Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.ziehen, so sehr ich auch gewünscht hätte, wenigstens auf Das Boulogner-Holz, (bois de Boulogne) ziehen, so sehr ich auch gewuͤnscht haͤtte, wenigstens auf Das Boulogner-Holz, (bois de Boulogne) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0184" n="184"/> ziehen, so sehr ich auch gewuͤnscht haͤtte, wenigstens auf<lb/> dem <hi rendition="#g">Platze</hi> zu stehen, wo die Gebeine der Ungluͤcklichen<lb/> und Boͤsewichter unter einander gemischt ruhen. — Eine<lb/> Dame versicherte mich nachher, der Platz sey nicht allein<lb/> noch zu finden, sondern sogar mit <hi rendition="#g">drei Lilien</hi> be-<lb/> pflanzt; allein, der Eigenthuͤmer, der zu sehr uͤberlaufen<lb/> worden, habe aus Furcht sein Gaͤrtchen aller Welt ver-<lb/> schlossen. — Daran hat er Recht gethan.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Boulogner-Holz,</hi> (bois de Boulogne)<lb/> wo die Eisenfresser sich herumschießen, und die Elegants<lb/> ihre Gaͤule und Cabriolets tummeln, ist eigentlich kein<lb/><hi rendition="#g">Holz,</hi> sondern ein <hi rendition="#g">Gestraͤuch,</hi> das durch keine An-<lb/> muth locket. Eine Menge Alleen durchkreuzen sich. Jst<lb/> man einmal darinn, so mag man immer bis zu dem Schloß<lb/> Bagatelle fahren, einst dem Grafen <hi rendition="#g">Artois</hi> gehoͤrig,<lb/> wo man auf einem kleinen Raume die niedlichste Einrich-<lb/> tung finden wird. Auch steht uͤber dem Eingang: Parca<lb/> sed apta. Jetzt hauset ein Traiteur darinn, der sich fuͤr<lb/> den Einlaß 15 Sous, und fuͤr ein Glas schlechten Ma-<lb/> derawein 50 Sous bezahlen laͤßt. Die Aussicht ist rei-<lb/> zend, der Park sehr angenehm, obwohl verwildert. Jn<lb/> einigen Zimmern stehen noch die alten Moͤbeln, die mei-<lb/> sten Zimmer aber sind ausgepluͤndert. Die Eintheilung<lb/> des Hauses ist sehr bemerkenswerth. Schwerlich mag es<lb/> moͤglich seyn, auf einem so beschraͤnkten Platze mehr<lb/> Schoͤnheit und Bequemlichkeit zu vereinigen. — Auf<lb/> dem Ruͤckwege faͤhrt man an einem Schlosse des vorma-<lb/> ligen Koͤnigs, Muette genannt, voruͤber. Hier schlief<lb/> Maria Antoinette die Nacht vor ihrer Vermaͤhlung, und<lb/> sah gewiß die Zukunft nicht im Traume.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [184/0184]
ziehen, so sehr ich auch gewuͤnscht haͤtte, wenigstens auf
dem Platze zu stehen, wo die Gebeine der Ungluͤcklichen
und Boͤsewichter unter einander gemischt ruhen. — Eine
Dame versicherte mich nachher, der Platz sey nicht allein
noch zu finden, sondern sogar mit drei Lilien be-
pflanzt; allein, der Eigenthuͤmer, der zu sehr uͤberlaufen
worden, habe aus Furcht sein Gaͤrtchen aller Welt ver-
schlossen. — Daran hat er Recht gethan.
Das Boulogner-Holz, (bois de Boulogne)
wo die Eisenfresser sich herumschießen, und die Elegants
ihre Gaͤule und Cabriolets tummeln, ist eigentlich kein
Holz, sondern ein Gestraͤuch, das durch keine An-
muth locket. Eine Menge Alleen durchkreuzen sich. Jst
man einmal darinn, so mag man immer bis zu dem Schloß
Bagatelle fahren, einst dem Grafen Artois gehoͤrig,
wo man auf einem kleinen Raume die niedlichste Einrich-
tung finden wird. Auch steht uͤber dem Eingang: Parca
sed apta. Jetzt hauset ein Traiteur darinn, der sich fuͤr
den Einlaß 15 Sous, und fuͤr ein Glas schlechten Ma-
derawein 50 Sous bezahlen laͤßt. Die Aussicht ist rei-
zend, der Park sehr angenehm, obwohl verwildert. Jn
einigen Zimmern stehen noch die alten Moͤbeln, die mei-
sten Zimmer aber sind ausgepluͤndert. Die Eintheilung
des Hauses ist sehr bemerkenswerth. Schwerlich mag es
moͤglich seyn, auf einem so beschraͤnkten Platze mehr
Schoͤnheit und Bequemlichkeit zu vereinigen. — Auf
dem Ruͤckwege faͤhrt man an einem Schlosse des vorma-
ligen Koͤnigs, Muette genannt, voruͤber. Hier schlief
Maria Antoinette die Nacht vor ihrer Vermaͤhlung, und
sah gewiß die Zukunft nicht im Traume.
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