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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.

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irgend ein Mensch um mich bekümmerte; ich nahm Platz
im Wirthshause, ohne daß der Wirth mir meinen Paß
abfragte. Erst am andern Tage brachte ich denselben zu
unserm Gesandten, der mir einen Schein dagegen gab,
damit ich diesen im Polizeibüreau gegen eine Aufent-
haltskarte
(permis de sejour) auswechseln sollte.
Eine solche Karte hat bekanntlich den Vortheil, dem Jn-
haber überall, wo Etwas zu sehen ist, freien Eintritt,
selbst an Tagen zu verschaffen, wo dem übrigen Publi-
kum die Thüren verschlossen bleiben. Außerdem dient
sie noch, bei Allem, was Einem etwa zustoßen könnte,
sich zu legitimiren. Wer aber etwa auf diese beiden Vor-
theile Verzicht leisten, und den Schein seines Gesandten
nicht auswechseln wollte, der könnte es auf seine Gefahr
auch bleiben lassen, ohne daß Jemand darnach fragen
würde. Jndessen wäre das Niemanden zu rathen.

Die Aufenthaltskarte aber kann man nur erhalten,
indem man persönlich auf dem Polizeibüreau erscheint,
und von dieser Bedingung dispensirt weder Rang, noch
Geschlecht, noch Alter: denn auch Damen und Kinder
müssen sich in Person stellen, weil man da, in der Kar-
te, vom Kopfe bis zum Fuße beschrieben wird. Das
geht indessen außerordentlich schnell. Der dieses Geschäfft
verwaltende Sekretär (ein höflicher Mann, und Berli-
ner von Geburt,) überschaut und faßt die ganze Gestalt
mit einem Blicke. Nicht eine halbe Minute hatte er mich
angesehen, so flog seine Feder; meine Größe bestimmte
er auf J Metre und 76 Centimetres, worinn er
vermuthlich irrte: denn meinen Reisegefährten, der of-
fenbar ein wenig größer ist als ich, machte er eben so
schnell um 2 Centimetres kleiner. Dann beschrieb er mit
gleicher Genauigkeit Augen, Haar, Gesichtsform u. s. w.

irgend ein Mensch um mich bekuͤmmerte; ich nahm Platz
im Wirthshause, ohne daß der Wirth mir meinen Paß
abfragte. Erst am andern Tage brachte ich denselben zu
unserm Gesandten, der mir einen Schein dagegen gab,
damit ich diesen im Polizeibuͤreau gegen eine Aufent-
haltskarte
(permis de sejour) auswechseln sollte.
Eine solche Karte hat bekanntlich den Vortheil, dem Jn-
haber uͤberall, wo Etwas zu sehen ist, freien Eintritt,
selbst an Tagen zu verschaffen, wo dem uͤbrigen Publi-
kum die Thuͤren verschlossen bleiben. Außerdem dient
sie noch, bei Allem, was Einem etwa zustoßen koͤnnte,
sich zu legitimiren. Wer aber etwa auf diese beiden Vor-
theile Verzicht leisten, und den Schein seines Gesandten
nicht auswechseln wollte, der koͤnnte es auf seine Gefahr
auch bleiben lassen, ohne daß Jemand darnach fragen
wuͤrde. Jndessen waͤre das Niemanden zu rathen.

Die Aufenthaltskarte aber kann man nur erhalten,
indem man persoͤnlich auf dem Polizeibuͤreau erscheint,
und von dieser Bedingung dispensirt weder Rang, noch
Geschlecht, noch Alter: denn auch Damen und Kinder
muͤssen sich in Person stellen, weil man da, in der Kar-
te, vom Kopfe bis zum Fuße beschrieben wird. Das
geht indessen außerordentlich schnell. Der dieses Geschaͤfft
verwaltende Sekretaͤr (ein hoͤflicher Mann, und Berli-
ner von Geburt,) uͤberschaut und faßt die ganze Gestalt
mit einem Blicke. Nicht eine halbe Minute hatte er mich
angesehen, so flog seine Feder; meine Groͤße bestimmte
er auf J Metre und 76 Centimetres, worinn er
vermuthlich irrte: denn meinen Reisegefaͤhrten, der of-
fenbar ein wenig groͤßer ist als ich, machte er eben so
schnell um 2 Centimetres kleiner. Dann beschrieb er mit
gleicher Genauigkeit Augen, Haar, Gesichtsform u. s. w.

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[172/0172] irgend ein Mensch um mich bekuͤmmerte; ich nahm Platz im Wirthshause, ohne daß der Wirth mir meinen Paß abfragte. Erst am andern Tage brachte ich denselben zu unserm Gesandten, der mir einen Schein dagegen gab, damit ich diesen im Polizeibuͤreau gegen eine Aufent- haltskarte (permis de sejour) auswechseln sollte. Eine solche Karte hat bekanntlich den Vortheil, dem Jn- haber uͤberall, wo Etwas zu sehen ist, freien Eintritt, selbst an Tagen zu verschaffen, wo dem uͤbrigen Publi- kum die Thuͤren verschlossen bleiben. Außerdem dient sie noch, bei Allem, was Einem etwa zustoßen koͤnnte, sich zu legitimiren. Wer aber etwa auf diese beiden Vor- theile Verzicht leisten, und den Schein seines Gesandten nicht auswechseln wollte, der koͤnnte es auf seine Gefahr auch bleiben lassen, ohne daß Jemand darnach fragen wuͤrde. Jndessen waͤre das Niemanden zu rathen. Die Aufenthaltskarte aber kann man nur erhalten, indem man persoͤnlich auf dem Polizeibuͤreau erscheint, und von dieser Bedingung dispensirt weder Rang, noch Geschlecht, noch Alter: denn auch Damen und Kinder muͤssen sich in Person stellen, weil man da, in der Kar- te, vom Kopfe bis zum Fuße beschrieben wird. Das geht indessen außerordentlich schnell. Der dieses Geschaͤfft verwaltende Sekretaͤr (ein hoͤflicher Mann, und Berli- ner von Geburt,) uͤberschaut und faßt die ganze Gestalt mit einem Blicke. Nicht eine halbe Minute hatte er mich angesehen, so flog seine Feder; meine Groͤße bestimmte er auf J Metre und 76 Centimetres, worinn er vermuthlich irrte: denn meinen Reisegefaͤhrten, der of- fenbar ein wenig groͤßer ist als ich, machte er eben so schnell um 2 Centimetres kleiner. Dann beschrieb er mit gleicher Genauigkeit Augen, Haar, Gesichtsform u. s. w.

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/172>, abgerufen am 21.11.2024.