und der Rechenmeister.
Die Schuͤlerinn. Bin ich schon weit im Rechnen,
Herr Lehrer?
Rechenmeister. Gewiß, meine Schoͤne, schon an
der 9.
Endlich auch noch ein Beweis, wie gut der Mann
von Allem unterrichtet ist, was, die deutsche Sprache
betreffend, in seinem Vaterlande vorgeht.
Friedrich der Zweite, sagt er, sey bis zum sieben-
jaͤhrigen Kriege ein Feind der deutschen Sprache gewesen,
dann aber habe er Gellerts Schriften alle gele-
sen, und ihm versprochen, gleich nach dem Kriege in
seinen Staaten alles Moͤgliche fuͤr die hochdeutsche
Sprache zu thun. Er habe auch Wort gehalten, und
seitdem bluͤhe das Hochdeutsche in den preußischen
Staaten. Aus dieser Liebe endlich, fuͤr das Deutsche,
habe Friedrich darauf bestanden, daß der Teschner
Friedensschluß deutsch geschrieben werde. —
Das Lateinische werde jetzt nur noch von Quacksalbern
gebraucht.
Natuͤrlich konnte ein solches dem Unsinn geweihte
Blatt sich keine lange Dauer versprechen; es ist aber
seitdem, durch einen andern Redakteur besser ausgestat-
tet, aus dem Dunkel wieder ans Licht getreten.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/22>, abgerufen am 31.07.2024.
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