Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.len kleine Stücke. Dann werden die Zuschauer mit Ma- 12) Ambigu comique. Ein sehr geschmackloses 13) Theatre olympique. Eins der schönsten und len kleine Stuͤcke. Dann werden die Zuschauer mit Ma- 12) Ambigu comique. Ein sehr geschmackloses 13) Theatre olympique. Eins der schoͤnsten und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="149"/> len kleine Stuͤcke. Dann werden die Zuschauer mit Ma-<lb/> rionetten unterhalten, die recht artig sind. Aber, Him-<lb/> mel! welche Unanstaͤndigkeiten erlaubt man sich hier!<lb/> Da zieht z. B. eine Marionette die Beinkleider aus, und<lb/> zwar so, daß man alles Das, was die Beinkleider ver-<lb/> huͤllten, treulich nachgeahmt zu sehen bekommt.</p><lb/> <p>12) Ambigu comique. Ein sehr geschmackloses<lb/> Theater <hi rendition="#g">Gothische</hi> Saͤulen, <hi rendition="#g">griechische</hi> Basre-<lb/> liefs, <hi rendition="#g">neufranzoͤsische</hi> Draperien. Drei Reihen Lo-<lb/> gen, und <hi rendition="#g">vor</hi> jeder derselben noch eine Gallerie. (Diese<lb/> Bauart findet man in vielen Pariser Theatern, und sie<lb/> scheint mir sehr zweckmaͤßig zu Gewinnung des Raums.)<lb/> Ein sehr besuchtes Stuͤck dieser Buͤhne, dem man auch<lb/> in der That Reichthum der Phantasie nicht absprechen<lb/> kann, ist les mines de Pologne. Die Dekorationen wa-<lb/> ren vortrefflich. Unter andern <hi rendition="#g">schneiete</hi> es einmal im<lb/> letzten Akte so taͤuschend und so dicht, daß der Schnee<lb/> bald die ganze Buͤhne bedeckte, auch auf den Schildwa-<lb/> chen liegen blieb. Die Schauspieler sind nicht schlecht,<lb/> das Ballet taugt aber Nichts. Man giebt hier eine selt-<lb/> same Gattung von Schauspielen, die man <hi rendition="#g">Melodra-<lb/> ma</hi> nennt, wo man uaͤmlich in manchen Szenen ganz<lb/> willkuͤhrlich die Sprechenden durch Musik unterbrechen<lb/> laͤßt.</p><lb/> <p>13) Theatre olympique. Eins der schoͤnsten und<lb/> niedlichsten Theater, wohl fast so groß als das Berliner.<lb/> Durch einen Kreis von Caryatiden, die den zweiten Rang<lb/> der Logen, und daruͤber einen Kreis von Saͤulen, welche<lb/> die Gallerie tragen, wird das Ganze sehr geputzt. Jn<lb/> dem naͤmlichen Geschmacke ist auch der große Foyer er-<lb/> baut, wo oft Baͤlle gegeben werden. Die Gesellschaft<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [149/0149]
len kleine Stuͤcke. Dann werden die Zuschauer mit Ma-
rionetten unterhalten, die recht artig sind. Aber, Him-
mel! welche Unanstaͤndigkeiten erlaubt man sich hier!
Da zieht z. B. eine Marionette die Beinkleider aus, und
zwar so, daß man alles Das, was die Beinkleider ver-
huͤllten, treulich nachgeahmt zu sehen bekommt.
12) Ambigu comique. Ein sehr geschmackloses
Theater Gothische Saͤulen, griechische Basre-
liefs, neufranzoͤsische Draperien. Drei Reihen Lo-
gen, und vor jeder derselben noch eine Gallerie. (Diese
Bauart findet man in vielen Pariser Theatern, und sie
scheint mir sehr zweckmaͤßig zu Gewinnung des Raums.)
Ein sehr besuchtes Stuͤck dieser Buͤhne, dem man auch
in der That Reichthum der Phantasie nicht absprechen
kann, ist les mines de Pologne. Die Dekorationen wa-
ren vortrefflich. Unter andern schneiete es einmal im
letzten Akte so taͤuschend und so dicht, daß der Schnee
bald die ganze Buͤhne bedeckte, auch auf den Schildwa-
chen liegen blieb. Die Schauspieler sind nicht schlecht,
das Ballet taugt aber Nichts. Man giebt hier eine selt-
same Gattung von Schauspielen, die man Melodra-
ma nennt, wo man uaͤmlich in manchen Szenen ganz
willkuͤhrlich die Sprechenden durch Musik unterbrechen
laͤßt.
13) Theatre olympique. Eins der schoͤnsten und
niedlichsten Theater, wohl fast so groß als das Berliner.
Durch einen Kreis von Caryatiden, die den zweiten Rang
der Logen, und daruͤber einen Kreis von Saͤulen, welche
die Gallerie tragen, wird das Ganze sehr geputzt. Jn
dem naͤmlichen Geschmacke ist auch der große Foyer er-
baut, wo oft Baͤlle gegeben werden. Die Gesellschaft
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