back schnupfen ist wenig mehr Mode, rauchen desto mehr: denn das hat man bei der Armee ge- lernt.
Nachlese zu dem Artikel: Gesellschaften und Vergnügungen. Warum sitzt jene Dame so ängst- lich an ihrer Toilette? warum zittert sie vor dem Gedan- ken, daß der Friseur oder die Putzmacherinn ausbleiben könnten? -- Bloß um sich in ein Gewühl und Getümmel zu werfen, Knikse und Grimassen zu machen, von tau- send kaum den Namen nach gekannten Personen immer das Nämliche sagen zu hören, auf den Fußspitzen ste- hend, einige Tänzer zu bewundern, (die nur durch leich- te Verbeugungen links und rechts auf alle Lobsprüche antworten können), sich einen Augenblick zum Spiele zu setzen, Geld zu verlieren, zu gähnen, das Gedränge zu verwünschen, nach dem Thee zu seufzen, endlich davon zu schleichen, ärgerlich, daß sie nicht genug bemerkt worden, bei Tages Anbruch zu Bette zu gehen, und Mittags zu erwachen, um den nämlichen Kreislauf von Vorne wieder anzufangen.
Jn gewißen Häusern, die gar nicht unter die letzten gerechnet werden, ist ein großer Spieltisch in der Mitte des Salons das unentbehrlichste Hausgeräth. Wenn dieser Tisch wohl garnirt ist, gesellt auch die Frau vom Hause sich dazu, hat die Augen überall und schreit von Zeit zu Zeit: Messieurs! au Chandeliers! denn unter den Leuchter wird für die Karten so Viel abgesetzt, daß das ganze Haus mit all seinem Luxus davon unter- halten werden kann.
Die Quantität der Gäste, nicht ihre Quali- tät, leiht jetzt einem Zirkel Glanz. Man ladet Men-
back schnupfen ist wenig mehr Mode, rauchen desto mehr: denn das hat man bei der Armee ge- lernt.
Nachlese zu dem Artikel: Gesellschaften und Vergnuͤgungen. Warum sitzt jene Dame so aͤngst- lich an ihrer Toilette? warum zittert sie vor dem Gedan- ken, daß der Friseur oder die Putzmacherinn ausbleiben koͤnnten? — Bloß um sich in ein Gewuͤhl und Getuͤmmel zu werfen, Knikse und Grimassen zu machen, von tau- send kaum den Namen nach gekannten Personen immer das Naͤmliche sagen zu hoͤren, auf den Fußspitzen ste- hend, einige Taͤnzer zu bewundern, (die nur durch leich- te Verbeugungen links und rechts auf alle Lobspruͤche antworten koͤnnen), sich einen Augenblick zum Spiele zu setzen, Geld zu verlieren, zu gaͤhnen, das Gedraͤnge zu verwuͤnschen, nach dem Thee zu seufzen, endlich davon zu schleichen, aͤrgerlich, daß sie nicht genug bemerkt worden, bei Tages Anbruch zu Bette zu gehen, und Mittags zu erwachen, um den naͤmlichen Kreislauf von Vorne wieder anzufangen.
Jn gewißen Haͤusern, die gar nicht unter die letzten gerechnet werden, ist ein großer Spieltisch in der Mitte des Salons das unentbehrlichste Hausgeraͤth. Wenn dieser Tisch wohl garnirt ist, gesellt auch die Frau vom Hause sich dazu, hat die Augen uͤberall und schreit von Zeit zu Zeit: Messieurs! au Chandeliers! denn unter den Leuchter wird fuͤr die Karten so Viel abgesetzt, daß das ganze Haus mit all seinem Luxus davon unter- halten werden kann.
Die Quantitaͤt der Gaͤste, nicht ihre Quali- taͤt, leiht jetzt einem Zirkel Glanz. Man ladet Men-
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back schnupfen ist wenig mehr Mode, rauchen desto
mehr: denn das hat man bei der Armee ge-
lernt.
Nachlese zu dem Artikel: Gesellschaften und
Vergnuͤgungen. Warum sitzt jene Dame so aͤngst-
lich an ihrer Toilette? warum zittert sie vor dem Gedan-
ken, daß der Friseur oder die Putzmacherinn ausbleiben
koͤnnten? — Bloß um sich in ein Gewuͤhl und Getuͤmmel
zu werfen, Knikse und Grimassen zu machen, von tau-
send kaum den Namen nach gekannten Personen immer
das Naͤmliche sagen zu hoͤren, auf den Fußspitzen ste-
hend, einige Taͤnzer zu bewundern, (die nur durch leich-
te Verbeugungen links und rechts auf alle Lobspruͤche
antworten koͤnnen), sich einen Augenblick zum Spiele zu
setzen, Geld zu verlieren, zu gaͤhnen, das Gedraͤnge zu
verwuͤnschen, nach dem Thee zu seufzen, endlich davon
zu schleichen, aͤrgerlich, daß sie nicht genug bemerkt
worden, bei Tages Anbruch zu Bette zu gehen, und
Mittags zu erwachen, um den naͤmlichen Kreislauf von
Vorne wieder anzufangen.
Jn gewißen Haͤusern, die gar nicht unter die letzten
gerechnet werden, ist ein großer Spieltisch in der Mitte
des Salons das unentbehrlichste Hausgeraͤth. Wenn
dieser Tisch wohl garnirt ist, gesellt auch die Frau vom
Hause sich dazu, hat die Augen uͤberall und schreit von
Zeit zu Zeit: Messieurs! au Chandeliers! denn unter
den Leuchter wird fuͤr die Karten so Viel abgesetzt,
daß das ganze Haus mit all seinem Luxus davon unter-
halten werden kann.
Die Quantitaͤt der Gaͤste, nicht ihre Quali-
taͤt, leiht jetzt einem Zirkel Glanz. Man ladet Men-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/175>, abgerufen am 16.02.2025.
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