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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.

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gen. Viele Kinder können die Milch ihrer Mütter nicht
vertragen, und befinden sich besser bei einer Amme. --
Die zartnervigen Damen sind schlechte Ammen. -- Die
Landluft bekommt den Kindern besser. -- Die Mütter
verzärteln sie zu sehr. -- Die Natur verlangt zwar das
Selbststillen, aber wir haben nun einmal einen Grad der
Zivilisation erreicht, der das Selbststillen verbiethet, wie
so manches Andere, was die Natur verlangt. -- Wer
könnte solchen Gründen widerstehen? --

Eine Menge nachahmungswerther Einrichtungen ha-
be ich bereits beschrieben; und wie viele, die ich nicht
beschrieben habe, giebt es nicht noch. Da ist ein sejour
conservatoir de sante (Gesundheitsaufenthalt) wo bei-
de Geschlechter auf Monate, Jahre, oder Lebenszeit sich
einmiethen können, entweder um der Gesundheit zu pfle-
gen, oder aus Oekonomie, oder aus Geselligkeit, oder
um sich alle häusliche Sorgen zu ersparen. Fremde von
jedem Range, die sich etwa wollen operiren lassen, oder
die in Gasthöfen krank werden, auch Kindbetterinnen;
kurz Alle, die, entfernt von ihren Familien, Mangel an
Pflege leiden, finden hier Platz. Da giebt es auch Bä-
der, Duschen, mineralische Wässer, Bequemlichkeit, gute
Gesellschaft. Natürlich sind die Preise sehr verschieden. --

Man findet von Paris aus täglich Gelegenheit in
die ganze Welt zu reisen, und fast immer wohlfeil, be-
quem und schnell. Ein viersitziger Wagen, in Federn hän-
gend, geht nach Lyon in 4 Tagen; nach Marseille, Gent,
Grenoble oder Chambery, in 5 1/2, nach Turin in 9, Mai-
land in 11 Tagen u. s. w. Dabei liegt man noch jede
Nacht stille, und schläft ordentlich aus. --

gen. Viele Kinder koͤnnen die Milch ihrer Muͤtter nicht
vertragen, und befinden sich besser bei einer Amme. —
Die zartnervigen Damen sind schlechte Ammen. — Die
Landluft bekommt den Kindern besser. — Die Muͤtter
verzaͤrteln sie zu sehr. — Die Natur verlangt zwar das
Selbststillen, aber wir haben nun einmal einen Grad der
Zivilisation erreicht, der das Selbststillen verbiethet, wie
so manches Andere, was die Natur verlangt. — Wer
koͤnnte solchen Gruͤnden widerstehen? —

Eine Menge nachahmungswerther Einrichtungen ha-
be ich bereits beschrieben; und wie viele, die ich nicht
beschrieben habe, giebt es nicht noch. Da ist ein sejour
conservatoir de santé (Gesundheitsaufenthalt) wo bei-
de Geschlechter auf Monate, Jahre, oder Lebenszeit sich
einmiethen koͤnnen, entweder um der Gesundheit zu pfle-
gen, oder aus Oekonomie, oder aus Geselligkeit, oder
um sich alle haͤusliche Sorgen zu ersparen. Fremde von
jedem Range, die sich etwa wollen operiren lassen, oder
die in Gasthoͤfen krank werden, auch Kindbetterinnen;
kurz Alle, die, entfernt von ihren Familien, Mangel an
Pflege leiden, finden hier Platz. Da giebt es auch Baͤ-
der, Duschen, mineralische Waͤsser, Bequemlichkeit, gute
Gesellschaft. Natuͤrlich sind die Preise sehr verschieden. —

Man findet von Paris aus taͤglich Gelegenheit in
die ganze Welt zu reisen, und fast immer wohlfeil, be-
quem und schnell. Ein viersitziger Wagen, in Federn haͤn-
gend, geht nach Lyon in 4 Tagen; nach Marseille, Gent,
Grenoble oder Chambery, in 5 1/2, nach Turin in 9, Mai-
land in 11 Tagen u. s. w. Dabei liegt man noch jede
Nacht stille, und schlaͤft ordentlich aus. —

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[189/0189] gen. Viele Kinder koͤnnen die Milch ihrer Muͤtter nicht vertragen, und befinden sich besser bei einer Amme. — Die zartnervigen Damen sind schlechte Ammen. — Die Landluft bekommt den Kindern besser. — Die Muͤtter verzaͤrteln sie zu sehr. — Die Natur verlangt zwar das Selbststillen, aber wir haben nun einmal einen Grad der Zivilisation erreicht, der das Selbststillen verbiethet, wie so manches Andere, was die Natur verlangt. — Wer koͤnnte solchen Gruͤnden widerstehen? — Eine Menge nachahmungswerther Einrichtungen ha- be ich bereits beschrieben; und wie viele, die ich nicht beschrieben habe, giebt es nicht noch. Da ist ein sejour conservatoir de santé (Gesundheitsaufenthalt) wo bei- de Geschlechter auf Monate, Jahre, oder Lebenszeit sich einmiethen koͤnnen, entweder um der Gesundheit zu pfle- gen, oder aus Oekonomie, oder aus Geselligkeit, oder um sich alle haͤusliche Sorgen zu ersparen. Fremde von jedem Range, die sich etwa wollen operiren lassen, oder die in Gasthoͤfen krank werden, auch Kindbetterinnen; kurz Alle, die, entfernt von ihren Familien, Mangel an Pflege leiden, finden hier Platz. Da giebt es auch Baͤ- der, Duschen, mineralische Waͤsser, Bequemlichkeit, gute Gesellschaft. Natuͤrlich sind die Preise sehr verschieden. — Man findet von Paris aus taͤglich Gelegenheit in die ganze Welt zu reisen, und fast immer wohlfeil, be- quem und schnell. Ein viersitziger Wagen, in Federn haͤn- gend, geht nach Lyon in 4 Tagen; nach Marseille, Gent, Grenoble oder Chambery, in 5 1/2, nach Turin in 9, Mai- land in 11 Tagen u. s. w. Dabei liegt man noch jede Nacht stille, und schlaͤft ordentlich aus. —

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/189>, abgerufen am 24.11.2024.