der Korrespondenz des Propylee. Endlich konnte man monatlich zwei literarischen Sitzungen und zwei Konzerten beiwohnen, das letztere, um die Musik aller Völker des Erdbodens, das erstere, um den Zustand der Litteratur und Künste in ganz Europa kennen zu lernen. Mit 12 Franken monatlich (zwei Laubthalern) konnte man auf alle diese Herrlichkeiten sich, wie man Lust hatte, als Zögling, Pensionair oder Amateur, abonniren, für die Hälfte Mehr auch Damen hinführen, um die jährlichen Preise von goldenen Medaillen konkurriren u. s. w. Der Minister des Jnnern hatte dem Erfinder dieser Anstalt einen aufmunternden Brief geschrieben, und es wäre al- lerdings zu wünschen, daß seine Propyläen besser ge- deihen möchten, als die zu Makulatur gewordenen teut- schen. --
Schwangere Frauenzimmer, die Lust haben, unbe- merkt niederzukommen, finden dazu verschiedene Gelegen- heiten, bei Aerzten und Chirurgen, die sehr häufig ihre Wohnungen, sammt allen Bequemlichkeiten, die ach- tungsvollste Behandlung, und ihre eigene Frauen als Hebammen anbiethen. --
Lernen kann man in Paris Alles, Jurisprudenz aus- üben, und Liederchen zu einem Vaudeville drechseln, chemische Experimente und künstliche Blumen machen. Das letztere wird in wenigen Stunden zu lehren verspro- chen. Auch die unschätzbare Kunst, eine Sprache zu reden und zu schreiben, die Jedermann in alleu Ländern versteht und liest, (pasigraphie und pasilalie) kann man bei einem gewißen St. Demaimieux für 12 Franken in ein paar Stunden erwerben. Diese Uni- versalschrift hat nicht mehr als 12 Buchstaben und
der Korrespondenz des Propylée. Endlich konnte man monatlich zwei literarischen Sitzungen und zwei Konzerten beiwohnen, das letztere, um die Musik aller Voͤlker des Erdbodens, das erstere, um den Zustand der Litteratur und Kuͤnste in ganz Europa kennen zu lernen. Mit 12 Franken monatlich (zwei Laubthalern) konnte man auf alle diese Herrlichkeiten sich, wie man Lust hatte, als Zoͤgling, Pensionair oder Amateur, abonniren, fuͤr die Haͤlfte Mehr auch Damen hinfuͤhren, um die jaͤhrlichen Preise von goldenen Medaillen konkurriren u. s. w. Der Minister des Jnnern hatte dem Erfinder dieser Anstalt einen aufmunternden Brief geschrieben, und es waͤre al- lerdings zu wuͤnschen, daß seine Propylaͤen besser ge- deihen moͤchten, als die zu Makulatur gewordenen teut- schen. —
Schwangere Frauenzimmer, die Lust haben, unbe- merkt niederzukommen, finden dazu verschiedene Gelegen- heiten, bei Aerzten und Chirurgen, die sehr haͤufig ihre Wohnungen, sammt allen Bequemlichkeiten, die ach- tungsvollste Behandlung, und ihre eigene Frauen als Hebammen anbiethen. —
Lernen kann man in Paris Alles, Jurisprudenz aus- uͤben, und Liederchen zu einem Vaudeville drechseln, chemische Experimente und kuͤnstliche Blumen machen. Das letztere wird in wenigen Stunden zu lehren verspro- chen. Auch die unschaͤtzbare Kunst, eine Sprache zu reden und zu schreiben, die Jedermann in alleu Laͤndern versteht und liest, (pasigraphie und pasilalie) kann man bei einem gewißen St. Demaimieux fuͤr 12 Franken in ein paar Stunden erwerben. Diese Uni- versalschrift hat nicht mehr als 12 Buchstaben und
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der Korrespondenz des Propylée. Endlich konnte man
monatlich zwei literarischen Sitzungen und zwei Konzerten
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Erdbodens, das erstere, um den Zustand der Litteratur
und Kuͤnste in ganz Europa kennen zu lernen. Mit 12
Franken monatlich (zwei Laubthalern) konnte man auf
alle diese Herrlichkeiten sich, wie man Lust hatte, als
Zoͤgling, Pensionair oder Amateur, abonniren, fuͤr die
Haͤlfte Mehr auch Damen hinfuͤhren, um die jaͤhrlichen
Preise von goldenen Medaillen konkurriren u. s. w. Der
Minister des Jnnern hatte dem Erfinder dieser Anstalt
einen aufmunternden Brief geschrieben, und es waͤre al-
lerdings zu wuͤnschen, daß seine Propylaͤen besser ge-
deihen moͤchten, als die zu Makulatur gewordenen teut-
schen. —
Schwangere Frauenzimmer, die Lust haben, unbe-
merkt niederzukommen, finden dazu verschiedene Gelegen-
heiten, bei Aerzten und Chirurgen, die sehr haͤufig ihre
Wohnungen, sammt allen Bequemlichkeiten, die ach-
tungsvollste Behandlung, und ihre eigene Frauen als
Hebammen anbiethen. —
Lernen kann man in Paris Alles, Jurisprudenz aus-
uͤben, und Liederchen zu einem Vaudeville drechseln,
chemische Experimente und kuͤnstliche Blumen machen.
Das letztere wird in wenigen Stunden zu lehren verspro-
chen. Auch die unschaͤtzbare Kunst, eine Sprache zu
reden und zu schreiben, die Jedermann in alleu
Laͤndern versteht und liest, (pasigraphie und pasilalie)
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/191>, abgerufen am 16.02.2025.
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