Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.auf einen großen Bogen drucken, und an allen Straßen- Trotz aller Charlatanerien scheinen aber doch die Viel Spaß haben mir oft die Urtheile über mich Jch will es den Herren besser sagen: sie erhalten auf einen großen Bogen drucken, und an allen Straßen- Trotz aller Charlatanerien scheinen aber doch die Viel Spaß haben mir oft die Urtheile uͤber mich Jch will es den Herren besser sagen: sie erhalten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0155" n="155"/> auf einen großen Bogen drucken, und an allen Straßen-<lb/> ecken anschlagen.</p><lb/> <p>Trotz aller Charlatanerien scheinen aber doch die<lb/> Leute ziemlich alt in Paris zu werden, denn ich habe in<lb/> einem einzigen Tageblatt, unter 28 angezeigten Todes-<lb/> faͤllen, einen Mann von 95, zwei von 81, und noch fuͤnf<lb/> von 79, 76, 70, 65 und 63, also <hi rendition="#g">acht</hi> ziemlich alte<lb/> Leute gefunden.</p><lb/> <p>Viel Spaß haben mir oft die Urtheile uͤber mich<lb/> selbst in den oͤffentlichen Blaͤttern gemacht, und es ver-<lb/> gieng selten ein Tag, wo ich derer nicht zu lesen bekam.<lb/> Der Eine beschwerte sich mit vieler Bitterkeit, daß ich<lb/> der einzige Fremde sey, dessen Stuͤcke die Ehre gehabt,<lb/><hi rendition="#g">ganz,</hi> oder nur mit sehr geringen Abaͤnderungen, auf<lb/> der franzoͤsischen Buͤhne vorgestellt zu werden; alle Uebri-<lb/> ge haͤtten nur Stoffe geliefert. — Wodurch, ruft er<lb/> auf, erhalten sich diese mittelmaͤßigen Dramen? —<lb/> durch die guten Schauspieler? — Nein, denn die naͤm-<lb/> lichen Schauspieler koͤnnen ja nicht verhindern, das so<lb/> viele andere weit bessere Stuͤcke fallen? Man kommt ja<lb/> doch immer wieder, um zu weinen, und sich hintendrein<lb/> uͤber Diejenigen lustig zu machen, welche geweint haben.<lb/> Jn Parenthese gesteht er, daß Laharpe gesagt habe: Les<lb/> épigrammes contre les pleurs sont d'assez mauvaise<lb/> grace. — Nun, endlich, wodurch erhalten sich dann<lb/> meine Stuͤcke? — Durch ihren <hi rendition="#g">moralischen Zweck,</hi><lb/> (gerade Das, was man ihnen in Teutschland abspricht.)<lb/> der sie von den franzoͤsischen Dramen eines Diderot und<lb/> Beaumarchais zu ihrem Vortheile unterscheidet.</p><lb/> <p>Jch will es den Herren besser sagen: sie erhalten<lb/> sich, Trotz allen ihren Fehlern, bloß durch die <hi rendition="#g">Wahr-<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0155]
auf einen großen Bogen drucken, und an allen Straßen-
ecken anschlagen.
Trotz aller Charlatanerien scheinen aber doch die
Leute ziemlich alt in Paris zu werden, denn ich habe in
einem einzigen Tageblatt, unter 28 angezeigten Todes-
faͤllen, einen Mann von 95, zwei von 81, und noch fuͤnf
von 79, 76, 70, 65 und 63, also acht ziemlich alte
Leute gefunden.
Viel Spaß haben mir oft die Urtheile uͤber mich
selbst in den oͤffentlichen Blaͤttern gemacht, und es ver-
gieng selten ein Tag, wo ich derer nicht zu lesen bekam.
Der Eine beschwerte sich mit vieler Bitterkeit, daß ich
der einzige Fremde sey, dessen Stuͤcke die Ehre gehabt,
ganz, oder nur mit sehr geringen Abaͤnderungen, auf
der franzoͤsischen Buͤhne vorgestellt zu werden; alle Uebri-
ge haͤtten nur Stoffe geliefert. — Wodurch, ruft er
auf, erhalten sich diese mittelmaͤßigen Dramen? —
durch die guten Schauspieler? — Nein, denn die naͤm-
lichen Schauspieler koͤnnen ja nicht verhindern, das so
viele andere weit bessere Stuͤcke fallen? Man kommt ja
doch immer wieder, um zu weinen, und sich hintendrein
uͤber Diejenigen lustig zu machen, welche geweint haben.
Jn Parenthese gesteht er, daß Laharpe gesagt habe: Les
épigrammes contre les pleurs sont d'assez mauvaise
grace. — Nun, endlich, wodurch erhalten sich dann
meine Stuͤcke? — Durch ihren moralischen Zweck,
(gerade Das, was man ihnen in Teutschland abspricht.)
der sie von den franzoͤsischen Dramen eines Diderot und
Beaumarchais zu ihrem Vortheile unterscheidet.
Jch will es den Herren besser sagen: sie erhalten
sich, Trotz allen ihren Fehlern, bloß durch die Wahr-
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